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21. Juni 2017 | Dipl.-Met. Marcus Beyer

Donnerstag: Höhepunkt der Hitzewelle und Unwetter

Donnerstag: Höhepunkt der Hitzewelle und Unwetter

Datum 21.06.2017

Der morgige Donnerstag wird nicht nur der bisher heißeste Tag des Jahres, es werden auch zum Teil heftige Gewitter mit Unwetterpotential erwartet. Hintergründe und Erklärungen dazu im heutigen Thema des Tages.

Während der Norden in der vergangen Nacht mit Tiefstwerten von zum Teil nur 6 Grad weit entfernt vom Hochsommer war, blieb die Thermometeranzeige in den südwestdeutschen Ballungsgebieten vereinzelt bei 20 Grad hängen. Man spricht dann von einer sogenannten Tropennacht.

Diese großen Unterschiede wird es auch bei den heutigen Höchstwerten geben. Während in Teilen von Schleswig-Holstein kaum 20 Grad erreicht werden, bleibt die hohe Wärmebelastung im Süden und Südwesten bestehen. Spitzenwerte von über 35 Grad werden entlang der Flussniederungen vereinzelt überschritten. Der Höhepunkt der Hitzewelle wird am morgigen Donnerstag erreicht. Tief PAUL verstärkt auf seiner Vorderseite die Warmluftzufuhr nochmals, sodass abgesehen vom äußersten Norden die 30 Grad Marke vielerorts überschritten wird. Am heißesten wird es im Südwesten mit Spitzenwerten bis 38 Grad.



Neben der steigenden Hitzebelastung verspricht der morgige Tag aber auch mit Blick auf die Gewitter ein sehr brisanter zu werden. Viele Signale deuten darauf hin, dass morgen abgesehen vom Süden eine Schwergewitterlage mit hohem Unwetterpotential bevorsteht, wenngleich es noch Unsicherheiten in der genauen Ausprägung und beim zeitlichen Ablauf gibt.

Warum gehen wir von eine brisanten Gewitterlage aus?

Für Gewitter braucht es im Wesentlichen drei verschiedene Zutaten. Zum einen ist eine hohe Luftfeuchte von Nöten. Eine bewährte Maßzahl dafür ist der Taupunkt. Sind diese hoch empfindet man die Luft als drückend und schwül. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Temperatur mit der Höhe rasch abnimmt. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer labil geschichteten Atmosphäre. Vor allem durch eine tagesgangbedingte Erwärmung der unteren Luftschichten, aber auch durch kältere Luftmassen in der mittleren Atmosphäre fördert man eine erhöhte Labilität. Nun fehlt noch Zutat Nummer 3 und das ist die Hebung. Die Luft kann gehoben werden, wenn beispielsweise eine Front auf den Vorhersageraum übergreift. Aber auch Prozesse in höheren Luftschichten und lokale Effekte wie Berge oder das Land-See-Wind System können zu Hebung führen. Im Vergleich zur Feuchte und Labilität ist dieser Parameter am komplexesten und schwierigsten zu erfassen. Alles läuft aber darauf hinaus, dass in den unteren Schichten ein Zusammenströmen der Luft vorhanden ist (Konvergenz). Da dieser "Überschuss an Luft" ausgeglichen werden muss, bleibt nichts anderes übrig als Hebung.



Wenn man nun weiß, wo in etwa Gewitter entstehen, interessiert man sich auch noch für ihre Stärke und die Begleiterscheinungen (Hagel, Regen, Wind). Um diese näher beurteilen zu können, braucht es ein entscheidendes Gewürz: Die vertikale Windscherung. Kurz gesagt, betrachtet man dafür, wie sich die Richtung und Stärke des Windes mit der Höhe verändert. Je größer die Unterschiede sind, desto höher ist die vertikale Windscherung. Die Scherung ist das Salz in der Gewittersuppe und entscheidet meist, ob eine "normale" Gewitterlage oder eine Schwergewitterlage mit erhöhtem Schadenspotential bevorsteht.

Und was passiert nun morgen?

Die oben erläuterten Zutaten sind reichlich vorhanden. Hohe Labilität und viel Feuchte sorgen für ordentlich Energie in der Luft und auch am Gewürz Windscherung mangelt es nicht. Einzig die Zutat Hebung macht uns etwas Sorgen. Dabei ist gar nicht mal die Frage des Vorhandenseins - Hebungsmechanismen stehen ohne Frage zur Verfügung. Die große Schwierigkeit besteht eher in der genauen Positionierung der Schwerpunkte und dem genauen zeitlichen Ablauf. Entsprechend ist eine genaue Festlegung - zeitlich wie räumlich - noch etwas schwierig.

Fest steht aber: Im Norden und der Mitte sind morgen kräftige Gewitter mit Unwetterpotential zu erwarten, die mit einer ostwärtigen Verlagerung auch noch in der Nacht zum Freitag anhalten. Die genaue Ausprägung der Begleiterscheinungen sind dabei lokal sehr unterschiedlich - wie üblich bei Gewittern. Es muss in der Spitze mit großem Hagel (lokal >5 cm), schweren Sturmböen und orkanartigen Böen (um 100 km/h) sowie heftigem Starkregen gerechnet werden. Im Süden beschränken sich die Gewitter zumeist auf das Bergland und fallen wohl nicht ganz so heftig aus.

Auch wenn es an den Details noch fehlt, muss am morgigen Donnerstag die zu erwartende (Un)wetterlage unbedingt genauer verfolgt werden! Fortlaufend wird es auch auf der Seite des Deutschen Wetterdienstes Aktualisierungen geben, sobald die Details klarer werden. Auch die Warnwetter-App des DWD kann dabei als Informationsquelle genutzt werden (http://www.dwd.de/DE/leistungen/warnwetterapp/warnwetterapp.html).



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