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05. Mai 2017 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

"Hoch Nordmeer-Fennoskandien, überwiegend zyklonal"

"Hoch Nordmeer-Fennoskandien, überwiegend zyklonal"

Datum 05.05.2017

Im Zeitraum zwischen dem vergangenen Wochenende und dem gestrigen Donnerstag wurde unser Wetter von einem markanten, wenn auch zeitweilig gestörten Hochdruckgebiet über dem Europäischen Nordmeer sowie der Halbinsel Fennoskandien und meist tiefem Luftdruck weiter südlich bestimmt. Der wissenschaftliche Ausdruck für eine derartige Großwetterlage lautet "Hoch Nordmeer-Fennoskandien, überwiegend zyklonal".

Während seit dem vorigen Wochenende über Zentraleuropa meist relativ niedriger Luftdruck herrschte, lag über der Halbinsel Fennoskandien sowie dem Europäischen Nordmeer ein markantes, wenn auch zeitweilig gestörtes Hochdruckgebiet namens SONJA. In der mittleren und höheren Troposphäre über West- und Mitteleuropa dominierte meist niedriges Geopotential, wogegen der überwiegend hohe Luftdruck in Nordeuropa durch Warmluft mit entsprechend hohem Geopotential gestützt wurde.


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Vom Standpunkt der synoptischen Klimatologie ausgehend bietet sich für die vergangenen Tage die Klassifizierung der Großwetterlage als zyklonal geprägtes "Hoch Nordmeer-Fennoskandien" (wiss. Abkürzung HNFz) an, wobei "zyklonal" für den Tiefdruckeinfluss in Mitteleuropa steht. "HNFz" zählt zu den meridionalen Zirkulationsformen, d.h. der in Nord-Süd-Richtung orientierte Anteil der atmosphärischen Strömung über dem Kontinent überwiegt gegenüber der zonalen, also in West-Ost-Richtung verlaufenden Strömungskomponente.

Die eigentliche Frontalzone, also der Übergangsbereich zwischen Polarluft und ursprünglich subtropischen Luftmassen lag meist nördlich des Hochs und damit deutlich in Richtung Arktis verschoben. In der über Mitteleuropa östlichen Bodenströmung führte diese "Konstellation" mehrfach zum Aufgleiten von warmer auf kalte Luft, so dass sich Frontensysteme mit Niederschlagsfeldern bildeten.

Am gestrigen Donnerstag, den 04.05.2017, kam es nach einer Intensivierung des Höhentiefs über Frankreich zur konvektiven Verstärkung der Aufgleitvorgänge, so dass die Niederschläge vielerorts von Blitz und Donner begleitet wurden. Schwerpunkt der Gewittertätigkeit war die Südhälfte Deutschlands, etwa der Alpenrand sowie das Rhein-Main-Gebiet. Beispielsweise wurden an der Meßstation Marktoberdorf-Sulzschneid im Ostallgäu (790 m Höhe) innerhalb einer Stunde zwischen 13:00 und 14:00 Uhr MESZ 32 L/m² Regen gemessen. Insgesamt ergiebige Niederschläge gab es darüber hinaus u.a. auch in Vorpommern.

Weiter oben finden Sie Wetterkarten des nordatlantisch-europäischen Raumes vom Donnerstag, den 04.05.2017, 00:00 Uhr UTC. Die obere Abbildung zeigt die vom amerikanischen Vorhersagemodell GFS berechneten Luftdruck- und Geopotentialverhältnisse, die untere ist eine vom Deutschen Wetterdienst analysierte Bodenwetterkarte mit den im Rahmen der Aktion "Wetterpate" der Freien Universität Berlin "getauften" Hoch- und Tiefdruckgebieten.



© Deutscher Wetterdienst