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21. November 2016 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

"Trog Westeuropa"

"Trog Westeuropa"

Datum 21.11.2016

Derzeit bestimmt ein Trog über Westeuropa unser Wetter. Dabei gelangt mit südlicher Strömung Luft subtropischen Ursprungs nach Mitteleuropa, die für "frühlingshafte" Temperaturen und in den Alpen für Süd-Föhn sorgt.

Der Jahresverlauf der Witterung an einem Ort oder in einem Gebiet besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den sog. Großwetterlagen. Diese ergeben sich durch bestimmte großräumige Luftdruck bzw. Geopotentialverteilungen und die daraus resultierenden Strömungsmuster. Welche Großwetterlage sich einstellt, wird letztendlich durch die allgemeine Zirkulation der Atmosphäre bestimmt und manifestiert sich im raum-zeitlichen Verhalten der atmosphärischen Höhenströmung in der mittleren Troposphäre.



Diese fließt auf der Nordhalbkugel stets so, dass, in Stromrichtung betrachtet, auf der rechten Seite hoher Luftdruck bzw. hohes Geopotential und auf der linken Seite tiefer Luftdruck bzw. niedriges Geopotential herrschen. Das Wetter selbst wird außerdem noch durch die Eigenschaften der in das jeweilige Zirkulationsregime einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.

Die seit ein paar Tagen vorherrschende Wetterlage nennt sich "Trog Westeuropa" (wiss. Abk. TrW). Sie gehört zu den meridionalen Zirkulationsformen, d.h. sie ist durch eine stark mäandrierende Höhenströmung gekennzeichnet. Derzeit verläuft diese über dem Ostatlantik in Nord-Süd-Richtung, kehrt etwa über der Iberischen Halbinsel um, wendet sich zunächst nordostwärts und schließlich über Mitteleuropa nordwärts. Somit befindet sich über Westeuropa ein ausgedehntes Gebiet niedrigen Luftdruckes bzw. Geopotentials, welches im Meteorologenjargon gern als "langwelliger Trog" bezeichnet wird.

An der Vorderseite dieses Tiefdrucksystems gelangt Meeresluft subtropischen Ursprungs nach Mitteleuropa. Dabei sorgen ein markanter Luftdruckgradient - oder einfacher formuliert markante Luftdruckgegensätze in West-Ost-Richtung - für eine lebhafte Strömung aus südlichen Richtungen. Der Wind weht daher vor allem in der Westhälfte Deutschlands mäßig bis frisch mit starken Böen aus Richtungen um Süd. Im Bergland gibt es am heutigen Montag sowie am Dienstag zum Teil stürmische Böen oder gar Sturmböen. In den Alpen hält der Föhnsturm mit Orkanböen auf den Gipfeln und Sturmböen in einzelnen Föhntälern an. Die Temperatur erreicht verbreitet "frühlingshafte" 9 bis 15 °C, in einigen Alpentälern werden dank des Föhn-Effektes Maxima um 17 °C erreicht.



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