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27. Juni 2016 | Mag.rer.nat. Michael Tiefgraber

Siebenschläfertag

Siebenschläfertag

Datum 27.06.2016

Eine wechselhafte Westwetterlage zum diesjährigen Siebenschläfer. Doch bleibt diese nun wirklich 7 Wochen lang?

"Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag" oder "Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt".



So, oder so ähnlich steht es wohl heute in vielen Bauernkalendern, denn am heutigen Montag den 27.06.2016 ist Siebenschläfertag. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Lostag, der durch historische wetterbedingte landwirtschaftliche Beobachtungen (Bauernregeln) festgelegt wurde. Anhand des Wetters an diesem Tag wird anhand einer Persistenzprognose das Wetter für die kommenden Wochen vorhergesagt.

In der heutigen Meteorologie wird kein einzelner Tag, sondern vielmehr der Zeitraum von 27. Juni bis 08. Juli betrachtet. In dieser Phase des Jahres stellt sich häufig eine beständige Großwetterlage über Europa ein, die den Witterungscharakter bei uns einige Wochen lang prägt. Diese statistische Häufung wird Siebenschläferregel genannt.

Für die Großwetterlage ist die Position des Jetstreams (Starkwindband in der höheren Troposphäre) in hohem Grade maßgebend.

Liegt der Jetstream über dem Ostatlantik relativ weit nördlich, so kann sich das Azorenhoch über Mitteleuropa ausdehnen, wodurch sich eine stabile Hochdrucklage etablieren kann. Die Folge: eine längere Phase störungsfreies Badewetter mit hochsommerlichen Temperaturen.

Liegt der Jetstream im Gegensatz dazu eher weiter südlich, dann können atlantische Tiefausläufer immer wieder ungebremst auf Mitteleuropa übergreifen und bei uns für nasses und zeitweise auch kühles Wetter sorgen.

Statistische Auswertungen zeigen, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit der Siebenschläferregel bei den verschiedenen Großwetterlagen unterschiedlich ausgeprägt ist. Bei Variante 1 liegt sie zwischen 55 und 60 Prozent und bei Variante 2 zwischen 62 und 70 Prozent.

Schaut man sich die verschiedenen Produkte der aktuellen Wettermodelle an, kommt man zu dem Schluss, dass in diesem Jahr im "Siebenschläferzeitraum" eindeutig Variante 2 (also die "Schlechtwettervariante") bevorzugt wird. Denn der Jetstream bleibt über dem Ostatlantik relativ weit südlich. Wenngleich immer wieder auch Zwischenhocheinfluss für vorübergehende "Schönwetterphasen" sorgt, bleibt der Tiefdruckeinfluss im gesamten Zeitraum vor allem im Norden allgegenwärtig. Im Süden des Landes werden dabei deutlich höhere Temperaturen und (verglichen mit der Nordhälfte) längere trockene und sonnigere Witterungsphasen erwartet.

Laut Siebenschläferregel tendiert unser Sommerwetter 2016 also mit 62 bis 70 prozentiger Wahrscheinlichkeit in Richtung wechselhaft und nur zu kurzen heiß temperierten Phasen. Wenngleich die statistische Relevanz dieser Tendenz nicht von der Hand zu weisen ist, heißt das für das Wetter zu einem einzelnen Zeitpunkt und für einen Ort natürlich relativ wenig. Selbst !wenn! sich die Siebenschläferregel in diesem Jahr voll bestätigen sollte und wir in diesem Sommer keine länger andauernde stabile Hochdrucklage mehr bekommen, dann gibt es neben den regnerischen und kühlen Perioden dennoch immer wieder auch mal sonnige und warme Phasen. Diese Abwechslung wäre ja ohnehin von Vorteil, denn dann ist für jeden Wettergeschmack mal was dabei.



© Deutscher Wetterdienst

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