Offenbach, Samstag, den 15.11.2025 | Dipl.-Met. Martin Jonas
Erstes - aber nur sehr zaghaftes - Winterintermezzo.
Der November ist nun auch schon wieder zur Hälfte rum, und die Atmosphäre zeigt in den kommenden Tagen, dass der Winter vor der Türe steht.
Bisher hat Tief PEPE von seiner Position über dem östlichen Atlantik ja noch weite Teile Deutschlands mit subtropischer Warmluft versorgt. Was dafür sorgte, dass gestern nochmals punktuell Höchstwerte über 20°C gemessen wurden, so z. B. in Schwäbisch Gmünd mit 20,1°C, vor allem aber an den Alpen (z. B. Oy-Mittelberg 20,8°C, Bad Kohlgrub sogar 22,0°C). Aber PEPE verliert an Kraft, und im Norden, nördlich einer markanten Luftmassengrenze, ist ja auch schon Kaltluft am Start, so dass es dort gestern maximal einstellige Werte gab (z. B. Hohn bei Rendsburg in Schleswig-Holstein nur 7,4°C).

Die Wetterumstellung in den kommenden Tagen sorgt dann dafür, dass die Kaltluft einen kräftigen Schubser bekommt und in der Folge deutlich nach Süden vorankommt. Dabei ist folgender Ablauf von den Modellen geplant: Im Zirkulationsfeld von PEPE soll sich ein kleinräumiges Tief etablieren, welches am heutigen Abend an der französisch-belgischen Grenze aufschlägt. Dieses Tief wandert im Verlauf der Nacht über Norddeutschland hinweg (wo es in der Folge weiteren Regen gibt) und erreicht morgen die Ostsee.
Schon allein die Tatsache, dass wir (bzw. insbesondere der Norden Deutschlands) auf die Rückseite des Tiefs kommen, sorgt für eine Drehung des Windes auf Nord bis Nordwest und als Konsequenz daraus für eine Verschiebung der Luftmassengrenze nach Süden. Ein zweiter Aspekt ist der, dass das kleinräumige Tief über der Ostsee als südliche Spitze einer langgestreckten Tiefdruckzone fungiert, die sich vom Nordmeer über Finnland bis ins östliche Mitteleuropa breitmacht (oder besser "langmacht"). Diese Konstellation sorgt dafür, dass für reichlich Nachschub an Polarluft gesorgt ist, denn diese kann ohne große Umwege aus dem hohen Norden auf einer "Kaltluftautobahn" direkt zu uns strömen.
Dafür, dass die Kaltluft nicht falsch abbiegt, sorgt dann zu guter Letzt und sozusagen als dritter Faktor eine sich kräftigende Hochdruckzone über dem Nordatlantik. Diese weitet sich nach Süden aus und lässt den Luftdruck über den Britischen Inseln, später auch über Frankreich deutlich steigen. Somit hat schlussendlich die Polarluft gar keine andere Chance mehr als direktemang zu uns nach Mitteleuropa zu strömen.
Nachdem nunmehr die Hintergründe der Wetterentwicklung beleuchtet sind, können wir noch einen Blick auf die Wetterausprägung werfen. Am morgigen Sonntag bleibt es in der Südhälfte wohl trocken, mitunter zeigt sich auch die Sonne, dem Sonntagsausflug steht dort nichts im Wege. Über der Nordhälfte dagegen regnet es. Diese Regenfälle greifen allmählich in die Mitte aus, während es von der Nordsee her freundlicher wird, bevor zum Abend erneut Schauer (Graupel, kurze Gewitter) aufziehen. Mit anderen Worten: Wer nach draußen will, sollte sich entsprechend kleiden bzw. "ausrüsten". Die Regenfälle sind dabei übrigens nichts anderes als die o. e. Luftmassengrenze, die sich allmählich nach Süden vorarbeitet.
In der Nacht zum Montag gibt es dann im Süden viel Regen, in Hochlagen auch die ersten Flocken, im Norden Schauer, an den Küsten stark böigen, an der Nordsee sogar "bissigen" Wind mit Sturmböen; eine ebenso kurze wie vielerorts zutreffende Bezeichnung könnte da "Schmuddelwetter" oder "Schietwetter" sein.

Am Montag "prallt" die Kaltluft dann gegen die Alpen. Der Süden bekommt einiges an Regen ab, der in höheren Lagen zunehmend in Schnee übergeht. Im Norden Schauer, dazu allgemein lebhafter, an den Küsten auch starker bis stürmischer Wind - eigentlich schade, dass das Wort "Schmuddelwetter" schon gefallen ist. Immerhin: Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass dann die ersten Schneebilder die Runde machen dürften, und das nicht nur aus den Alpen, auch in den Hochlagen der Mittelgebirge kann sich - teils aber wohl nur vorübergehend - eine dünne Schneedecke ausbilden. Die Höchstwerte sind dann am Montag allenfalls noch einstellig, und nachts gibt es verbreitet Frost - da gilt es auf Glätte zu achten.
Wetter- und Warnlage für Deutschland
am Sonntag, 16.11.2025, 05:00 Uhr
[anzeigen]
Heute oftmals unbeständig, dabei von Norden allmählich zurückgehende
Temperaturen, gegen Abend an der Nordsee zunehmend windig bis
stürmisch.
Wetter- und Warnlage:
Über Norddeutschland liegt eine Luftmassengrenze, die polare
Meereskaltluft im Norden von subtropischer Warmluft im übrigen Land
trennt. Diese verlagert sich allmählich südwärts zunächst bis in die
Mitte und erreicht zu Wochenbeginn den Alpenraum, womit sich
schließlich landesweit polare Kaltluft durchsetzt.
