10. April 2014 | M.Sc. Met. Stefan Bach
Der Vollfrühling ist da
Die Apfelblüte hat in Deutschland begonnen. Sie gilt als Leitphase der phänologischen Jahreszeit "Vollfrühling".
Die Phänologie untersucht die Entwicklungen von Pflanzen und Tieren im Jahresablauf, indem sie die Eintrittszeiten auffälliger Erscheinungen (wie zum Beispiel Blattentfaltung, Blüte oder Fruchtreife bzw. Tierwanderungen) notiert. Sie erforscht auch die Zusammenhänge zwischen der biologischen Rhythmik und den Umwelteinflüssen, insbesondere den Witterungs- und Klimaverhältnissen.
Der Deutsche Wetterdienst unterhält ein phänologisches Grundnetz,
dessen Beobachter ihre Daten einmal jährlich per Meldebogen
übermitteln. Knapp 400 Beobachter sind gleichzeitig sogenannte
phänologische Sofortmelder, die eine Auswahl von Phasen direkt nach
Eintritt eines Entwicklungsstadiums (z.B. Apfelblüte) melden.
Auf der Homepage des Deutschen Wetterdienstes können Sie sich über
den Fortschritt bestimmter phänologischer Phasen informieren. Dazu
müssen Sie auf der Startseite oben auf "Klima + Umwelt", dann links
auf "Phänologie" und anschließend in der Mitte unter
"Vegetationsentwicklung" auf [mehr] klicken.
Ruft man sich dort die Daten zur Apfelblüte auf, so sieht man die
Grafik, die Sie auch nachfolgend finden.
Im linken Teil der Abbildung ist eine Karte mit der aktuellen
Verteilung des Beginns der Apfelblüte zu sehen. Die erste Meldung
erfolgte am 23. März im Oberrheingraben. Im Norden und Nordosten
wurde hingegen noch kein Blühbeginn des Apfelbaumes beobachtet.
Etwas schwieriger ist der rechte Teil zu erklären. Er stellt das
aktuelle gebietsgemittelte Eintrittsdatum im Vergleich zu den
Vorjahren dar. Dabei stehen die blauen Säulen für das
gebietsgemittelte Eintrittsdatum eines Jahres, wenn alle
phänologischen Beobachter das Eintreten dieser Phase gemeldet haben.
Die roten Säulen hingegen stehen für das gebietsgemittelte
Eintrittsdatum, wenn nur ein Teil der Beobachter (aktuell 31 %) die
Apfelblüte erfasst hat. Zum besseren Vergleich sind auch die roten
Säulen der vergangenen Jahre bei genau diesem Meldeaufkommen von 31 %
dargestellt. Auf der, in blau dargestellten, linken vertikalen Achse
erkennt man, dass die Apfelblüte im über alle Jahre gemittelten
Gebietsmittel am 28. April eintritt. Hingegen liegt das mehrjährige
Mittel für 31 % Meldeaufkommen am 21. April (rote vertikale Achse auf
der rechten Seite des Diagramms). Auffällig ist die markante
Abweichung der roten Säule für das Jahr 2014 vom Durchschnitt. Anhand
ihrer lässt sich feststellen, dass die Vegetation in diesem Jahr nach
derzeitiger Datenlage etwa 17 Tage voraus ist und somit sogar noch
die Jahre 2002 (ca. 11 Tage voraus) und 2011 (ca. 10 Tage voraus)
übertrifft.
Je zeitiger aber die Apfelblüte eintritt, desto größer ist auch die
Gefahr durch Spätfröste. Insbesondere der Apfelbauer muss dann
entsprechend reagieren, da die Pflanzen geschädigt werden oder
absterben, wenn deren Zellwasser gefriert. Um sich vor Ernteausfällen
zu schützen, kann er beispielsweise eine Frostschutzberegnung
durchführen.
Dabei besprüht der Apfelbauer bei noch leichten Plusgraden die Bäume
gezielt mit sehr feinen Wassertröpfchen. Sinkt die Temperatur weiter
ab, wird beim Gefrieren des Wassers die Erstarrungswärme frei. Pro
Liter Wasser werden dabei 333,5 kJ (Kilojoule) an Energie frei. Das
ist ungefähr so viel Energie, wie man benötigt, um ein Liter Wasser
um 80 °C zu erwärmen. Durch die Freisetzung dieser Wärmeenergie sinkt
die Temperatur innerhalb der Eishülle um die Pflanzenteile längere
Zeit nicht wesentlich unter den Gefrierpunkt ab. Die Beregnung muss
bis zum Erreichen einer positiven Umgebungstemperatur ununterbrochen
durchgeführt werden. Anderenfalls kommt es zu einem abkühlenden
Effekt durch Verdunstung. Diese ist umso stärker, je niedriger die
Luftfeuchte ist und je stärker der Wind weht. Der
Frostschutzberegnung sind durch diese meteorologischen Parameter
gewisse Grenzen gesetzt.
Die Frostschutzberegnung hat jedoch gewisse Nachteile. Als Erstes ist
da sicherlich der hohe Wasserverbrauch von etwa 30000 Litern pro
Hektar und Stunde zu nennen. Das kann zudem den Boden durchnässen und
so dessen Befahrbarkeit einschränken. Zudem werden Nährstoffe
ausgewaschen, Wurzelaktivitäten gehemmt und unter Umständen die
Anfälligkeit für Krankheiten erhöht. Zudem besteht bei länger
anhaltendem Frost die Gefahr von Eisbruch.
Damit auch Sie als Hobbygärtner Ihre Pflanzen vor Spätfrösten
schützen können, gibt der Deutsche Wetterdienst auf der Seite
http://www.wettergefahren.de im Zeitraum vom 1. April bis 31. Oktober
entsprechende Frostwarnungen heraus. Im Privatgebrauch reicht zumeist
ein Abdecken mit Stroh oder Stoffvliesen. Ebenso kann man bewegbare
Pflanzen ins Warme bringen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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