10. Februar 2014 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Stürmisches und wenig winterliches Wochenende
Auch in diesem Februar zeigt sich der Winter bezüglich der Temperaturen von seiner zahmen und milden Seite. Dafür dreht er beim Wind zeitweise richtig auf.
Wie nun schon häufiger im Thema des Tages beschrieben wurde,
dominiert in diesem Winter über weite Strecken eine Westwetterlage.
Nur selten und zeitlich sehr begrenzt konnte sich bisher ein Hoch
über Mitteleuropa etablieren und das Wetter beruhigen.
So gibt es auch derzeit keine Anzeichen dafür, dass das Azoren- oder
das Russlandhoch in naher Zukunft ihre Fühler nach Mitteleuropa
ausstrecken. Stattdessen entwickeln sich über dem Atlantik immer
wieder neue Tiefdruckgebiete, die über die Britischen Inseln hinweg
nach West- und Nordeuropa ziehen. Mit teils starken südwestlichen
Winden wird dabei weiterhin milde Luft vom Atlantik oder aus dem
Mittelmeerraum nach Deutschland transportiert. Am vergangenen
Wochenende sorgten Qumaira und Ruth gleich doppelt für Sturm und
teils frühlingshafte Temperaturen.
Am letzten Freitag wurden große Teile Deutschlands vom Starkwindfeld
Qumairas erfasst. Die höchsten Windgeschwindigkeiten wurden dabei im
Westen und in der Mitte gemessen. In Lagen unterhalb von 600 m
meldete der sehr exponierte Gipfel des rheinland-pfälzischen
Weinbiets mit 109,8 km/h (Bft 11) die Spitzenböe, gefolgt von
Leinefelde in Thüringen (99,7 km/h; Bft 10) und Wernigerode in
Sachsen-Anhalt (97,9 km/h; Bft 10). Im höheren Bergland ragten die
"üblichen Verdächtigen" heraus. Auf dem Brocken fegten 148 km/h (Bft
12) über das Plateau und auf der Zugspitze führte der Föhn zu
Spitzenwindgeschwindigkeiten von 145,1 km/h (Bft 12).
Die höchsten Temperaturen gab es entgegen des Tagesgangs häufig schon
am Vormittag mit dem Höhepunkt der Zufuhr an subtropischer Luft aus
Südwesten. In Kiefersfelden-Gach an den Alpen wurde sogar die
18-Grad-Marke knapp geknackt. Aber auch die Bewohner von München,
Rosenheim und Jena durften sich noch über Werte oberhalb von 15 Grad
freuen. Selbst im höheren Bergland (> 600 m) war es ungewöhnlich
mild. Mit Föhnunterstützung stieg das Quecksilber in
Garmisch-Partenkirchen (719 m) auf 14,7 Grad.
Am Samstag beruhigte sich der Wind zwar ein wenig, aber insbesondere
im Westen sowie im Mittelgebirgsraum traten durch Tiefausläufer von
Tief Ruth immer noch starke bis stürmische Böen, örtlich auch noch
Sturmböen auf. So registrierte in tieferen Lagen dieses Mal
Wernigerode (Harz) mit 79,6 km/h (Bft 9) die Spitzenböe. In Aachen
oder auf dem Weinbiet wurden mit 77,8 (Bft 9) km/h bzw. 74,2 (Bft 8)
km/h nur unwesentlich geringere Werte gemeldet. Im höheren Bergland
wurde wieder Orkanstärke erreicht. An der Station Freudenstadt
(Schwarzwald) wurden 124,2 km/h gemessen. Auf dem Brocken im Harz und
dem Feldberg im Schwarzwald waren es mit 112,7 km/h bzw. 109,1 km/h
noch orkanartige Böen.
Bei den Höchsttemperaturen ging es ebenfalls nur leicht runter.
Insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg traten ähnlich milde
Temperaturen wie am Vortag auf. In Oberbayern sowie am Oberrhein
stieg die Temperatur wieder auf deutlich über 10 Grad an. Den
Höchstwert lieferte am Samstag Wielenbach (Bayern) mit 13,3 Grad.
Auch im höheren Bergland wurde nur ein geringer Temperaturrückgang
verzeichnet. Lediglich in den Höhenlagen von Schwarzwald und Harz
sanken die Temperaturen in den negativen Bereich. Auf dem Fichtelberg
im Erzgebirge und auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald blieb es
allerdings bei leichten positiven Werten.
Am gestrigen Sonntag war es vor allem im Westen und Nordwesten sowie
im höheren Bergland stürmisch. Verbreitet wurde dort wieder
Windstärke 8 oder 9 erreicht. Auf dem exponierten Weinbiet wurden
dabei 94,3 km/h (Bft 10) registriert. In Ahaus und Aachen traten noch
Böen um 79 km/h (Bft 9) auf. Im Gegensatz zu den Vortagen drehte der
Wind nun auch an den Küsten einen Gang hoch. Die 87,1 km/h auf
Helgoland oder 84,2 km/h (beides Bft 9) in List auf Sylt sind jedoch
für die sturmerprobten Küstenbereiche eher uninteressant. Die
maximalen Windgeschwindigkeiten im Bergland blieben im Vergleich zum
Vortag auf einem konstanten Niveau. Der Brocken war wieder mit
Orkanböen dabei. Sonst schwankten die Windspitzen meist zwischen 70
und 100 km/h.
Nachdem der Föhn an den Alpen zusammengebrochen war und auch dort
westlicher Wind vorherrschte, gingen die Temperaturen im Alpenvorland
deutlich zurück. Im vieljährigen Vergleich waren die
Höchsttemperaturen in Deutschland bei 4 bis 11 Grad jedoch weiterhin
deutlich zu hoch. Den Höchstwert lieferte Pabstorf (Sachsen-Anhalt)
mit 10,5 Grad. Im Bergland war es bei maximalen Werten um 6 Grad auf
600 m und lediglich um -2 Grad zwischen 1000 und 1500 m weiterhin
wenig winterlich.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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