Facebook Twitter
Drucken
11. April 2018 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Ein Tag der Gegensätze - Sommerhauch versus Winterfeeling

Ein Tag der Gegensätze - Sommerhauch versus Winterfeeling

Datum 11.04.2018

Der 10. April brachte kräftige Gewitter mit Hagel und Starkregen sowie große Temperaturunterschiede auf kleinem Raum! In manchen Regionen durfte ein Sommertag genossen werden, in anderen ließ ein kalter Nordostwind die Temperaturen auf niedrigem Niveau erstarren.

Das Wetter in Deutschland wird derzeit vom mächtigen Hoch MARTIN über Skandinavien, dessen Einfluss von Island bis nach Russland reicht, sowie JOI, dem Tiefdruckwirbel über der Iberischen Halbinsel und Westfrankreich, geprägt. Deutschland liegt und lag dabei "zwischen den Stühlen", wobei seit dem gestrigen Dienstag überwiegend tiefer Luftdruck das Wetter bestimmt (vgl. Abb. 1).


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


In die östliche Grundströmung zwischen den beiden Luftdruckgebilden ist dabei eine Luftmassengrenze eingebettet. Zudem sorgten konvergente - also zusammenströmende - Winde für die Ausbildung einer sogenannten Konvergenzlinie. Vor allem in deren Umfeld ging es teilweise hoch her. Sommerlich anmutende Gewittergüsse verwandelten die Frühlingspracht regional durch eine dicke Hagelschicht in eine Winterlandschaft. Mit stündlichen Regenmengen, entsprechend den angeeichten Radarprodukten, von über 25 l/qm sowie 6-stündigen Werten über 30 Liter öffnete der Himmel zudem lokal seine Schleusen und produzierte ungewollte Seen. Von den kräftigen Gewittern war besonders ein Streifen vom Bayerischen Wald und der Oberpfalz über Franken und Mittelhessen hinweg nach Nordrhein-Westfalen betroffen.

Einen zweiten "Hingucker" lieferten die Höchsttemperaturen am gestrigen Dienstag, den 10. April. Dort bildeten sich große regionale Unterschiede heraus. Insgesamt lag die Temperaturdifferenz zwischen tiefstem und höchstem Temperaturmaximum bei 21,3 Grad. Ein markanter Unterschied, der oft auf kleinem Raum zu beobachten war. So führte auflandiger nordöstlicher Wind von der noch sehr kühlen Ostsee her dazu, dass die Temperaturen an der östlichen Ostsee zwischen Rügen und Greifswald nur wenig über 4 Grad stiegen. Gleichzeitig heizte die Sonne die Region zwischen Lübben (BB), Berlin und Manschnow (BB) auf Werte teils über 25 Grad auf. Somit wurde die Temperaturdifferenz von 21,3 Grad auf nur 250 km erreicht. Zwischen den etwa 150 km voneinander entfernten Stationen Arkona (MV) und Grambow (MV) waren es aber auch schon 18,2 Grad Unterschied (vgl. Abb 2.). Aber nicht nur im Nordosten stiegen die Temperaturen auf kurzer Distanz unterschiedlich stark an. Auch im Südwesten waren Differenzen von 7,7 Grad auf knapp 75 km zwischen Tholey (SL) und Bad Kreuznach (RP) zu verzeichnen. Ähnliche Werte wurden auch zwischen Basel und Konstanz mit Temperaturabweichungen von 8,3 Grad auf 120 km erreicht (vgl. Abb. 3.). Verantwortlich dort waren die Zufuhr von etwas kühlerer und wolkenreicher Atlantikluft auf der Ostflanke von Tief JOI sowie der Durchgang einer Druckwelle. Vor allem durch die Druckwelle war die Temperaturdifferenz im Umfeld des Hochrheins von 8 Grad teilweise auf einer Distanz von 10 bis 20 km zu beobachten. Temperaturen von über 20 Grad folgte hinter der Welle innerhalb von 2 Stunden ein Temperatursturz um jene genannten 8 Grad (vgl. Abb. 4).

Bis zum Wochenende verbleibt Deutschland mehr oder weniger stark unter Tiefdruckeinfluss. Damit verbunden sind neben längeren sonnigen Abschnitten immer wieder auch teils kräftige Schauer und Gewitter. Insgesamt scheint die Südosthälfte Deutschlands mit längerem Sonnenschein und nur geringer Schauerneigung gesegnet. Dagegen kann die teils dichtere Bewölkung im Norden und Westen ihren Regen örtlich abladen. Bei Temperaturen zwischen 13 und 23 Grad dominiert aber weiter die Frühlingsluft. Nur das Ostseeumfeld bleibt weiter unterkühlt.



© Deutscher Wetterdienst