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01. Oktober 2018 | MSc.-Met. Sebastian Schappert

Gefährlicher Herbstnebel?!

Gefährlicher Herbstnebel?!

Datum 01.10.2018

Nach einem sehr heißen und langen Sommer hat sich nun endgültig der Herbst durchgesetzt. In den Wetterberichten liest man deshalb wieder häufiger von Nebel oder Hochnebel. Zwar ist der Gedanke an Nebel nicht gerade Furcht einflößend, für den Verkehr kann dieser jedoch eine erhebliche Gefahr darstellen.

Schaut man im Oktober aus dem Fenster oder beobachtet bei einem gemütlichen Spaziergang die Natur, sieht man den Herbst in seiner vollen Pracht. Auch die Blätter der Laubbäume, die bisher noch nicht von der Trockenheit betroffen waren, färben sich allmählich von Grün und Goldgelb über Rot zu Braun, Hobbygärtner bringen ihre Balkonpflanzen vor nächtlichem Frost in Sicherheit und die Vögel scharen sich am Himmel und bereiten sich auf ihre lange Reise in Richtung Süden vor.

Die Tage werden nun kürzer, die Nächte länger und somit dauert auch die nächtliche Auskühlung länger an. Gerade bei schwachen Windverhältnissen während herbstlicher Hochdrucklagen und einem meist nur gering bewölkten oder klaren Himmel kann sich die Luft in der Nacht bis zur sogenannten Taupunkttemperatur abkühlen. Bei dieser Temperatur handelt es sich jedoch keineswegs um die Temperatur, ab der Eis taut, sondern vielmehr um jene Temperatur, ab der sich Tau beispielsweise auf Wiesen niederschlägt (siehe http://www.dwd.de/lexikon). Dann beginnt der Wasserdampf zu kondensieren und es bilden sich Nebeltröpfchen. Wird dabei die horizontale Sichtweite auf Augenhöhe nur geringfügig beeinträchtigt, spricht man von Dunst. Beträgt die Sicht jedoch weniger als einen Kilometer, liegt definitionsgemäß Nebel vor. Unterschreitet die Sichtweite überregional die Schwelle von 150 Metern, wird laut den Warnkriterien des DWD eine Nebelwarnung fällig. Dabei variiert auch die Andauer der Warnung im Herbst. Während sich der Nebel im September im Laufe des Tages aufgrund des höheren Sonnenstandes meist noch vollständig auflöst, kann er im Oktober in windgeschützten Niederungen bereits den ganzen Tag anhalten und die Sonne lediglich als blasse, trübe Scheibe am Himmel erscheinen lassen. Besonders nebelanfällig ist beispielsweise das Donautal. Dort sorgt die Donau für zusätzliche Feuchtigkeit in der Umgebungsluft.

Zugegeben ist der Gedanke an Nebel aber nicht gerade Furcht einflößend. Eigentlich hat er fast schon etwas Besinnliches oder Verträumtes an sich. Was ist so bedrohlich an diesem mehr oder weniger dichten Schleier, der sich geräuschlos über Wald und Wiesen legt?

Dass beispielsweise Gewitter gefährlich für uns Menschen sein können, ist vielen von uns auch diesen Sommer wieder bewusst geworden. Statistisch gesehen sterben etwa drei bis sieben Menschen jährlich allein an Blitzschlag. Wer allerdings davon ausgeht, dass die nun angebrochene Jahreszeit wettertechnisch ungefährlicher abläuft, täuscht sich. Die Statistik spricht hier eine eindeutige Sprache: In den Jahren 2011 bis 2017 registrierte die Polizei laut dem Statistischen Bundesamt insgesamt 4155 Verkehrsunfälle, bei denen Nebel eine Rolle spielte. Insgesamt nahmen dabei 4476 Personen Schaden, 146 Menschen verloren dabei ihr Leben. Im Durchschnitt sind das also über 20 Tote pro Jahr, die der Nebel im Straßenverkehr fordert. Dabei ereigneten sich rund 60 Prozent aller Nebelunfälle in den Monaten Oktober bis Dezember!

Nebel stellt somit eine deutlich unterschätzte Gefahr dar. Neben dem Flug- und Schiffsverkehr wird hauptsächlich der Straßenverkehr durch Nebel stark beeinträchtigt und erheblich gefährdet. Innerhalb kürzester Zeit kann die Sichtweite für Autofahrer in plötzlich auftauchenden, dichten Nebelbänken nahezu auf null sinken. Wer dann mit Geschwindigkeiten von über 100 km/h unterwegs ist, kommt einem Piloten, der sein Flugzeug im Blindflug fliegt, nahe. Der wesentliche Unterschied besteht nur darin, dass die Flugzeuge technisch für solche Gegebenheiten ausgerüstet sind, PKWs hingegen kaum. Der Anhalteweg, der neben dem eigentlichen Bremsweg auch die Reaktionszeit des Autofahrers beinhaltet beträgt bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h bereits über 100 Meter!

Schalten Sie also selbst bei leichtem Nebel schon das Abblendlicht ein und passen Sie die Geschwindigkeit Ihres Fahrzeugs den Sichtverhältnissen an! Die Nebelschlussleuchten dürfen nach Straßenverkehrsordnung allerdings erst bei einer Sichtweite unter 50 Metern benutzt werden, da das rote Schlusslicht bis zu 30 Mal heller erstrahlt als gewöhnliche Rückleuchten und somit nachfolgende Fahrer blenden könnte. Als Orientierungshilfe können Sie die Leitpfosten am Straßenrand zu Hilfe nehmen, die in der Regel in einem Abstand von 50 Metern angeordnet sind. Auf Fernlicht sollte allerdings besser verzichtet werden, da Sie sich damit durch das von den Wassertröpfchen im Nebel reflektierte Licht eher selbst blenden.

In den kommenden Tagen ist die Nebelgefahr zunächst nur gering. Ausläufer von Tief "JESSIKA" sorgen für einen auffrischenden Wind und eine gute Durchmischung der Luft, sodass sich höchstens in einzelnen windgeschützten Tallagen örtliche Nebelfelder ausbilden können. In der Nacht zum Donnerstag sorgt jedoch Hoch "ULF" für eine Wetterberuhigung, sodass der Wind deutlich nachlässt und sich vor allem in der Südwesthälfte teils dichter Nebel bilden kann.



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