WIND/STURM:
Heute früh in Kamm- und Gipfellagen der zentralen Mittelgebirge
einige stürmische bzw. Sturmböen (Bft 8-9), rasch nachlassend mit
Tagesbeginn.
Ab heute Abend auf den Nordseeinseln zunehmender Wind aus Nord bis
Nordwest mit steifen Böen um 60 km/h (Bft 7). In der Nacht zum Montag
weiter zunehmend, dann vermehrt stürmische Böen, exponiert auch
Sturmböen Bft 8-9 (60-70, exponiert 80 km/h). Auch im angrenzenden
Binnenland einige steife Böen Bft 7.
NEBEL:
In der Nacht zum Sonntag in der Mitte und im Süden bei größeren
Auflockerungen stellenweise Nebel, örtlich mit Sichtweiten unter 150
m.
In der Nacht zum Montag in der Südhälfte örtlich Nebel mit
Sichtweiten unter 150 m.
FROST:
In der Nacht zum Montag im zentralen Bergland oberhalb 400 bis 600 m
leichter Frost um -1 Grad.
Detaillierter Wetterablauf:
Heute früh in der nördlichen Landeshälfte weitgehend bedeckt,
gebietsweise Regen. Nur nahe der dänischen Landesgrenze bereits
Aufklaren und niederschlagsfrei. Im Südwesten meist klar,
stellenweise Nebel. Sonst wechselnd bewölkt und örtlich etwas Regen.
Temperaturen zwischen 11 und 3 Grad, an der dänischen Grenze leichter
Frost bis -1 Grad.
Tagsüber im äußersten Norden Auflockerungen, trocken. Südlich davon
bis zur Mitte stark bewölkt und zeitweise Regen. Südlich des Mains
nach örtliche Nebelauflösung zunächst heiter oder wechselnd bewölkt,
im Tagesverlauf Bewölkungszunahme und gebietsweise schauerartiger
Regen. Nördlich der Mittelgebirgsschwelle 6 bis 9, sonst 10 bis 15
Grad. Schwacher bis mäßiger Wind, im Norden aus nördlicher, sonst aus
unterschiedlicher Richtung. Gegen Abend an der Nordsee zunehmend
stark böig bis stürmisch.
In der Nacht zum Montag meist stark bewölkt und zeitweise teils
schauerartiger Regen. An der Nordsee einzelne kurze Gewitter nicht
ausgeschlossen. In höheren Lagen des nördlichen Berglandes Übergang
in Schneefall. Tiefstwerte in der nördlichen Landeshälfte 4 bis 0,
sonst 8 bis 4 Grad. Im zentralen Bergland leichter Frost. An der
Nordsee stürmisch, auf den Inseln auch Sturmböen aus Nord bis
Nordwest.
Am Montag im Süden und Südosten überwiegend bedeckt mit Regenfällen,
langsam an die Alpen zurückziehend. Dort rasch absinkende
Schneefallgrenze bis in Tallagen. In den übrigen Regionen wechselnd
bewölkt mit Schauern, vereinzelt auch kurze Graupelgewitter,
Schneefallgrenze 400 bis 600 m. Im Norden und Nordwesten am
Nachmittag zunehmend Aufheiterungen und länger trocken.
Höchsttemperatur 4 bis 9 Grad. Mäßiger West- bis Nordwestwind, an der
Nordsee stürmisch.
In der Nacht zum Dienstag an den Alpen anfangs noch Schneefall,
langsam abklingend. Sonst teils wolkig, überwiegend aber gering
bewölkt, einzelne Regen-, im Bergland oberhalb von 400-600 m
Schneeschauer. Tiefstwerte +2 bis -4 Grad, direkt an der See um +4
Grad. Stellenweise Glättegefahr, an den Küsten stark böiger Nordwest-
bis Westwind.
Am Dienstag im Norden und Westen stark bewölkt oder bedeckt und
zeitweise Regen. In den weiteren Landesteilen Wechsel von Wolken,
Auflockerungen und bevorzugt im Süden längeren sonnigen Phasen, dabei
weitgehend trocken. Höchstwerte 3 bis 7 Grad. Im Norden mäßiger,
Richtung Küste teils frischer Südwest- bis Westwind. Sonst meist
schwachwindig.
In der Nacht zum Mittwoch im Süden und Südosten teils hochnebelartig
bedeckt, teils gering bewölkt und meist niederschlagsfrei. Sonst
viele Wolken und zeitweise Regen, im höheren Bergland etwas
Schneefall. Abkühlung auf +3 Grad im Nordwesten und bis -5 Grad an
den Alpen. Örtlich Glätte.
Am Mittwoch im Osten und Südosten noch einige Auflockerungen und
meist trocken. Sonst aus dichten Wolken zeitweise Regen, im Bergland
teils Schnee. Höchstwerte 3 bis 7 Grad. Schwacher bis mäßiger, an der
See und im höheren Bergland frischer bis starker und auf südliche
Richtungen drehender Wind. In exponierten Gipfellagen Sturmböen.
In der Nacht zum Donnerstag vielfach stark bewölkt, zeit- und
gebietsweise Niederschlag, teils Regen, vor allem im Bergland teils
Schnee. Tiefstwerte +2 bis -3 Grad.
Deutscher Wetterdienst, VBZ Offenbach, M.Sc. Felix Dietzsch