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09. Oktober 2016 | MSc.-Met. Sebastian Schappert

Sind Sie schon Wetterpate?

Sind Sie schon Wetterpate?

Datum 09.10.2016

Bereits seit einer Woche hält sich Hoch PETER hartnäckig über Skandinavien. Allerdings brachte uns PETER kein sonnenscheinreiches Hochdruckwetter. An seiner Südostflanke wurden vielmehr kühle und feuchte Luftmassen von den Tiefs YANINA, ZOFIA und ANDREA zu uns geführt und sorgten für einen wolkenreichen und besonders im Osten auch für einen verregneten Wettercharakter. Aber sind die "Damen der Schöpfung" immer für schlechtes Wetter verantwortlich und wie kamen sie überhaupt zu ihren Namen?



Bereits während des Zweiten Weltkrieges begann der amerikanische Wetterdienst Taifune, also tropische Wirbelstürme im Pazifik, mit weiblichen Vornamen in alphabetischer Reihenfolge zu benennen. Dies sorgte für einen besseren Überblick über die aktuelle Wetterlage, besonders beim gleichzeitigen Auftreten mehrerer Taifune waren die individuellen Bezeichnungen von Vorteil für die Kommunikation. Folglich übertrug man diese "Taufe" auch recht bald auf Hurrikane (Bezeichnung für tropische Wirbelstürme im Atlantik). Seit 1979 wechselt das Geschlecht der Vornamen ganz im Sinne der Gleichberechtigung von Wirbelsturm zu Wirbelsturm.

In Deutschland dauerte es noch bis zum Jahr 1954, als die damalige Studentin Karla Wege im Institut für Meteorologie an der Freien Universität in Berlin vorschlug, Druckgebilde zu benennen, die das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen. Dabei wurden Hochdruckgebiete zunächst mit männlichen Vornamen versehen, Tiefdruckgebiete erhielten weibliche. Allerdings hielt sich das mediale Interesse an der Namensgebung über Jahrzehnte hinweg sehr in Grenzen, sodass die Öffentlichkeit kaum etwas davon mitbekam. Erst die beiden aufeinanderfolgenden Orkantiefs VIVIAN und WIEBKE weckten im Jahr 1990 das Interesse der Öffentlichkeit und sorgten wegen ihrer enormen Schäden für Aufsehen in Deutschland und Umgebung. In den darauffolgenden Jahren wurde die Kritik an der Verwendung von weiblichen Vornamen für Tiefs jedoch immer lauter. Immerhin werden Hochdruckgebiete meist mit ruhigem, wolkenarmem und beständigem Wetter verbunden. Seit 1998 wechseln daher Hoch- und Tiefdruckgebiete jährlich das "Geschlecht". In geraden Jahren tragen Hochdruckgebiete männliche Vornamen, in ungeraden ist die Damenwelt für das "schöne" Wetter zuständig. Tiefdruckgebiete werden dann mit einem Vornamen des jeweils anderen Geschlechts bezeichnet. Dabei erfolgt die Vergabe ebenfalls nach alphabetischer Reihenfolge von A bis Z, anschließend startet ein weiterer Durchgang des Alphabets bis zum Ende des Jahres.

Im November 2002 wurde schließlich die Aktion "Wetterpate" geboren. Hierbei kann die Patenschaft eines Hochs und Tiefs erworben werden, hin und wieder wird eine solche auch auf eBay versteigert. Der Pate kann dann das Druckgebilde mit dem entsprechenden Anfangsbuchstaben selbst benennen. Zugelassen sind dabei allerdings nur standesamtlich anerkannte Vornamen. Im Gegenzug erhält der Namenspate unter anderem eine Wetterkarte und eine Dokumentation der Lebensgeschichte des Druckgebildes. Der Erlös der "Taufe" wird übrigens seit dieser Zeit zur Unterhaltung der studentischen Wetterbeobachtung an der Station Berlin-Dahlem und zur Fortführung einer ununterbrochenen und über hundert Jahre alten Beobachtungsreihe genutzt. Die Kosten für eine Patenschaft schüttelt der Otto-Normalverbraucher aber nicht gerade so aus dem Ärmel. In der Regel kostet eine Patenschaft für ein Tief 199 Euro, für ein Hoch zahlt man satte 299 Euro. Der Aufpreis für ein Hochdruckgebiet ergibt sich aus der Tatsache, dass diese meist deutlich länger auf den Wetterkarten zu finden sind, als Tiefs. Im Durchschnitt leben ein Tief zwischen ein und fünf Tagen, ein Hoch immerhin zwischen drei und sieben Tagen, manchmal aber auch deutlich länger. Über ein Jahr gesehen sind die Hochs zudem auch deutlich seltener (im Schnitt ca. 60 pro Jahr) als die Tiefs (etwa 150 pro Jahr).

Auch europäische Nachbarn vergeben Namen, eine Patenschaft ist dort jedoch nicht möglich. Erreicht ein Sturm beispielsweise die Grenze Schwedens, bekommt dieser vom Meteorologischen und Hydrologischen Institut Schwedens den Namen entsprechend der Liste für die Namenstage des aktuellen Datums. In Norwegen legt man dagegen am Meteorologischen Institut in Oslo bereits lange im Voraus die Namen für die Sturmtiefs fest. Dabei werden die Tiefs ganz im Sinne der geschlechtlichen Gleichberechtigung immer abwechselnd mit einem männlichen und einem weiblichen Namen versehen.

Und wie geht es weiter mit den Hochs und Tiefs in Mitteleuropa? Auch weiterhin sorgt Hoch PETER mit Schwerpunkt über Fennoskandien für hohen Druck im hohen Norden. Tief ANDREA zieht derweil von der Ukraine ganz gemächlich in Richtung Weißrussland und sorgt mit seinen Ausläufern für wechselhaftes und teils auch regenreiches Herbstwetter in weiten Teilen Deutschlands.



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