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08. Februar 2017 | Dipl.-Met. Marcus Beyer

Deutschland, ein geteiltes Land

Deutschland, ein geteiltes Land

Datum 08.02.2017

Vor genau einer Woche wurde im Thema des Tages über den Kampf zwischen winterlicher Kaltluft aus Osten und milder Frühlingsluft vom Atlantik geschrieben. Der Sieger der beiden Schwergewichte scheint zumindest vorerst die hartnäckige Kaltluft zu sein. Allerdings ist dies nicht überall der Fall.

Schauen wir zunächst auf die Großwetterlage. Wie bereits einige Modellläufe in der vergangenen Woche angedeutet haben, hat sich ein umfangreiches Hochdruckgebiet über Skandinavien gebildet. Namentlich ist dies Hoch "Erika" mit einem Kerndruck von stolzen 1050 Hektopascal (hPa). Demgegenüber steht ein kräftiges Tief mit dem Namen "Niklas" und einem Kerndruck von derzeit 965 hPa. "Niklas" hatte zu Beginn der Woche sogar weniger als 940 hPa. Ein mächtiger Druckgegensatz also, der vor allem im Seegebiet südlich von Island und westlich von Irland hohe Wellen geschlagen hat.


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Auf der Südflanke von "Erika" hat sich die eisige Frostluft aus Osteuropa und Westrussland in den letzten Tagen auf den Weg gemacht und ist weiter in Richtung Mitteleuropa und Deutschland vorangekommen. Grund dafür ist vor allem, dass Tief "Niklas" etwas die Kraft ausgegangen ist und dementsprechend nicht mehr richtig entgegen halten kann.

Dennoch gelingt es der Kaltluft nicht vollends ganz Deutschland in seinen Bann zu nehmen. Dies liegt vor allem an der Mächtigkeit der kontinentalen Kaltluft. Die kälteste Luft konzentriert sich auf die untersten 1 bis 1.5 km und wird gedeckelt von einer Inversion (Temperaturzunahme mit der Höhe). Dadurch stellen die Mittelgebirge gewissermaßen eine natürliche Barriere dar, welche die Kaltluft ausbremst. Es ist also wenig überraschend, dass es in der Nordosthälfte dauerfrostig ist, während weiter nach Südwesten die Höchstwerte deutlich in den positiven Bereich steigen können.

Wie geht es nun bis zum Wochenende weiter? Hoch "Erika" weitet ihren Einfluss westwärts aus, sodass Tief "Niklas" nahezu vollständig verschwindet. Infolgedessen kann mit der östlichen Strömung die Kaltluft zunächst noch etwas weiter Boden in Richtung Westen gut machen kann. Insbesondere nachts ist es dann überall frostig und tagsüber geht das Temperaturniveau abgesehen vom Oberrhein noch ein Stück zurück.

Wirklich freundlich wird es allerdings nur in wenigen Regionen. Ursächlich dafür ist, dass die bodennahe Kaltluft mit Feuchtigkeit angereichert ist, die gebietsweise zu einer dichten hochnebelartigen Wolkendecke führt. Zudem macht sich zum Wochenende ein sogenannter "Kaltlufttropfen" bemerkbar. Dabei handelt es sich um ein Tief, das man nur in Wetterkarten von höheren Luftschichten findet und das aufgrund seiner etwas schwierigen Vorhersagbarkeit für einige Überraschungen gut ist. Der Kaltlufttropfen könnte am kommenden Wochenende in der Nordosthälfte durchaus für etwas Schneefall sorgen und damit den winterlichen Eindruck noch verstärken. Allerdings gibt es diesbezüglich noch größere Modellunsicherheiten.

Interessant ist auch noch eine andere Entwicklung über Südwesteuropa. Dort etabliert sich ein umfangreiches Tiefdruckgebiet, das seinen Einfluss auf Deutschland in der kommenden Woche verstärkt. Es sorgt für die Zufuhr milder Luftmassen nach Zentraleuropa ... allerdings nur in den höheren Luftschichten. Da gleichzeitig hoher Luftdruck über Deutschland vorherrschend bleibt, verstärkt sich damit die Inversionswetterlage. Bodennah kann sich damit vor allem in der Nordosthälfte die Kaltluft halten. Als Ergebnis setzt sich das bereits im Dezember und Januar mit nur kurzen Unterbrechungen vorherrschende winterliche Hochdruckwetter und die in Teilen des Landes enorme Trockenheit wohl auch im Februar fort. Darüber hinaus sind frühlingshafte Temperaturen derzeit noch weit entfernt.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD