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26. September 2018 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Der Herbst - ein farbenfroher und abwechslungsreicher Übergangsmonat

Der Herbst - ein farbenfroher und abwechslungsreicher Übergangsmonat

Datum 26.09.2018

Mit dem Herbst zeigt sich die Natur von seiner farbenfrohen Seite. Das Wetter kann launisch oder golden sein, die Abwechslung ist dabei oftmals vorprogrammiert.

Am vergangenen Sonntag, den 23. September 2018, startete um 03:54 Uhr MESZ der Herbst auch aus astronomischer Sicht. Die beiden Tage, an denen der Herbst bzw. der Frühling beginnen, werden Äquinoktien (von lat. aequus "gleich" und nox "Nacht") genannt. Wie der Name schon verrät, sind lichter Tag und die Nacht überall auf der Erde zumindest theoretisch gleich lang.


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Am Tage des Äquinoktiums schneiden sich die Ekliptik der Sonne (deren scheinbare Umlaufbahn um die Erde) und der Himmelsäquator (Schnittlinie der Ebene des Erdäquators mit der gedachten Himmelskugel) im Herbst- bzw. Frühlingspunkt. Zum Äquinoktium steht die Sonne mittags senkrecht über dem Äquator (siehe zum besseren Verständnis die veranschaulichende schematische Grafik). Das Theoretische an der Tag-Nacht-Gleiche ist darin begründet, dass in der sphärischen Astronomie Himmelsobjekte vereinfacht betrachtet werden und die Ausdehnung der Sonnenscheibe ebenso wie Einflüsse der Atmosphäre unberücksichtigt bleiben.

Da allerdings die ersten und letzten Sonnenstrahlen eines Tages vom oberen Rand der Sonnenscheibe ausgehen (und nicht von deren Mittelpunkt) und auf ihrem Weg durch die Erdatmosphäre gebrochen werden, dauern der lichte Tag und die Nacht zum Herbstanfang (ebenso zum Frühlingsanfang) nicht exakt gleich lang an. Stattdessen ist die Nacht um elf Minuten kürzer. Der Kalendertag, an dem tatsächlich zwölf Stunden lichter Tag und zwölf Stunden Nacht herrscht, wird Equilux genannt. Dieser liegt für den 50. Breitengrad (geografische Breite von Mainz) um den 17. März bzw. 26. September und ist somit um ein paar Tage in Richtung Wintersonnenwende verschoben.

Der Herbst ist als Jahreszeit zwischen Sommer und Winter in den gemäßigten Breiten auch die Zeit der Ernte und des Blattfalls. Genau dieses lässt sich auch schon aus dem Ursprung des Wortes Herbst ableiten. Sprachgeschichtlich stammt das Wort Herbst analog zum englischen Wort "harvest" (Ernte) vom lateinischen "capere" (pflücken) und vom griechischen "karpós" (Frucht, Ertrag) ab. Ursprünglich bedeutet das Wort Herbst also "Erntezeit.

Auch meteorologisch und phänologisch hat der Herbst seine Reize. Im Herbst verwandeln sich die Laubwälder in eine farbenfrohe Welt, bevor die Blätter schließlich abfallen und zum Boden gleiten. Die Ursache für die bunten Farben und den Laubverlust der Bäume ist der langsame Rückzug der Pflanzensäfte in den Stamm bzw. in die Wurzeln. Dabei wird der grüne Farbstoff (Chlorophyll) abgebaut und andere Blattstoffe wie z.B. Carotinoide (roter Farbstoff) und Anthocyane (blauer Farbstoff) dominieren die Blattfärbung. In diesem Jahr wurde der normale Zyklus allerdings vielerorts durch die lange Dürre beschleunigt bzw. verändert. Durch das fehlende Wasser, tritt bei den Bäumen der sogenannte Trockenstress auf. Als Schutz werden Transpirationsflächen (Blätter) minimiert und Reservespeicher in Wurzeln und Stamm gebildet. Dem Laub wird dabei das Wasser entzogen, sodass sich diese verfärben und schließlich frühzeitig abfallen. Neben dem Blattfall wird die Natur aber auch von den Frühfrösten bedroht. Der Frühfrost wird auch Herbstfrost genannt und tritt noch vor Ende der Vegetationsperiode auf. Dabei werden Kulturen durch früh im Herbst auftretende Fröste geschädigt. Der Schaden beruht dabei auf der Zerstörung von Pflanzenteilen, so dass z.B. in den Weintrauben keine weitere Zuckereinlagerung in die Beeren mehr stattfindet oder im Mais eine weitere Stärkekonzentration unterbleibt. Schäden treten manchmal auch bei Spätkartoffeln oder Rüben auf.

In die Wetterküche kommt mit dem Herbst auch wieder mehr Schwung. Mit der immer flacher stehenden Sonne und somit nachlassenden Wärmeeinstrahlung auf der Nordhalbkugel verschärfen sich die Temperatur- und damit einhergehend auch die Luftdruckunterschiede zwischen den warmen subtropischen und kalten polaren Breiten. Dies wiederum sind günstige Bedingungen für die Bildung kräftiger Herbststürme (siehe "Fabienne" letzten Sonntag genau zu Herbstbeginn).

In den nächsten Tagen kann die Natur im Einklang mit dem Wetter auf ganz unterschiedliche Art und Weise den Beobachter in seinen Bann ziehen. Der Süden des Landes wird bis zur neuen Woche überwiegend von Hoch "Schorse" und dessen Nachfolger "Tom" dominiert, die das Wetter dort überwiegend ruhig und abseits von morgendlichen Nebelfeldern und örtlichen Nachrösten sonnig gestalten. Der Norden befindet sich im Einflussbereich des Tiefdruckkomplexes um Tief "Gertraud" mit Zentrum über dem Nordmeer und Skandinavien, sodass sich der Herbst mit einem typisch windigen und leicht unbeständigen Wettercharakter präsentiert. Beide Witterungstypen haben aber durchaus ihren Charme. So können sowohl flache Nebelfelder und Tau auf den Wiesen, die im morgendlichen Sonnenlicht glitzern, als auch wirbelnde Blätter, schnell ziehende Wolken oder Regentropfen auf der Fensterscheibe einen faszinierenden Eindruck der dritten Jahreszeit liefern.



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