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08. Januar 2017 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Eiswein

Eiswein

Datum 08.01.2017

Das eiskalte Winterintermezzo der letzten Tage hat uns in der Folge nicht nur Glatteis, sondern auch einen edlen Tropfen beschert.

Hoch Angelika und Tief Benjamin haben uns ein glattes Wochenende beschert. Angelika brachte die Kälte, Benjamin den Niederschlag, der je nach Region zu verschiedenen Glättetypen führte. Über die Glättearten können Sie sich im Thema des Tages vom 8.12.2016 informieren. (http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/12/8.html). Einer solchen Glättelage geht im Regelfall sehr kaltes Wetter voraus. Heute aber sprechen wir nicht von der eher negativen Folge Eisregen, sondern vom eher positiven Folgeprodukt Eiswein, der bei kalten meteorologischen Voraussetzungen gelesen werden kann.



In den Weinbaugebieten von Hessen und Rheinland Pfalz war Dank Hoch Angelika endlich mal wieder Eisweinwetter, denn wegen der geografischen Lage des Hochs kam die Polarluft zu uns, ohne vom warmen Nordatlantik aufgewärmt zu werden. Das Eisweinwetter leitet sich aus der Definition des Eisweins ab, einem recht teuren Getränk zu ca. 50-250 EUR je Liter. Im Regelfall wird er bei aus Weißweinen wie Riesling oder Silvaner hergestellt, aber auch Rotweine werden dazu verarbeitet. Der Eiswein muss, wie der Name schon sagt, bei eiskaltem Wetter geerntet werden. Notwenig dazu sind Temperaturen von minus 7 Grad oder darunter über einen gewissen Zeitraum, der nicht exakt festgelegt ist. Auf besondere Qualität erpichte Winzer nehmen drei Stunden als minimale Zeit, wenn möglich an zwei aufeinanderfolgenden Nächten. Bei dieser Temperatur kristallisiert das reine Wasser, nicht aber das Wasser um die Zuckermoleküle. Damit bleibt nach dem sofortigen Pressen der Trauben nur konzentrierter Saft übrig sodass diese Weine sehr süß sind. Da sie aber gleichzeitig hocharomatische Säure besitzen, sind es nicht einfach nur süße Weine, sondern Prädikatsweine.

Warum sind sie so teuer? Unter anderem spielen folgende Gründe eine Rolle: 1. Die Weintrauben müssen viel länger am Stock hängen als normale Trauben. Dabei verlieren sie an Wasser und damit an Flüssigmasse. Der Ertrag pro Hektar ist also deutlich geringer. 2. In den deutschen Weinbaugebieten wird es immer häufiger Jahre geben, in denen die für Eiswein geforderte Temperatur erst mit dem Spätwinter im Februar oder den gesamten Winter nicht auftritt. Dann gleichen die Trauben eher Eisrosinen oder eine Eisweinlese ist überhaupt nicht möglich und die Mühe gänzlich vergebens. 3. Die Erntekosten liegen natürlich über denen einer normalen Lese, allein der "Nacht- bzw. Temperaturwächter" verbringt oft sinnlose Zeit im Wingert.

Man kann natürlich die Ernte des Eisweins auch schon bei geringeren Minusgraden durchführen; dann aber steigt den Winzern zumindest die eigene Genossenschaft auf die Füße. In diesem Jahr aber müssen wir uns Dank Hoch Angelika darum nicht sorgen. Freitag und Samstag früh lag die gesamte rheinhessische Weinbauregion mit Tiefstwerten am Freitag um -8, am Samstag um -10 Grad im "Grünen Bereich" für Eiswein. Geisenheims Reben beispielsweise erlebten am Freitag 8 und gestern 15 Stunden im Frostbereich unter -7 Grad. Na dann mal Prost ... .



© Deutscher Wetterdienst

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