Facebook Twitter
Drucken
18. Mai 2014 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Kalifornien brennt: Heftiger Start in die Waldbrandsaison

Monatelange Trockenheit, rekordverdächtig hohe Temperaturen, starke Winde - die Voraussetzungen für einen frühen und heftigen Start in die Waldbrandsaison des Jahres 2014 konnten in Kalifornien und im Norden Mexikos besser nicht sein.

Jetzt scheint sich diese "explosive" Mischung endgültig entzündet zu haben. Bis jetzt brannten die Feuer bereits ein 3600 Hektar großes Gebiet nieder. Das entspricht einer Fläche von sechs mal sechs Kilometern. Dutzende Gebäude wurden vollständig zerstört. Die Brände konzentrieren sich derzeit auf einen Streifen an der Pazifikküste nahe San Diego.

Brände nördlich von San Diego
Brände nördlich von San Diego


Die Waldbrände sind eine fast logisch erscheinende Folge der extremen
Witterung der vergangenen Monate. Weite Teile des Südwestens der
Vereinigten Staaten leiden unter einer rekordverdächtigen
Trockenheit. Im Zeitraum von Anfang Mai 2013 bis Ende April 2014
wurde an vielen Stationen in Kalifornien nur etwa ein Drittel des auf
Basis des vieljährigen Mittels zu erwartenden Niederschlagsolls
erfüllt. Einzig 1923/24 und 1976/77 war es in den entsprechenden
Zeiträumen noch trockener. Wenn man bedenkt, dass in Kalifornien von
Mai bis September im Schnitt nur 10 % des Jahresniederschlags fällt,
dann ist eine Entspannung der Dürresituation in absehbarer Zeit nicht
sehr wahrscheinlich.

Zusätzlich zur anhaltenden Trockenheit wurden in Kalifornien zuletzt
wiederholt Temperaturrekorde aufgestellt. Legt man das
Temperaturmittel der zwölf Monate von Mai 2013 bis April 2014
zugrunde, dann war es so warm wie noch nie seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen im Jahr 1895. Insbesondere die letzten drei
Monate präsentierten sich herausragend warm. So lag beispielsweise in
Fresno die Durchschnittstemperatur der vergangenen drei Monate 3,5
Grad über dem vieljährigen Mittel. Stellenweise traten
Höchsttemperaturen von über 40 Grad Celsius auf. In Santa Maria wurde
am Donnerstag, den 15. Mai, ein Spitzenwert von 40,6 Grad Celsius
registriert - ein Allzeitrekord für den Monat Mai. Los Angeles kam am
selben Tag immerhin noch auf 38,9 Grad Celsius.


Ein weiteres Puzzlestück stellt der extrem trockene und ablandige
Wind dar. Es handelt sich dabei um den berühmt-berüchtigten
"Santa-Ana-Wind", der vor allem im Winterhalbjahr fast persistent in
Erscheinung tritt. Vom Spätherbst bis ins Frühjahr hinein etabliert
sich über dem Hochplateau der US-Bundesstaaten Nevada, Utah und Idaho
häufig ein Hochdruckgebiet. An der Südflanke kommt eine östliche
Luftströmung in Gang. Dadurch wird die Luft zwangsläufig zum
Überströmen der Gebirgskämme der Rocky Mountains gezwungen. Auf der
Gebirgsrückseite "fällt" die Luft wieder hangabwärts in die Tiefe.
Die dabei ablaufenden, teilweise recht komplexen thermodynamischen
Prozesse führen zu einer Austrocknung und Erwärmung der Luftmassen.
Enge Schluchten der Canyons wirken schließlich noch wie eine Düse auf
die Luftbewegungen, womit es lokal zu einer weiteren Beschleunigung
kommt. Über Kalifornien stellt sich dadurch ein starker, trockener
und zur Pazifikküste hin gerichteter Wind ein. Wie trocken dieser
auch als "Teufelshauch" bezeichnete Wind sein kann, zeigt sich in den
Werten der relativen Luftfeuchtigkeit, die bei Auftreten des
Santa-Ana-Winds nicht selten 10 % unterschreiten. Zum Vergleich: in
Deutschland liegt die relative Luftfeuchtigkeit im Jahresmittel meist
zwischen 70 und 75 %. 10 % und weniger treten für gewöhnlich in
subtropischen Wüstenregionen auf.

Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Das NASA-Satellitenbild vom 14. Mai zeigt das Küstengebiet der Grenzregion zwischen
dem US-Bundesstaat Kalifornien und Mexiko. Aktive Wald- und
Buschbrände sind rot umrandet. Ausgehend von diesen Bränden zeigen
sich riesige Rauchfahnen, die mit dem oben angesprochenen östlichen
Santa-Ana-Wind bis weit auf den Pazifischen Ozean hinausgetragen
werden. In der neuen Woche dreht der Wind allerdings auf
nordwestliche Richtungen. Dadurch werden wieder deutlich feuchtere
und auch kühlere Luftmassen herangeführt - eine Chance für die
Feuerwehrleute, die Brände zumindest vorübergehend in den Griff zu
bekommen.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: Joshua Murray

Themenarchiv:

01.05. - Gewitter mit heftigem Starkregen am Donnerstag!

30.04. - Feiertags- und Ausflugswetter

29.04. - Warum der "Wonnemonat Mai" nur ein ganz großes Missverständnis ist

28.04. - Wüstenstaub aus der Sahara

27.04. - Vom "Aprilwinter" in den Wonnemonat Mai

26.04. - Der Frühling legt den Turbo ein - aber der Motor stottert

25.04. - Der geostrophische Wind - in kleiner, "appetitlicher" Portion

24.04. - Ende der spätwinterlichen Witterung in Sicht

23.04. - Eine Reise in den Frühling

22.04. - Was macht das Wetter am "Tag der Erde" oder "Tag der Aprilschauer"?

21.04. - Der Spätwinter mit Schnee und Frost folgt auf den Frühsommer!

20.04. - Winter kehrt im April zurück

19.04. - Zu den Überflutungen in Dubai und deren Hintergründen

18.04. - Vorsicht, kalte Aprilnächte!

17.04. - Welttag des Malbec

16.04. - YUPADEE pustet Deutschland durch

15.04. - Nach Frühsommer-Wochenende nun kühles Aprilwetter

14.04. - Historisch niedrige Eisausdehnung auf den Großen Seen

13.04. - Die Frau der Ringe

12.04. - Jahreszeitenwirrwarr...

11.04. - Neue Intensitätsklassifikation für Tornados: Die Internationale Fujita Skala (IF)

10.04. - Die knieenden Mönche im Schnee

09.04. - Kaltfront leitet markanten Luftmassenwechsel ein

08.04. - Spannender nächtlicher Temperaturverlauf in Oberbayern

07.04. - Ungewöhnlich warmes erstes Aprilwochenende!

06.04. - Start in die Gewittersaison

05.04. - Pollenflug

04.04. - Vom Aprilwetter in den Sommer

03.04. - Der Sturmwarndienst am Bodensee – Blinklichter, die Leben retten

02.04. - Deutschlandwetter im März 2024: