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10. April 2018 | Dipl.-Met. Sabine Krüger

Ein Gruß aus der Sahara

Ein Gruß aus der Sahara

Datum 10.04.2018

Der gestrige Montag war in Teilen Deutschlands unerwartet trüb: Schuld war Staub aus der Sahara, der von Zeit zu Zeit den Weg bis nach Mitteleuropa findet.

Manchmal kann man auf Autos und anderen Oberflächen eine besonders dicke Staubschicht bewundern, sehr eindrücklich sind rot-braune Ablagerungen auf Schneeflächen, und ein anderes Mal scheint die Atmosphäre milchig und trüb, so dass die Sonne kaum "durchkommt". Die Rede ist von Saharastaub, der von Zeit zu Zeit bis in unsere Breiten transportiert wird. Dieser Transport findet meist in höheren Luftschichten statt, teils wird der Staub aber auch als unerwünschte Schicht am Boden abgelagert oder mit Niederschlägen aus der Luft ausgewaschen und erreicht so ebenfalls den Boden.


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Aktuell befindet sich eine recht umfangreiche und hochreichende Tiefdruckzone über West- und Südwesteuropa, die sich bis nach Nordafrika erstreckt. Dementsprechend herrscht eine süd- bis südwestliche Höhenströmung, in der aktuell Saharastaub nach Mitteleuropa geführt werden kann. Der Staub wird in der Sahara durch lokale, kräftige Winde aufgewirbelt und kann dann mit der Höhenströmung über große Entfernungen transportiert werden. Im Laufe eines Jahres kommt es häufiger zu solchen "Saharastaubausbrüchen" bis nach Mitteleuropa.

Mit Hilfe von sogenannten LIDARs (Light Detection And Ranging) können solche Staubschichten oder auch andere Schwebeteilchen (Aerosole) in der Atmosphäre nachgewiesen werden. Von einem LIDAR wird ein gepulster Laserstrahl in die Atmosphäre entsandt, dieser wird an den Staubpartikeln reflektiert und zum LIDAR zurückgesandt. Aus der Laufzeit, der Zeit zwischen Lichtimpulsaussendung und Empfang des Rückstreulichtes wird auf die Höhe der Staubschicht geschlossen. Aus der "Menge" des zurückgestreuten Lichtes kann die optische Dicke und damit die Menge des Staubes abgeleitet werden.

Wüstenstaub besteht überwiegend aus Sand (Quarz), der sowohl einen direkten als auch einen indirekten Einfluss auf die Sonneneinstrahlung besitzt. Der direkte Einfluss besteht darin, dass die Atmosphäre durch den Staub getrübt wird und damit die Einstrahlung reduziert wird, da die eingestrahlte Energie zum Teil unmittelbar ins Weltall zurückgestreut wird. Der indirekte Einfluss ist darauf zurückzuführen, dass die Staubpartikel auch als sogenannte Kondensationskerne wirken und damit einen Einfluss auf die Wolkenbildung haben. Und diese sozusagen "zusätzlich" gebildeten Wolken führen ebenfalls zu einer geringeren Einstrahlung.

Saharastaub kann uns Meteorologen aber auch die Vorhersagen vermasseln - wie z. B. am gestrigen Montag. So wurden am vergangenen Sonntag für den Folgetag bei bis zu 11 oder gar 12 Sonnenstunden vor allem in den mittleren Landesteilen recht verbreitet Höchstwerte um 23/24 Grad erwartet. Sehr wahrscheinlich aufgrund des Saharastaubes bildete sich in einer Höhe von etwa 7 bis 9 km aber eine optische sehr dicke Wolkenschicht über großen Teilen Deutschlands (siehe Satellitenbild Mitteleuropa sowie Ceilometermessung nahe Kassel; Ceilometer detektieren Wolkenschichten nach Lidarprinzip - siehe Eintrag DWD-Lexikon), die die Sonneneinstrahlung und damit auch die Höchsttemperaturen deutlich reduzierte. Tatsächlich wurden so die Höchsttemperaturen um meist 2 bis 3 Grad zu hoch vorhergesagt und auch die Ausbeute an Sonnenstunden betrug nur 3 bis 6 Stunden. Im Osten Deutschlands sah es etwas besser aus, tatsächlich schien dort die Sonne wie vorhergesagt teils den ganzen Tag und damit passten auch die Temperaturprognosen gut.



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