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03. Dezember 2014 | Meteorologe Hermann Kehrer

Deutschlandwetter im Herbst 2014

Haloerscheinungen über der Wetterwarte Fichtelberg
Haloerscheinungen über der Wetterwarte Fichtelberg


Zweitwärmster Herbst seit Beginn deutschlandweiter Messungen

Der Herbst 2014 wird in Deutschland als zweitwärmster seit Beginn flächendeckender Messungen im Jahr 1881 in die Klimageschichte eingehen. Wärmer war nur der Herbst 2006. Zugleich fiel die Jahreszeit zu trocken und leicht zu sonnenscheinarm aus. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen. Während sich im September vielfach unterschiedliche Wetterlagen zeigten, herrschten im Oktober und November überwiegend süd- bis südwestliche Strömungen, die immer wieder warme Luftmassen nach Mitteleuropa transportierten.

Herbst 2014 rund 2,3 Grad zu warm

Im Herbst 2014 lag die Durchschnittstemperatur in Deutschland mit 11,1 Grad Celsius (°C) um 2,3 Grad über der international gültigen Referenzperiode 1961 - 1990. Im Vergleich zur wärmeren Periode 1981 - 2010 betrug die Abweichung immer noch +2,1 Grad. Wärmer verlief nur der Herbst 2006 mit 12,0°C. Während von 2011 bis 2013 im Herbst auch Temperaturen von über 30°C auftraten, war das in diesem Jahr nicht der Fall. Mit jeweils 28,8°C in Bernburg an der Saale und Dresden-Strehlen wurden die höchsten Werte am 6.9. beobachtet. Andererseits blieben auch die Nächte recht mild und nur vereinzelt sank das Quecksilber unter den Gefrierpunkt. Der bundesweit kälteste Ort war Schmalkalden mit -5,5°C am 26. November.

Beim Niederschlag Südwest-Nordost-Gefälle

Nach dem nassen Herbst 2013 fiel er 2014 mit etwa 150 Litern pro Quadratmeter (l/m²) um 18 Prozent zu trocken aus. Im vieljährigen Mittel sind es 183 l/m². Besonders in Nord- und Nordostdeutschland zeigte sich ein erhebliches Niederschlagsdefizit. Vom nördlichen Niedersachsen bis zur Niederlausitz fiel örtlich weniger als 70 l/m² und damit verbreitet nicht einmal 50 Prozent des Klimawertes. Deutlich mehr Regen und Schnee brachte der Herbst dagegen im Westen und Süden: an den Alpen erfassten die DWD-Meteorologen bis zu 460 l/m². Die mit dem ehemaligen Hurrikan „Gonzalo“ zwischen dem 20. und 24. 10. ausgelösten Dauerniederschläge brachten allein am 22.10. in Jachenau-Tannern 88,3 l/m². Dabei sank die Schneefallgrenze vorübergehend auf unter 1000 Meter, so dass es am 23.10. zum Beispiel in Oy-Mittelberg-Petersthal im Allgäu eine 12 cm hohe Schneedecke gab.

Herbst fiel etwas zu schattig aus

Der Herbst 2014 blieb in Deutschland mit 295 Sonnenstunden um 5 Prozent unter seinem Soll von 311 Stunden. Den meisten Sonnenschein erhielt ein Streifen vom südlichen Schwarzwald bis zum Werdenfelser Land mit bis zu 385 Stunden. Im Schatten lagen dagegen Nebelgebiete an der Donau sowie einige Bereiche der Mittelgebirge mit teilweise unter 200 Stunden.


Die wärmsten, trockensten und sonnigsten Orte in Deutschland.

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD
in Deutschland.

Besonders warme Orte im Herbst 2014*

1. Platz: Helgoland (Schleswig-Holstein), 13,7°C, Abweich. +2,3 Grad
2. Platz: Köln-Stammheim (Nordrhein-Westfalen), 13,1°C, Abweich. +1,9
Grad
3. Platz: Duisburg-Baerl (Nordrhein-Westfalen), 13,1°C, Abweich. +1,7
Grad

Besonders kalte Orte im Herbst 2014*

1. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen), 7,6°C, Abweich. +2,6 Grad
2. Platz: Carlsfeld (Sachsen), 7,9°C, Abweich. +2,7 Grad
3. Platz: Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen), 8,0°C, Abweich. +2,3
Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Herbst 2014**

1. Platz: Aschau-Stein (Bayern), 459,3 l/m², 103 Prozent
2. Platz: Marktschellenberg (Bayern), 435,8 l/m², 123 Prozent
3. Platz: Kreuth-Glashütte (Bayern), 432,7 l/m², 107 Prozent

Besonders trockene Orte im Herbst 2014**

1. Platz: Berge (Brandenburg), 58,5 l/m², 52 Prozent
2. Platz: Berlin-Kaniswall, 59,5 l/m², 44 Prozent
3. Platz: Kleßen (Brandenburg), 60,6 l/m², 50 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Herbst 2014**

1. Platz: Grainet-Rehberg (Bayern), 380 Stunden, 104 Prozent
2. Platz: Buchenbach (Baden-Württemberg), 380 Stunden, 102 Prozent
3. Platz: Rheinfelden (Baden-Württemberg), 379 Stunden, 101 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Herbst 2014**

1. Platz: Hermaringen-Allewind (Baden-Württemberg), 179 Stunden, 69
Prozent
2. Platz: Bad Kissingen (Bayern), 194 Stunden, 71 Prozent
3. Platz: Neuhütten/Spessart (Bayern), 196 Stunden, 64 Prozent

Bergstationen oberhalb 920 m NN sind hierbei nicht berücksichtigt.

* Jahreszeitmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen
Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Jahreszeitwertes zum vieljährigen Jahreszeitmittelwert der jeweiligen
Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:

Einen ausführlichen Jahreszeitenüberblick für ganz Deutschland und
alle Bundesländer finden Sie im Internet unter http://www.dwd.de/presse.

Detaillierte Informationen zu rund 400 ausgewählten Wetterstationen
des Deutschen Wetterdienstes finden Sie im Wettershop des DWD unter
http://www.dwd-shop.de/index.php/wetterrueckblick2014.html.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: Claudia Hinz / DWD