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08. Mai 2017 | Dipl.-Met. Johanna Anger

"Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist"

"Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist"

Datum 08.05.2017

Die Tage zwischen dem 11. und dem 15. Mai werden in Deutschland als Eisheilige bezeichnet. Ob uns nochmal Nachtfröste erwarten, erfahren Sie im heutigen Thema des Tages.

Das Sprichwort ist nur eines von vielen, die sich rund um die Bauernregel der Eisheiligen ranken. Bei Landwirten und Gärtnern sind die Eisheiligen berüchtigt, denn die Botschaft lautet, dass frostempfindliche Pflanzen erst nach diesem Zeitraum gesät oder gepflanzt werden sollten, da dann die Gefahr für Frost und Bodenfrost deutlich abnimmt.

Aus meteorologischer Sicht handelt es sich bei den Eisheiligen um eine sogenannte Singularität, also um einen Wetterregelfall. Meist herrscht die Auffassung vor, dass speziell an den Tagen vom 11. bis zum 15. Mai mit einer kalten Witterung zu rechnen ist. Das ist allerdings nicht der Fall. Vielmehr bedeutet diese Singularität, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit bis weit in den Mai hinein nochmal zu einem Kaltlufteinbruch kommen kann, der vor allem in den Nächten für frostige Temperaturen sorgt.



Kaltlufteinbrüche sind also auch im späten Frühjahr nichts Ungewöhnliches. In diesem Jahr mag nun aber der ein oder andere Landwirt, Weinbauer oder Gärtner etwas sorgenvoller den kommenden Tagen entgegen sehen. Denn Ende März und Anfang April gab es bereits einige sehr warme Tage, teils mit Höchstwerten über 25 Grad. Dies hatte zur Folge, dass die Vegetation vielerorts schon weit voranschritt. Entsprechend groß waren die Frostschäden in der Landwirtschaft nach einem markanten Kaltlufteinbruch Mitte April, als die Temperatur in den Nächten teilweise bis auf minus 7 Grad zurückging.

Und wie ausgeprägt sind die Eisheiligen in diesem Jahr?

Nach einem ohnehin relativ kühlen Start in den Mai erwartet uns nun tatsächlich nochmal ein Temperaturrückgang. Aber um es gleich vorweg zu nehmen, so markant wie im April wird die Abkühlung nicht ausfallen.

Eingeleitet wird dieser erneute Kaltluftvorstoß bereits am heutigen Montag, wenn die Kaltfront eines Tiefs über dem Osten Europas von Norden auf Deutschland übergreift und bis zum Abend die mittleren Landesteile erreicht. Rückseitig der Kaltfront gelangt mit einer nördlichen Strömung nochmal ein Schwall Kaltluft polaren Ursprungs zu uns.



Empfindlich kalt wird es vor allem in den kommenden zwei Nächten. Dann ist bei teils klarem Himmel nochmal gebietsweise leichter Frost bis minus 2 Grad, lokal bis minus 4 Grad zu erwarten. In der kommenden Nacht zum Dienstag sind davon vor allem Teile von Nord- und Ostdeutschland betroffen, in der Nacht zum Mittwoch besteht dann vor allem im Süden und in den nördlichen Mittelgebirgen örtlich Frostgefahr. Mit Bodenfrost muss dagegen deutlich verbreiteter gerechnet werden, lokal können die Temperaturen in Bodennähe sogar bis auf minus 6 Grad absinken. Frostempfindliche Pflanzen sollten also nach Möglichkeit noch mal geschützt werden.

Mit dem morgigen Dienstag ist aber bereits der Tiefpunkt der Temperaturentwicklung erreicht. Im weiteren Verlauf der Woche geht es mit den Temperaturen langsam von Südwesten wieder aufwärts. Wir gelangen zunehmend auf die Vorderseite eines umfangreichen Tiefs über dem Ostatlantik. Dadurch dreht die Strömung allmählich auf südliche Richtungen, wodurch wärmere Luft zu uns geführt wird. In der Nacht zum Donnerstag besteht im Osten und Süden nochmal Bodenfrostgefahr, in der Nacht zum Freitag ist nur noch im äußersten Nordosten lokal Bodenfrost zu erwarten. In den nachfolgenden Nächten bleibt es überall frostfrei. Dann wird die wärmere Luft auch den Nordosten Deutschlands erreichen.



© Deutscher Wetterdienst