Facebook Twitter
Drucken
16. Oktober 2014 | Dipl.-Met. Jens Hoffmann

Schon wieder Halbzeit, aber in einem anderen Spiel

Dass die vor allem im Sport benutzte Terminologie "Halbzeit" derzeit fast schon inflationär in den Medien vorkommt, liegt nicht allein an der Akkumulation von Fußball- oder Handballspielen (die gibt es eigentlich immer). Auch die Meteorologie steuert ihren Teil dazu bei.

Wurde am Mittwoch an dieser Stelle die erste Halbzeit des
meteorologischen Herbstes durchleuchtet, so ist am heutigen
Donnerstag die erste Hälfte des laufenden Oktobers dran.

Dass der Oktober 2014 zumindest bisher ein durchaus Besonderer ist,
dürfte in der Öffentlichkeit weitgehend angekommen sein - spätestens
wenn man sich fragt, wie oft man denn die Heizung schon aufdrehen
musste. Noch gar nicht, werden die meisten sagen, und richtig, der
laufende Oktober zeichnet sich vor allem durch seine - gemessen am
vieljährigen Mittel - weit überdurchschnittlichen Temperaturen aus.
Egal wo man hinschaut, ob Insel oder Küste, Ruhrpott oder
Mittelgebirge, Großstadt oder Provinz, überall blinkt ein dickes Plus
vor der gemessenen Temperaturabweichung auf.
Und auch gefühlt erinnert der Oktober im Großen und Ganzen eher an
den Spätsommer, was u.a. dadurch unterstrichen wird, dass an vielen
Tagen Gewitter aufgetreten sind, was für diesen Monat eigentlich
untypisch ist.

Temperaturmittel 1. bis 15.10. dahinter die Abweichung zum langjährigen Mittel (1961-1990) des Gesamtmonats
Temperaturmittel 1. bis 15.10. dahinter die Abweichung zum langjährigen Mittel (1961-1990) des Gesamtmonats


Kommen wir zunächst mal zum Parameter "Temperatur". Der aktuelle
Mittelwert (1.-15.10.2014), ermittelt aus knapp 500 Stationen des
DWD-Messnetzes, liegt deutschlandweit bei üppigen 13,5°C. Damit
befinden wir uns auf Rekordkurs und deutlich über den Werten der
warmen Oktober 2001 (12,1°C) und 2006 (12,5°C). Ob es letztlich
reichen wird, steht jetzt natürlich noch nicht fest. Tatsache aber
ist, dass die Abweichung gegenüber dem vieljährigen Mittel sage und
schreibe 4,5 Grad beträgt, was klimatologisch betrachtet ein echtes
Pfund ist.
Geht man ins Detail, so liegen die Abweichungen an den einzelnen
Orten zwischen 2,7 Grad (bei Peter Neururer) in Bochum und 5,9 Grad
im bayerischen Gelbelsee. Am wärmsten war es im Mittel mit 15,7°C in
Rheinfelden (in BW an der Grenze zur Schweiz), am kältesten mit
0,8°C, wen wundert´s, auf der Zugspitze. Allerdings stellt diese fast
3000 m hohe Station eine der ganz wenigen Ausnahmen dar, wo nur ein
einstelliger Wert vorm Komma auftritt. Die Flachlandstationen
jedenfalls liegen alle im zweistelligen Bereich. Ach ja, die
Zugspitze ist übrigens auch die einzige Wetterstation des DWD, an der
Luftfrost in 2 m Höhe aufgetreten ist. Am 7. des Monats wurde ein
Minimum von -2,3°C gemessen, was einen angesichts der Höhe nicht
gerade vom Hocker reißt.

Temperaturmittel 1. bis 15.10. dahinter die Abweichung zum langjährigen Mittel (1961-1990) des Gesamtmonats
Temperaturmittel 1. bis 15.10. dahinter die Abweichung zum langjährigen Mittel (1961-1990) des Gesamtmonats


Wie so oft stellt auch diesmal der Niederschlag eine sehr heterogene
Größe dar. Während es an der einen oder anderen Stelle zu Starkregen
reichte, kamen woanders nur ein paar magere Tröpfchen zusammen. In
Zahlen ausgedrückt stellt der Feldberg im Schwarzwald mit knapp 89 mm
den bisher nassesten Ort dar - absolut ausgedrückt. Relativ gesehen
sind das aber nur gut 60 Prozent des vieljährigen Mittels. Das sieht
in Montabaur (RP, Westerwald) ganz anders aus, wurde doch das
Monatssoll mit etwa 166 Prozent bereits jetzt schon weit
überschritten (gemessen etwa 51 mm, vieljähriges Mittel bei 31 mm).
Als bisher trockenster Ort entpuppt sich das kleine Klitzschen unweit
von Torgau in Sachsen, wo gerade mal knapp 5 mm zusammengekommen sind
(rund 10 Prozent).

