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06. Dezember 2013 |

XAVER, eine erste Bilanz

Am Mittwoch, den 4.12. entstand XAVER an der Südspitze Grönlands als
harmloses Tief. Eingelagert in einer starken westlichen Strömung
setzte er sich Richtung Nordeuropa in Bewegung und erreichte mit
seinem Zentrum am 5.12. mittags Südskandinavien. Das Tief legte dabei
eine Strecke von über 2000 km in 24 Stunden zurück. Dabei setzte im
Bereich des Tiefs sehr starker Druckfall ein. In der Meteorologie
spricht man auch von einer rapiden Tiefdruckentwicklung
(Zyklogenese). So entwickelte sich XAVER zu einem Orkan, der in
Mittel- und Nordeuropa verbreitet für Schäden sorgte.



Am Donnerstagmorgen traf das Orkanfeld bei Schottland auf Land. Im
schottischen Hochland wurden auf den Bergen Spitzenwerte von bis zu
181 km/h gemessen. Hinter der Kaltfront von XAVER fließt
hochreichend kalte und labile Arktikluft heran. Dadurch entwickelte
sich über der Nordsee eine Gewitterlinie, die am Abend nach
Mitteldeutschland zog. An der Gewitterlinie konnten die Höhenwinde
gut in Bodennähe transportiert werden, sodass im Norden Deutschlands
verbreitet Böen über 100 km/h und weiter im Binnenland schwere
Sturmböen um 90 km/h gemessen wurden. Zu einem zweiten Sturmmaximum
kam es in der Nacht zum 6.12. In Deutschland wurden folgende
Spitzengeschwindigkeiten gemessen:

Glücksburg-Meierwik 158 km/h
Brocken 155 km/h
Spiekeroog 148 km/h
List auf Sylt 148 km/h
Fichtelberg 144 km/h
Leuchtturm Kiel 144 km/h
Strucklahnugshörn(Nordsee) 140 km/h
Rostock Warnemünde 137 km/h
Büsum 137 km/h
Deutsche Bucht 137 km/h

Doch das wohl größere Problem bestand in einer stark ausgeprägten
Sturmflut, da der kräftige Nordorkan das Wasser gegen die Küsten
drückte.
Zudem war am Dienstag Neumond und somit standen Sonne, Mond und Erde
noch nahezu in einer Linie, wodurch die Flut durch die Gezeitenkräfte
höher ausfällt (Springflut oder Springtide).

Wie geht es mit XAVER weiter?

Xaver liegt derzeit (10:00 Uhr) über dem Baltikum und wird sich
langsam ostwärts verlagern und dabei weiter abschwächen. Somit wird
der Wind nun allmählich weiter nachlassen. Es bleibt aber dennoch
recht stürmisch. Auf der Rückseite von XAVER fließt arktische
Kaltluft ein, in der es besonders im Osten bis in tiefe Lagen
kräftigere Schnee- und Graupelschauer gibt, die für Glätte und
Verkehrsbehinderungen sorgen können. Sogar im Flachland hat sich
bereits örtlich eine dünne Schneedecke gebildet. Im Bergland fielen
bisher etwa 5 - 10 cm Neuschnee. Durch den stürmischen Wind kommt es
dort auch noch zu Schneeverwehungen.

Wie lässt sich XAVER einordnen?

XAVER ist in Deutschland nach Orkan CHRISTIAN der zweite starke Orkan
für diese Saison. Die Windgeschwindigkeiten waren in ihrer Intensität
nicht so hoch wie bei Herbstorkan CHRISTIAN. Dennoch war dieses Mal
eine größere Fläche vom Sturmfeld betroffen und er dauerte auch
länger an. XAVER lässt sich als recht kräftiger Orkan einordnen,
dessen Intensität sich in Deutschland aber nicht mit den großen
Stürmen des vergangenen Jahrhunderts, wie zum Beispiel LOTHAR
(Weihnachten 1999) vergleichen lässt. So waren auch Orkane im letzten
Jahrzehnt wie zum Beispiel EMMA Ende Februar 2008 und KYRILL im
Januar 2007 weitaus stärker.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
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