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19. April 2017 | MSc.-Met. Sebastian Schappert

"Im April ein tiefer Schnee, keinem Dinge tut er weh?!"

"Im April ein tiefer Schnee, keinem Dinge tut er weh?!"

Datum 19.04.2017

Der aktuelle Kaltluftvorstoß brachte uns in den vergangenen Tagen nicht nur Neuschnee. In den Nächten tritt zurzeit verbreitet Frost auf, der besonders für die blühende Pflanzenwelt eine Gefahr darstellt.

Dass das Aprilwetter sehr launisch sein kann, durften wir bereits in den vergangenen Tagen erfahren. Ganz nach dem Motto "April, April, der macht, was er will" sorgte Tief "PETER" sowie ein namenloses Höhentief in den Mittelgebirgen sowie an den Alpen für wechselhaftes Wetter, neben zeitweisem Sonnenschein gab es frostige Tiefsttemperaturen sowie teils auch Schneefall bis in tiefere Lagen. So konnten die Bewohner vom Sauerland bis ins Rothaargebirge am Ostermontag sowie am gestrigen Dienstag beim morgendlichen Blick aus dem Fenster ihren Augen kaum trauen. Dort fielen jeweils in den Frühstunden 1 bis 5 cm Schnee, an der Station Meinerzhagen-Redlendorf auf 380 m beispielsweise sogar bis zu 10 cm.



Auch im Thüringer Wald, im Bayerischen Wald, auf der Schwäbischen Alb sowie im Erzgebirge wurden Neuschneemengen bis 10 cm registriert, ausgewählte Stationen im Bergland zeigten Mengen bis 16 cm. Sportler, die sich noch nicht ganz von der aktuellen Wintersportsaison verabschieden möchten, sollten die Neuschneemengen in den Alpen erfreuen. Dort sorgten länger anhaltende Niederschläge nochmal für einen veritablen Zuwachs der Schneedecke. Spitzenreiter ist dabei unangefochten die Station auf der Zugspitze, die seit Samstagfrüh innerhalb von 4 Tagen immerhin rund 210 cm Neuschnee verzeichnen konnte. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Schneedecke dort zurzeit immerhin 430 cm dick ist. Aber auch beispielsweise im Allgäu braucht man sich mit Neuschneemengen von über 30 cm nicht zu verstecken. Schneefall im April ist allerdings nichts Ungewöhnliches. Dies findet sich sogar in einigen Bauernregeln wieder, die beispielsweise besagen: "Ist der April auch noch so gut, er schneit dem Bauern auf den Hut."



Für die Pflanzenwelt ist der Schnee weniger gefährlich. Allerdings stellt der aktuelle Kaltluftvorstoß arktischen Ursprungs mit verbreiteten Nachtfrösten eine Herausforderung für bereits blühende Pflanzen dar, denn Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes können den Pflanzen bzw. ihren Blüten schaden, wodurch sich Ernteausfälle ergeben. Im Thema des Tages vom 05.04.2017 wurde bereits beschrieben, dass Bauern ihre Pflanzen z. B. durch Frostschutzberieselung effektiv schützen. Durch das dauerhafte Besprühen der Pflanzen mit feinen Wassertröpfchen bei frostigen Temperaturen kann sich ein schützender Eispanzer um die Pflanzen ausbilden. Da beim Gefrieren von Wasser die sogenannte Erstarrungswärme frei wird, sinkt die Temperatur innerhalb der Eishülle nicht wesentlich unter den Gefrierpunkt ab. Steigt das Thermometer dann wieder in den positiven Bereich, kann der Eispanzer wieder auftauen.

Spargel- oder Erdbeerbauern wiederum bedienen sich dagegen eines weiteren Hilfsmittels zum Schutze ihrer Kulturen. Mithilfe von Folie oder Vlies können die Pflanzen abgedeckt werden. Dies hemmt zum einen die Wärmeabstrahlung der Pflanzen und sorgt zum anderen für die Bildung eines isolierenden Luftpolsters. Diese Methode ist besonders bei leichtem Frost eine gute und günstige Alternative zur Frostschutzberegnung.

Eine weitere Möglichkeit bietet die künstliche Luftdurchmischung in sogenannten Strahlungsnächten, also dann, wenn sich die kalte Luft in Tal- und Muldenlagen am Boden sammelt. Dabei wird versucht, mithilfe von großen Ventilatoren oder Hubschraubern, wärmere Luft aus höheren Luftschichten unter die bodennahe Kaltluftschicht zu mischen, um somit "künstlich" die Temperatur nach oben zu treiben.



Die kommende Nacht zum Donnerstag ist die vorerst kälteste Nacht. Bleibt nur zu hoffen, dass auch die Hobbygärtner unter uns den anfälligen Pflanzen entweder ein warmes Plätzchen in der Wohnung verschafft oder aber ein kuschelig-warmes Gewand angelegt haben. Denn mit wenigen Ausnahmen muss hierzulande verbreitet mit leichtem, teils auch mäßigem Frost gerechnet werden. In der Nacht zum Freitag kann das Thermometer dann in der Südhälfte nochmals bis -6 Grad, am Alpenrand auch etwas tiefer absinken, die Nordhälfte ist dann unter dichten Wolken allerdings schon frostfrei. In der Nacht zum Samstag beschränkt sich die Frostgefahr dann auf höhere Berglagen sowie den unmittelbaren Alpenrand.

Das Aprilwetter setzt sich also weiter fort. So zeigt sich hin und wieder mal die Sonne, aber auch viele Wolken sowie Regen, Schauer und etwas Neuschnee sind in den kommenden Tagen mit von der Partie. Entsprechend lässt sich der April für alle Freunde der gepflegten Bauernregel beschreiben mit den Worten: "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist."



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