Kommen wir noch zur Sonnenscheindauer, die ebenfalls beachtliche
Unterschiede zutage fördert. Wenig verwunderlich erscheint die
Tatsache, dass Garmisch-Partenkirchen mit knapp 90 Stunden die
Spitzenposition einnimmt, was nicht zuletzt auf die häufigen
Föhnlagen zurückzuführen ist. Relativ betrachtet sind das aber gerade
mal 60 Prozent, d.h. hier ist noch Luft nach oben.
Das niedersächsische Bassum hingegen ist bereits jetzt bei 88 Prozent
angekommen (gemessen 70,3 Stunden gegenüber 79,8 Stunden im Mittel).
Davon kann man in Zinnwald-Georgenfeld, im Erzgebirge gelegen, nur
träumen. Gerade mal 32 Stunden ließ sich die Sonne blicken, was nicht
nur absolut sondern auch relativ (28 Prozent) das Schlusslicht
darstellt.

Stellt sich abschließend natürlich noch die Frage, wie denn die
zweite Halbzeit des Oktobers ablaufen wird. Nun, dass man vor späten
Überraschungen nicht gefeit ist, hat uns eindrucksvoll das
Länderspiel unserer DFB-Kicker gegen Irland gezeigt. Ob sich die
Atmosphäre ähnlich verhält wie die kämpferischen Iren, lässt sich
natürlich für einen Zeitraum von 15 Tagen nicht vorhersagen.
Nur so viel an dieser Stelle: Bis zum Wochenende bleibt es mild bzw.
vielerorts wird es sogar noch wärmer. Ob dann in der kommenden Woche
mal kühlere Luft aus nördlichen Breiten zu uns findet, ist noch
unsicher. Signale dafür gibt es, aber nach einem wirklichen
Kälteeinbruch sieht es nicht unbedingt aus.




© Deutscher Wetterdienst

Bild: Bernd Hussing

Themenarchiv:

26.04. - Der Frühling legt den Turbo ein - aber der Motor stottert

25.04. - Der geostrophische Wind - in kleiner, "appetitlicher" Portion

24.04. - Ende der spätwinterlichen Witterung in Sicht

23.04. - Eine Reise in den Frühling

22.04. - Was macht das Wetter am "Tag der Erde" oder "Tag der Aprilschauer"?

21.04. - Der Spätwinter mit Schnee und Frost folgt auf den Frühsommer!

20.04. - Winter kehrt im April zurück

19.04. - Zu den Überflutungen in Dubai und deren Hintergründen

18.04. - Vorsicht, kalte Aprilnächte!

17.04. - Welttag des Malbec

16.04. - YUPADEE pustet Deutschland durch

15.04. - Nach Frühsommer-Wochenende nun kühles Aprilwetter

14.04. - Historisch niedrige Eisausdehnung auf den Großen Seen

13.04. - Die Frau der Ringe

12.04. - Jahreszeitenwirrwarr...

11.04. - Neue Intensitätsklassifikation für Tornados: Die Internationale Fujita Skala (IF)

10.04. - Die knieenden Mönche im Schnee

09.04. - Kaltfront leitet markanten Luftmassenwechsel ein

08.04. - Spannender nächtlicher Temperaturverlauf in Oberbayern

07.04. - Ungewöhnlich warmes erstes Aprilwochenende!

06.04. - Start in die Gewittersaison

05.04. - Pollenflug

04.04. - Vom Aprilwetter in den Sommer

03.04. - Der Sturmwarndienst am Bodensee – Blinklichter, die Leben retten

02.04. - Deutschlandwetter im März 2024:

01.04. - DWD führt Kelvin-Temperaturskala in Wetterberichten ein

31.03. - Die Wüste auf Osterbesuch

30.03. - Lösung Osterquiz

29.03. - Osterquiz

28.03. - Osterkomet Pones-Brookes auf Kurs