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16. November 2017 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Hochdruck im Herbst

Hochdruck im Herbst

Datum 16.11.2017

Zwischen dem Nordatlantik und Russland erstreckt sich eine Hochdruckbrücke, die der vorherrschenden Großwetterlage ihren Namen gibt und die das Wetter im Süden sowie in der Mitte Deutschlands bestimmt. Jedoch sind spätherbstliche Hochdruckwetterlagen ambivalent und es stellt sich die Frage, schafft es die Sonne im Tagesverlauf Nebel oder Hochnebel zu durchdringen oder bleibt es ganztägig trüb?

Derzeit erstreckt sich eine Hochdruckzone zwischen dem Nordatlantik und Russland, die auch den größten Teil Zentraleuropas überdeckt. Lediglich das nördliche Mitteleuropa wird von atlantischen Tiefausläufern überquert. Eine "Hochdruckbrücke" bringt im Allgemeinen den mittleren und südlichen Teilen Deutschlands Wetterberuhigung bzw. Wetterbesserung, während es in Norddeutschland wegen durch ziehender Frontensysteme meist unbeständig bleibt. Wäre jetzt Sommer, so hätten wir zumindest in Süddeutschland Sonnenschein pur und müssten vielleicht sogar mit einer Hitzewelle rechnen.


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Jedoch im Winterhalbjahr sind Hochdruckwetterlagen eher ambivalent. Einerseits sorgt in Hochdruckgebieten absinkende und sich "adiabatisch" erwärmende Luft prinzipiell für Bewölkungsauflösung, heiteres Wetter und sofern noch vergilbtes Laub an den Bäumen ist für einen "goldenen Herbst". Andererseits ist die Strahlungsbilanz der Erdoberfläche wegen des tiefen Sonnenstandes und der langen Nächte in unseren Breiten im Spätherbst deutlich negativ. Dies hat zur Folge, dass eine unter Hochdruck stehende Luftmasse allmählich auskühlt.

Da diese Abkühlung vom Erdboden ausgeht, bildet sich in den Morgenstunden häufig eine "Bodeninversion", d.h. der vertikale Temperaturverlauf kehrt sich um und die Lufttemperatur nimmt mit der Höhe zu. Außerdem erwärmt sich die absinkende Luftmasse, da sie beim Absinken unter höheren Druck gerät und folglich komprimiert wird. Dies führt innerhalb der "atmosphärischen Grundschicht", meist in etwa 700 bis 1200 m Höhe, zu einer "Absinkinversion" oder zumindest zu einer "Isothermie", d.h. einem nur gering variierenden oder gar konstanten vertikalen Temperaturverlauf.

Inversionen und Isothermien fungieren meist als "Sperrschichten" für den vertikalen Luftaustausch. In der unteren Atmosphäre reichern sich unterhalb von Inversionen "Kondensationskeime" (Aerosole) und Wasserdampf an. Insbesondere bei klarem Himmel kann sich durch nächtliche Ausstrahlung die Luft unter den Taupunkt abkühlen und es erfolgt die Kondensation des Wasserdampfes. Somit bildet sich am Boden Nebel, in der Höhe unterhalb der Absinkinversion entstehen Schichtwolken ("Stratus") bzw. Hochnebel.

Wegen der geringeren Intensität der Sonnenstrahlung zu dieser Jahreszeit lösen sich Nebel und Hochnebel im Tagesverlauf oftmals nur zögernd oder auch gar nicht mehr auf. Dann kann vor allem in den Niederungen tagelang trübes und feuchtkaltes Wetter herrschen. Oberhalb der Inversion, etwa in den Gipfellagen des Berglandes, ist es dagegen relativ mild und sonnig bei klarer Luft und guter Fernsicht. Übrigens ist die Prognose des Nebels und vor allem des Zeitpunktes seiner Auflösung auch im Zeitalter von Supercomputern und hochaufgelösten Wettervorhersagemodellen keine triviale Aufgabe und oftmals äußert sich die Ratlosigkeit der Meteorologen in Formulierungen wie "...teils heiter, teils neblig-trüb".

Besonders im Südwesten Deutschlands herrschten in den vergangenen Nächten dank passender Strahlungsbedingungen vielerorts "austauscharme Wetterlagen" mit Temperaturinversionen und vertikalen Isothermien. Beispielsweise war es im Oberrheingraben (100 bis 160 m ü. NN) heute früh (16.11.2017) mit 0 °C bis 1 °C etwas kälter als auf dem Feldberg im Schwarzwald (1490 m ü. NN) mit 2 °C bis 3 °C. Während im Rheintal verbreitet Dunst oder Nebel mit Sichtweiten von z.T. unter 100 m anzutreffen waren, hatte man auf dem Feldberg im Schwarzwald bei klarem Himmel bis zu 70 km Fernsicht.

Eine graphische Darstellung des vertikalen Temperaturverlaufes am 16.11.2017 frühmorgens für die in der Region gelegene Wetterstation Bale-Mulehose (Frankreich), eingetragen in ein "thermodynamisches Diagramm" und um die Windvektoren in verschiedenen Höhen ergänzt, finden Sie in der unten stehenden Abbildung. Die Registrierung erfolgte durch ein Flugzeug, das etwa um 05:28 Uhr UTC vom Euro-Airport Basel-Mulhouse-Freiburg (knapp 270 m ü. NN) startete. Bis etwa 700 m Höhe über dem Platz kühlt sich die atmosphärische Grundschicht leicht ab bzw. bleibt isotherm bei -2 °C bis -4 °C, bevor die Temperatur bis ca. 1500 m über Grund auf +4 °C ansteigt. Der vertikal zunehmende Wind dreht mit der Höhe von östlichen auf nördliche Richtungen.



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