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10. Juli 2018 | Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Wenn ein Tief auf Deutschlandreise geht

Wenn ein Tief auf Deutschlandreise geht

Datum 10.07.2018

Name: Gislinde, Geburtsort: Kanada, Geburtsdatum 03.07.2018, Aufenthalt in Deutschland: 10.07-12.07.2018

Wenn man am heutigen Dienstag auf eine Bodendruck-Wetterkarte schaut, springt einem ein Tiefdruckgebiet über Deutschland ins Auge, das auf den Namen GISLINDE getauft wurde. Ausgeprägt ist dieses Tief allerdings vor allem in höheren Luftschichten. Wer nun aufgrund des Namens mutmaßt, GISLINDE sei älteren Semesters, hat gar nicht so unrecht: Sie entstand schon letzte Woche Dienstag über Kanada, machte sich dann auf den weiten Weg über den Atlantik und zog schließlich am gestrigen Montag von Norwegen nach Dänemark. Aber GISLINDE gönnte sich keine Nachtruhe (obwohl es in Jütland ja durchaus lauschige Plätzchen geben soll), denn bereits heute früh hat sie die deutsch-dänische Grenze passiert und weilt nun über Schleswig-Holstein.



Wenn man den aktuellen Computerberechnungen Glauben schenkt, dann gefällt es ihr hierzulande recht gut, verweilt sie doch zwei ganze Tage bei uns. Erster "Sightseeing Stop" ist Hamburg. Ob sie nach der durchwachten Nacht auf der Suche nach einer steifen Brise ist oder nur hanseatisches Flair erleben möchte weiß man natürlich nicht, jedenfalls geht's danach weiter über das östliche Niedersachsen nach Nordhessen. Dieser erste Tag in Deutschland scheint doch etwas kräftezehrend zu werden, denn GISLINDE entscheidet sich dafür, in der kommenden Nacht ihr Tempo zu drosseln und etwas langsamer fortzuziehen. Allerdings scheint sie sich nicht so recht entscheiden zu können, ob das Nachtlager nun in der Rhön oder im Thüringer Wald aufgeschlagen werden soll - jedenfalls fällt nach dem Weg von Norddeutschland gen Süden die Wahl auf die Mittelgebirge.

Gestärkt durch die Thüringer Waldluft macht sie sich Mittwochvormittag auf zur Leipziger Tieflandsbucht, von wo aus sie sich ganz gemächlich entlang der Elbe nach Sachsen-Anhalt bewegt. Dann scheint sie doch gerne einmal "gegen den Strom" schwimmen zu wollen, denn in der Nacht zum Donnerstag macht sie sich flussaufwärts wieder zurück nach Sachsen und erreicht Donnerstagfrüh die Lausitz. Dies soll dann auch die letzte Station des "Roadtrips" in Deutschland zu sein, von dort aus zieht sie am Donnerstag weiter nach Polen.

Aber was hat denn GISLINDE nun eigentlich als "Mitbringsel" für uns im Gepäck? Die Antwort wird vermutlich alle Gartenbesitzer und Landwirte zum Lächeln verleiten: Niederschlag! Diese lang ersehnten Regenwolken werden in richtigen "Bändern" um das Tief herum gedreht, was man schön in der beigefügten Grafik erkennen kann. Der Regen wird dann durch eingelagerte Schauer und Gewitter noch lokal verstärkt, wobei die genauen Schwerpunkte von der exakten Position GISLINDEs abhängen - und diese ist noch unsicher.

In der Grafik kann man die Regionen gut erkennen, in denen die Regentonnen in den nächsten Tagen gefüllt werden. Besondere Erwähnung verdient dabei der Nordosten Deutschlands, wo nach aktuellen Berechnungen stellenweise um 40 l/qm in 12 Stunden fallen könnten.

Aber wie schon erwähnt sind die genauen Niederschlagsschwerpunkte noch unsicher, was daran liegt, dass Höhentiefs allgemein nur schwer berechenbar sind - man könnte auch sagen, GISLINDE hat ein sehr spontanes Gemüt. Man weiß also nicht, ob sie sich kurzfristig umentscheidet, ihren letzten Stopp in Deutschland nicht in der Lausitz, sondern doch lieber im Vogtland zu verbringen, was kräftige Regenfälle knapp 200 km weiter westlich zur Folge hätte.

Und wie sehen die Wochenendpläne von GISLINDE aus? Ihr scheint es im östlichen Mitteleuropa ganz gut zu gefallen, und so hält sie sich die meiste Zeit im Dreiländereck Polen-Weißrussland-Litauen auf. Und das bedeutet für das Wetter in Deutschland: Von Westen kann sich wieder Hochdruckeinfluss durchsetzen und für ruhiges und niederschlagsfreies Wetter sorgen.



© Deutscher Wetterdienst

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