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15. Januar 2018 | Mag.rer.nat. Florian Bilgeri

Der Stau der Berge

Der Stau der Berge

Datum 15.01.2018

Regen, Schnee, Sturm, Gewitter und gebietsweise auch Glatteis - die neue Wetterwoche hat einiges zu bieten. Den Höhenpunkt gibt es am Donnerstag, wenn ein kräftiges Sturmtief gebietsweise auch im Flachland für Orkanböen sorgen wird.

Der Wochenbeginn ist meteorologisch gesehen zwar noch ruhig, doch das ändert sich zügig. Das nur noch heute wetterbestimmende Hochdruckgebiet BORCHERT verlagert nämlich seinen Randbereich sukzessive von Osteuropa weiter nach Russland und verliert damit an Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa. In den nächsten Tagen stehen dagegen Tiefausläufer im Mittelpunkt, die das Land von West nach Ost überqueren. Am Donnerstag gewinnt dann ein kräftiges Sturmtief an Relevanz. Einer abwechslungsreichen Wetterwoche steht daher nichts entgegen!



Bereits heute frischt der Wind von Westen her deutlich auf. Wind- und Sturmböen treten ab dem Nachmittag nicht nur auf den Bergen, sondern im Westen und Nordwesten zunehmend auch in tieferen Lagen und an der Küste auf. Mit dem Durchschwenken eines ersten Tiefausläufers ist auch einsetzender Niederschlag verbunden, wobei die Schneefallgrenze rasch in die Kammlagen der west- und südwestdeutschen Mittelgebirge ansteigen wird. Diese feuchte und eher milde Witterung hält besonders im Süden voraussichtlich bis in die Nacht zum Mittwoch an, bevor bei sinkenden Temperaturen zunehmend der Schnee in den Mittelpunkt rücken wird.

Bei einer solchen milden "Westwetterlage" kommt es bevorzugt in einigen Mittelgebirgen zu längeren Niederschlägen. In diesem Fall ist davon explizit der Schwarzwald betroffen. Dort ist die Überschreitung der DWD-Warnschwelle für Dauerregen (mehr als 30 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden) wahrscheinlich. Zudem muss man im Hinterkopf behalten, dass das letzte Hochwasserereignis an vielen Flüssen erst ein paar Tage in der Vergangenheit liegt. Die Wasserläufe sind zwar von den damals erreichten Pegelständen wieder etwas entfernt, doch kann es in den Regionen mit Dauerregen bei den gesättigten Böden vor allem an kleineren Flüssen und Bächen rasch zu einem Wiederanstieg der Wasserstände kommen.

Unsere Warnungen vor Dauerregen werden auf der Warnkarte in der Farbe "ocker" (Warnung vor markantem Wetter) dargestellt. Doch die Warnungen bestehen nicht nur aus der farblichen Codierung und einem Gültigkeitszeitraum, sondern auch aus einem informativen Textblock. Zum einen werden darin natürlich die erwarteten Niederschlagsmengen beschrieben, zum anderen taucht dort häufig auch der Begriff "Staulagen" auf. Ein solcher Warntext könnte zum Beispiel folgendermaßen aussehen: "Es werden Niederschlagsmengen zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter erwartet. In Staulagen werden bis 60 Liter pro Quadratmeter erreicht." Doch was sind nun genau diese ominösen Staulagen?

Die Spezifikation einer "Staulage" ist immer in Bezug auf die Orographie zu verstehen. Typische Staulagen gibt es beispielsweise in den Mittelgebirgen oder besonders am Alpenrand. Berge haben nämlich allgemein die Eigenschaft, dass an deren Flanken die darauf zuströmende Luft zum Aufsteigen gezwungen wird. Damit wird der in der Luft vorhandene Wasserdampf in höhere Luftschichten transportiert. Dort ist die Luft aber normalerweise kälter und kann deutlich weniger Wasserdampf halten. Als Folge kommt es zum Abregnen des Niederschlags. Hält dieser Effekt über eine längere Zeit an, können erhebliche Niederschlagsmengen zusammenkommen. Normalerweise sind die Flüsse und die relevanten hydrologischen Bauten auf die dort typischen erhöhten Niederschlagsmengen ausgerichtet. Aber bei besonderen, langanhaltenden "nassen" Wetterlagen können auch dort die Möglichkeiten erschöpft sein. Durch diesen "Staueffekt" kommt es daher häufig zu einem starken Unterschied der Niederschlagsmenge zwischen Bergland und angrenzendem Flachland. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, werden diese Unterschiede in unseren Warnungen auch detailliert kommuniziert.

Zum Ende noch ein Update zum erwarteten Sturm am Donnerstag: Die Zugbahn des Sturmtiefs hat sich in den verschiedenen Modellen angeglichen. Wahrscheinlich zieht das Tief von der mittleren Nordsee über Dänemark in die Ostsee. Damit gelangt das gesamte Bundesgebiet in sein Sturmfeld, besonders im Norden und an der Küste sind Orkanböen möglich. Wir halten Sie natürlich auf unseren üblichen Informationswegen auf dem Laufenden.



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