29. August 2014 | Dipl.-Met. Marcus Beyer
Nach dem Sommer ist vor dem Sommer
Der Sommer neigt sich meteorologisch dem Ende zu. Lässt man die vergangene Woche Revue passieren, dann war einem das schon länger klar. Der diesjährige August zählt dabei sicher nicht zu den besten Monaten. Dennoch ist der Sommer 2014 weit besser, als sein Ruf.
Details dazu wird man in der heute noch erscheinenden
Pressemitteilung nachlesen können.
Die schöne Seite des Schmuddelwetters: Regenbogen überm Rathausplatz in #Hamburg! #sommer2014 pic.twitter.com/8xCpxzP294
— Anselm Bußhoff (@offpulse) 20. August 2014
Das häufigste Problem liegt darin, woran man sich so erinnert, wenn
man das Wort "Sommer" in den Raum wirft. Ganz vordergründig sind
dabei vor allem Ereignisse, die entweder am nächsten an der Gegenwart
liegen oder negativ aufgefallen sind. Dass es aber durchaus auch
positive Aspekte gab, wird dabei meist verdrängt. Genauso wie die
Tatsache, dass der diesjährige Sommer mit seinen Höhen und Tiefen
mehr als typisch für das von der Westwindzone geprägte Mitteleuropa
ist. Hitzesommer wie 2003 mit wochenlangem Schönwetter sind
stattdessen die große Ausnahme.
Einen solchen Ausnahmesommer erlebt, oder besser erlebte, indes der
äußerste Osten Kanadas - Neufundland. Wie schon im Juni und Juli
sorgten dort sehr warme Luftmassen auch im August wieder für neue
Rekorde. Neue Rekorde gab es auch auf der anderen Seite des
Atlantiks. In Katesbridge in Nordirland wurden am Morgen des 24.
Augusts ein Minimum von -1.9 °C gemessen. Und auch Quickborn, knapp
nördlich von Hamburg, schrammte in der Nacht auf den 26. August mit
einem Minimum von 1.6°C nur um ein halbes Grad am
Allzeit-Augustrekord von 1956 vorbei. An anderen Stationen hat es
hingegen für einen neuen Rekord gereicht, so z.B. in Barth bei Zingst
(2.8 Grad), Neuhütten/Spessart (3.4 Grad) oder List/Sylt (8.3 Grad).


Aber muss man den Sommer nun tatsächlich negativ in Erinnerung
behalten? Das Witterungsverhalten orientiert sich bekanntlich nicht
am genauen Datum im Jahr. So ist vielen der vergangene Winter sicher
noch als verfrühter Frühling in Erinnerung und das Frühjahr ließ
schon Wochen vor dem meteorologischen Beginn an den Sommer erinnern.
Warum sollte also nicht auch der Herbst einen sommerlichen Touch
besitzen?
Einen kleinen Blick in den meteorologischen Herbst lassen die neusten
Wettermodelle in jedem Fall zu. Wie im gestrigen Thema des Tages
schon angedeutet kann ausgerechnet ein Ex-Hurrikan helfen, der Sonne
und den Temperaturen in Deutschland neuen Schwung zu verleihen und
der derzeit festgefahrenen Großwetterlage ein Ende zu setzen.
Cristobal befindet sich derzeit noch in Hurrikanstärke knapp südlich
von Neufundland und durchläuft gerade den Umwandlungsprozess von
einem tropischen System zu einem außertropischen Sturmtief.
Eingelagert in die nordhemisphärische Westwindzone soll sich sein
Kerndruck auf unter 975 hPa vertiefen.


Cristobal zieht als kräftiges Sturmtief weiter nach Island und löst
sich dann allmählich auf. Und was bringt uns das? Auf der Vorderseite
von Cristobal kann sich ein Hochdruckgebiet etablieren, das diesmal
nicht den Zweitnamen Eintagsfliege trägt. Häufiger Sonnenschein sowie
wolkenarmes und trockenes Wetter sind die Folge.
Gleichzeitig gelangen Mitteleuropa und Deutschland in eine
südwestliche Strömung mit der warme Luftmassen aus Südeuropa
herangeführt werden. Die vorhergesagten Maxima liegen für Mitte bis
Ende kommender Woche zwischen 21 und 27 Grad. Nur nachts kann es in
den doch schon recht langen Nächten (gut 10 Stunden) schon etwas
frischer werden mit Tiefstwerten zwischen 14 und 9 Grad. Der Sommer
ist als mitnichten passe und auch kalendarisch gesehen ist noch etwas
Zeit.
Ob die sommerliche Witterung allerdings den gesamten Herbst prägen
wird, ist jetzt natürlich noch nicht abzusehen. Jetzt kann man sich
aber erst einmal auf die Rückkehr des milden und sonnigen Wetters
Mitte kommender Woche freuen.
Und wenn sich die Jahreszeit dann auch irgendwann nicht nur
meteorologisch sondern auch kalendarisch und witterungstechnisch von
uns verabschiedet, gilt wie in jedem Jahr: "Nach dem Sommer ist vor
dem Sommer."
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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