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30. August 2015 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Vom Hochsommer in den Frühherbst

Vom Hochsommer in den Frühherbst

Datum 30.08.2015

Der meteorologische Sommer gibt kurz vor seinem Ende nochmal alles. Doch der hochsommerlichen Hitze folgt in der neuen Woche ein Wettersturz in den Frühherbst - und dieser geschieht nicht "geräuchlos"...

Der Sommer steht kurz vor seinem unausweichlichen Ende, zumindest wenn es nach den statistischen Vorgaben der Meteorologen geht. Am kommenden Dienstag (1. September) startet ganz offiziell der meteorologische Herbst. Bis dahin läuft der baldige "Sommer a. D." aber nochmal zur Höchstform auf. Höchsttemperaturen um 30 Grad stoßen am heutigen Sonntag vom Süden bis in die Norddeutsche Tiefebene vor und sorgen mit reichlich Sonnenschein für einen insgesamt vielerorts hochsommerlichen Wettercharakter.


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Während im Süden sogar nochmals an der 35-Grad-Marke gekratzt wird, bleiben die Küstenregionen und das unmittelbar angrenzende Binnenland etwas außen vor. Dort gibt es bei wechselnder bis starker Bewölkung bereits am heutigen Sonntag die ersten Schauer und kräftigen Gewitter. Sie deuten an, dass da etwas im Busch sein muss vor den Nordwesttoren Deutschlands.

Ein Blick auf die aktuelle Bodenluftdruckanalyse sorgt schnell für Klarheit. Während sich ausgehend vom zentralen Mittelmeerraum ein umfangreiches Hochdruckgebiet bis ins östliche Mitteleuropa erstreckt, etablierte sich eine schmale, aber langgestreckte Tiefdruckrinne vom Atlantik über die Biskaya und das Ärmelkanalumfeld bis nach Nordwestdeutschland. In diese Rinne ist eine Luftmassengrenze eingebettet, die kühle Atlantikluft über Nordwesteuropa von sehr warmer Subtropikluft, die von Südeuropa weit nach Norden ausgreift, trennt. In der Tiefdruckrinne auf der warmen Seite der Luftmassengrenze sind in warmer und sehr feuchter Luft beste Bedingungen für die Entwicklung von Schauern und teils kräftigen Gewitter gegeben, die eben auch Nordwest- und Norddeutschland erfassen können.

Die Luftmassengrenze fühlt sich inmitten der Tiefdruckrinne richtig wohl. Sie ziert sich noch etwas, sich weiter südostwärts zu verlagern. Folglich verbleibt der Gewitterschwerpunkt auch in der Nacht zum Montag bis Montagmittag vorerst im äußersten Nordwesten und Norden Deutschlands. Die Gewitter können durchaus "kernig" sein und mit heftigem Starkregen, Hagel und Sturmböen einhergehen. Dabei spielt der "Tagesgang" keine Rolle. Selbst das Risiko für die Entwicklung vereinzelter Tornados ist erhöht. Im übrigen Deutschland steht mit Montag ein weiterer hochsommerlich heißer und anfangs sonniger Tag bevor, mal von vereinzelten Hitzegewittern abgesehen.

Ab Montagnachmittag ändert sich die Ausgangslage dann aber signifikant. Im Bereich der Tiefdruckrinne setzt, ausgelöst durch mehrere Einflüsse, stärkerer Luftdruckfall ein. Es entsteht ein eigenständiges Tiefdruckgebiet, das sich nach jetzigem Stand unter weiterer Intensivierung bis Dienstagnachmittag vom Ärmelkanalumfeld über die Nordsee Richtung Südnorwegen verlagert. An dessen Südflanke baut sich über Deutschland aufgrund des starken Luftdruckfalls im Norden ein zunehmender Luftdruckgradient auf. Dadurch bekommt die Luftmassengrenze den notwendigen Schub, um als Kaltfront Deutschland schließlich von Nordwest nach Südost zu überqueren.

Für das Wetter in Deutschland bedeutet dies, dass sich die Zone mit teils schweren Gewittern in der zweiten Tageshälfte des Montags sukzessive von Nordwesten in Richtung Südosten verschiebt. Es muss weiterhin mit teils heftigem Starkregen, Hagel und auch schweren Sturmböen gerechnet werden. Die Gebiete zwischen Südostbayern und Niederlausitz bleiben bis Dienstagmittag zunächst wohl verschont, sodass dort nochmal ein weiterer sehr warmer Tag möglich ist, bevor im Tagesverlauf auch dort die Kaltfront mit Schauern und Gewittern aufschlägt.

Wie es sich für eine ordentliche Kaltfront gehört, gehen auf ihrer Rückseite auch die Temperaturen deutlich zurück. Bei einem Temperaturrückgang von vielfach 10 Grad und mehr kann man sogar von einem veritablen Temperatursturz reden (siehe Grafik). Und die Umstellung ist nachhaltig! Auch über die Wochenmitte hinaus bis zum nächsten Wochenende muss mit Höchsttemperaturen von um, oft aber auch von weniger als 20 Grad und leicht wechselhaftem, zum Alpenrand hin zeitweise auch nassem Wetter vorliebgenommen werden. Der meteorologische Herbst zeigt also gleich zu Beginn, wo es lang gehen kann.



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