11. Januar 2014 | Dipl.-Met. Olaf Pels Leusden
Wo bleibt die russische ´Kältepeitsche´?
Der Winter der letzten Tage erinnerte doch eher an den Frühling als den Winter. Am Donnerstag noch wurden am Fuße des Schwarzwaldes in Ohlsbach und Buchenbach noch Werte bis 17 Grad erreicht und in weiten Teilen Deutschlands setzte durch die hohen, meist zweistelligen Temperaturen der Flug von Erlen- und Haselnusspollen ein, ganz zum Missfallen der Allergiker.
Nun fragt man sich, wo bleibt der Winter? Er findet sich derzeit mit
Tagestemperaturen zwischen -4 und -15, örtlich auch unter -20 Grad im
Norden Skandinaviens und im Nordwesten Russlands. Dagegen ist milde
Luft mit Werten um oder über 0 Grad in die Region weit östlich von
Moskau eingedrungen. Daher wäre die günstigste Konstellation für
Winter bei uns, wenn mit nördlichen oder nordöstlichen Winden die
skandinavische Kaltluft angezapft wird, was bei einem Hoch über dem
Nordmeer der Fall wäre, das nördliche bis nordöstliche Winde bringen
könnte. Die hier und da erwähnte russische ´Kältepeitsche´ oder kurz
gesagt ´Russenpeitsche´ würde also nicht so recht greifen, da mit
östlichem Wind zunächst die nicht sehr kalte Mischluft zu uns kommen
würde.
Und die Variante mit dem Hoch über dem Nordmeer entwickelt sich am
Sonntag und Montag jedenfalls ansatzweise, denn das Hoch ist mit
einem Kerndruck von ungefähr 1025 hPa nicht sehr kräftig. Tatsache
ist, dass die Kaltfront eines nach Russland ziehenden Tiefs die
skandinavische Kaltluft am Sonntag und Montag in den Norden Polens,
ins Baltikum und von dort bis zum nördlichen Schwarzen Meer strömen
lässt. In Osteuropa wird es also in den nächsten Tagen deutlich
kälter einschließlich der Region um die Olympiastadt Sotschi. Reste
der Kaltluft erreichen ab Sonntagabend auch Vorpommern und am Montag
kommt die Kaltluft noch etwas südwestwärts voran, so dass im
Nordosten örtlich etwas Schnee fallen kann.
Gleichzeitig strömt mit einem atlantischen Tiefausläufer eher etwas
mildere Luft ins restliche Deutschland.
Da die Tiefs in der neuen Woche dann vom Atlantik eher ins Mittelmeer
ziehen, dreht die Strömung bei uns eher auf Ost, so dass die
ursprünglich aus Skandinavien stammende Kaltluft bei uns nach Westen
hin an Raum gewinnt. So simuliert das deutsche und amerikanische
Vorhersagemodell am Mittwoch im Osten bereits Tageshöchstwerte um 0
Grad und am Donnerstag häufig sogar Dauerfrost zwischen 0 und -3
Grad.
Insgesamt wird aber bei diesem Kaltlufteinbruch noch nicht mit viel
Schneefall zu rechnen sein und im Südwesten und Westen bleibt es mit
3 bis 6 Grad noch recht mild, wenngleich zweistellige Werte in weiter
Ferne liegen.
Festhalten kann man auf jeden Fall, dass der Winter etwas
abgeschwächt wahrscheinlich den Nordosten erreicht. Damit steigt die
Chance auf stärkere Schneefälle bei uns ab dem Donnerstag. Das würde
passieren, wenn vom Atlantik ein Tief zu uns oder Richtung Alpen
zieht, so dass auf seiner Nordseite es zu länger andauernden
Schneefällen kommen kann.
Dies ist allerdings aus heutiger Sicht noch nicht vorhersagbar.
Winterliches Wetter ist aber auf jeden Fall in greifbarer Nähe
zumindest im Nordosten von Deutschland und im Bergland, was den
Winterfan freuen wird.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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