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07. November 2016 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Auf Brücken und in ungünstigen Lagen örtlich Glättebildung

Auf Brücken und in ungünstigen Lagen örtlich Glättebildung

Datum 07.11.2016

"Auf Brücken und in ungünstigen Lagen örtlich Glättebildung". So hört und liest man es im Winterhalbjahr häufig in Wetterberichten. Warum ausgerechnet auf Brücken und wo liegen die ungünstigen Lagen?

Der erste Wintereinbruch spielt sich derzeit hauptsächlich auf den Bergen ab. Aber auch in den Niederungen stellen sich in ungünstigen Lagen teilweise überraschend winterliche Verkehrsverhältnisse ein.



Warum aber werden ausgerechnet Brücken in unseren Wetterberichten und in den Warnungen erwähnt?

Oberflächen kühlen in klaren Nächten unter die Lufttemperatur, die in 2 Metern Höhe gemessen wird, ab. Bei weniger als etwa 2 Grad Lufttemperatur kann daher die Oberflächentemperatur null Grad oder weniger betragen. Die Oberflächentemperatur hängt vom Material und der Farbe ab. Bei den Farben reagiert schwarz, also die übliche Farbe des Straßenbelags am stärksten. Auf den Oberflächen kann sich der immer vorhandene Wasserdampf daher auch bei Lufttemperaturen über 0 Grad als Eis oder Reif niederschlagen. Im Herbst ist allerdings der Untergrund noch so warm, dass er im Allgemeinen die abgekühlte Erd- oder Straßenoberfläche etwas aufheizen kann, sodass sich Luft- und Oberflächentemperatur in etwa entsprechen. Reif oder Eis bilden sich dann erst, wenn die Lufttemperatur kaum über 0 Grad liegt. Brücken aber haben keinen wärmenden Untergrund und der Straßenbelag kühlt daher vor der Umgebung auf Werte von null Grad oder weniger ab. Damit kann auf Brücken Eis- oder Reifansatz erfolgen, auch wenn die Straße sonst noch eisfrei ist und das Autothermometer noch Werte über null Grad anzeigt. Diese Erkenntnis war für manchen Autofahrer schon die letzte seines Lebens und fordert alljährlich seine herbstlichen Opfer.

Was sind denn nun die anderen ungünstigen Lagen?

Eine kennt jeder, nämlich die Laternengarage: Da wirkt der gleiche Effekt wie bei der Brücke und führt zum Eis kratzen schon bei Lufttemperaturen über null Grad, wobei hier das Material Glas der begünstigende Faktor ist.

Geografisch ungünstige Lagen sind normalerweise Mulden und feuchte Auen. In Mulden sammelt sich die abfließende Kaltluft aus der Umgebung, sodass die dort gesammelte Frostluft bereits Eisbildung möglich macht, während es außerhalb der Mulden noch wärmer als 0 Grad ist.

Feuchte Auen begünstigen die Reif- bzw. Eisbildung durch das große Angebot an Wasserdampf, die unabdingbare Voraussetzung für Glättebildung.

Der Wetterdienst warnt im Internet vor Reif- und Eisglätte, wenn es sich abzeichnet, dass dies verbreitet auftritt. Ist nur in den ungünstigen Lagen mit Glätte zu rechnen, erhalten nur die Straßenämter einen separaten Hinweis. Sie machen dann in den Frühstunden Kontrollfahrten, um rechtzeitig vor Beginn des Berufsverkehrs die Glättegefahr zu minimieren.



© Deutscher Wetterdienst