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13. Juni 2014 | Dipl.-Met. Johanna Anger

Auf die Windrichtung kommt es an

Eine Hitzewelle am vergangenen Pfingstwochenende und zu Beginn dieser Woche brachte Deutschland vielerorts Temperaturen über 30 Grad und örtlich sogar neue Temperaturrekorde.

An den letzten beiden Tagen waren Höchstwerte über 25 Grad nur noch in der Südhälfte Deutschlands anzutreffen und ab dem morgigen Samstag wird die warme Luftmasse endgültig aus Deutschland verdrängt sein. In den kommenden Tagen werden dann meist nur noch Höchstwerte um 20 Grad erwartet. Doch wie kommen solche markanten Temperaturwechsel zu Stande?

Großwetterlage am 6. Juni: Durch eine südliche Strömung gelangte heiße Saharaluft zu uns
Großwetterlage am 6. Juni: Durch eine südliche Strömung gelangte heiße Saharaluft zu uns


Ganz entscheidend ist dabei die Windrichtung. Ausschlaggebend für die
hohen Temperaturen war die Luftdruckverteilung über Europa und dem
Ostatlantik. Ein umfangreiches Tiefdruckgebiet westlich der
Britischen Inseln und weitere kleinräumige Tiefdruckgebiete über
Westeuropa standen hohem Luftdruck über Osteuropa gegenüber. Da die
Luft auf der Nordhalbkugel um ein Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn,
um ein Tiefdruckgebiet gegen den Uhrzeigersinn strömt, lag ganz
Deutschland in einer südlichen Strömung. Eine solche Strömung
bedeutet, dass die Luft vom Mittelmeer, der Iberischen Halbinsel oder
aus Nordafrika zu uns kommt und somit subtropischen Ursprungs ist.
Auf ihrem Weg über das Mittelmeer hatte diese Luft, die in den
letzten Tagen bei uns wetterbestimmend war, viel Feuchtigkeit
aufgenommen. Sie vermischte sich schließlich noch mit Atlantikluft
aus dem Bereich westlich von Portugal, die ebenfalls sehr feucht war.
So wurde es bei uns mit Temperaturen teils über 35 Grad nicht nur
heiß, sondern auch recht schwül. In dieser Luftmasse entwickelten
sich immer wieder kräftige Gewitter, die regional auch
Unwettercharakter annahmen.

Die allmähliche Umstellung dieser Wetterlage und somit die Zufuhr
kälterer Luftmassen zumindest in Bodennähe begann schon ab Dienstag.
Das Tiefdruckgebiet westlich von uns zog unter Abschwächung Richtung
Nordeuropa. Nachfolgend setzte sich, ausgehend vom Azorenhoch, hoher
Luftdruck über dem Westen Europas durch und erreichte am Mittwoch
schließlich den Westen und Norden Deutschlands. Die Luft strömte
somit nicht mehr aus dem Süden, sondern von der mit
Wassertemperaturen um 15 Grad noch relativ kalten Nordsee zu uns. So
war es in den küstennahen Regionen mit Höchstwerten zwischen 19 und
24 Grad am Mittwoch schon deutlich kühler als zuvor. In den weiteren
Regionen Deutschlands blieb die warme, beziehungsweise heiße
Luftmasse zunächst noch vorhanden.

Mittlerweile ist östlich von uns eine hochreichende und umfangreiche
Zone tiefen Luftdrucks entstanden, die sich von Russland bis nach
Skandinavien erstreckt. Gleichzeitig hat sich das Hochdruckgebiet
weiter nach Mitteleuropa ausgedehnt. Die Verhältnisse haben sich also
gegenüber Anfang dieser Woche genau umgekehrt: letzte Woche lag das
Hoch im Osten und das Tief im Westen, nun das Hoch im Westen und das
Tief im Osten. Somit konnte sich zwischen diesen beiden Druckgebilden
eine nordwestliche Strömung einstellen, so dass kältere Luft polaren
Ursprungs zu uns weht. Mittlerweile ist die kühlere Luft bis in die
Mitte Deutschlands vorgedrungen. Spätestens morgen wird die warme
Luftmasse auch aus dem Süden Deutschlands abgedrängt werden. Dann
erwarten uns tagsüber deutschlandweit nur noch Höchstwerte zwischen
17 und 23 Grad.

An dieser Strömungskonstellation wird sich auch am Wochenende und zu
Beginn der neuen Woche erst mal nichts ändern, so dass ein erneuter
Anstieg der Temperaturen auf sommerliche Werte über 25 Grad vorerst
nicht in Sicht ist.




© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD

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