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02. Juli 2016 | Meteorologe Christian Throm

Deutschlandwetter im Juni 2016

Deutschlandwetter im Juni 2016

Datum 02.07.2016

Statt Sommer viele Unwetter mit Blitz, Donner und Starkregen

Im Juni bestimmten überwiegend feuchte und nur mäßig warme Luftmassen das Wettergeschehen in Deutschland. Geringe Luftdruckunterschiede führten zu wenig Abwechslung, häufig jedoch zu heftigen Gewittern, in vielen Gebieten begleitet von sehr hohen, teilweise auch katastrophalen Niederschlagsmengen, tlw. mit Hagel und sogar Tornados. Nur vorübergehend gelangte heiße Luft aus Nordwestafrika zu uns und hinterließ einen ersten hochsommerlichen Eindruck. Dies ergab insgesamt einen recht warmen Juni, mit deutlich zu viel Niederschlag und leicht unterdurchschnittlicher Sonnenscheindauer. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

Monat Juni
Monat Juni

Überwiegend warm, im letzten Monatsdrittel vorübergehend hochsommerlich

Der erste Sommermonat des Jahres lag in Deutschland mit einer bundesweiten Durchschnittstemperatur von 17,0 Grad Celsius (°C) um 1,6 Grad über dem Soll der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung +1,2 Grad. Nächtliche Tiefstwerte knapp über dem Gefrierpunkt und örtlich sogar Bodenfrost läuteten zum Ende der ersten Dekade den Beginn der „Schafskälte“ ein. Am 7. meldete die Station Barth, westlich von Stralsund, lediglich 2,5 °C. Kurzzeitig führte eine Südströmung im letzten Monatsdrittel bundesweit zu hochsommerlichen Werten: Am 24. waren es in Berlin-Kaniswall heiße 36,4 °C.

Viele schwere Gewitter - verbreitet mit enormen Niederschlagsmengen

Mit rund 115 Litern pro Quadratmeter (l/m²) erreichte der Juni 134 Prozent des vieljährigen Mittels (85 l/m²) und war damit deutlich zu nass. Langsam ziehende Gewitter, oft mit Starkregen und Hagel, tlw. bis 6 cm Korngröße, brachten innerhalb kurzer Zeit enorme Niederschlagsmengen und verursachten schwere Schäden. Besonders heftig getroffen wurde die Region um die niederbayerische Kleinstadt Simbach/Inn, mehrere Menschen starben in den Fluten. Im Westen und Süden Deutschlands fiel örtlich in wenigen Tagen das Doppelte des Monatssolls: Das Wasser stand tagelang auf den Feldern. In den von Unwettern betroffenen Gebieten waren das bis Ende Juni oft mehr als 250 l/m². In Offenbach, dem Sitz des Deutschen Wetterdienstes, fiel seit Anfang des Jahres mehr Niederschlag als in allen 12 Monaten des Jahres 2015 zusammen. Die bundesweit höchste Tagesmenge meldete am 23. Groß Berßen, im Emsland, mit 150,7 l/m². Aber es gab auch zu trockene Gebiete - in Teilen Vorpommerns, der Altmark und im Osten Hessens fielen nur etwa 50 Prozent des Solls.

Sonnenscheinbilanz im Nordosten leicht positiv, im Süden deutlich negativ

Bundesweit blieb die Sonnenscheindauer im Juni 2016 mit 181 Stunden um neun Prozent unter ihrem Soll von 198 Stunden. Gebietsweise gab es jedoch deutliche Unterschiede. Am längsten zeigte sich die Sonne im Nordosten Deutschlands, auf der Insel Rügen, mit bis zu 300 Stunden. Deutlich weniger Sonne schien im Süden und Westen, beispielsweise in der nördlichen Eifel waren es örtlich nur etwa 105 Stunden.


Die wärmsten, trockensten und sonnigsten Orte in Deutschland

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Juni 2016* 1. Platz Berlin-Tempelhof 19,7 °C Abweich. +2,3 Grad 2. Platz Berlin-Tegel 19,6 °C Abweich. +2,2 Grad 3. Platz Berlin-Marzahn 19,4 °C Abweich. +2,7 Grad

Besonders kalte Orte im Juni 2016* 1. Platz Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen) 13,0 °C Abweich. +1,9 Grad 2. Platz Kleiner Feldberg/Taunus (Hessen) 13,4 °C Abweich. +1,4 Grad 3. Platz Carlsfeld (Sachsen) 13,8 °C Abweich. +2,5 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Juni 2016** 1. Platz Xanten (Nordrhein-Westfalen) 321,2 l/m² 418 Prozent 2. Platz Hamminkeln-Mühlenrott (Nordrhein-Westfalen) 303,5 l/m² 412 Prozent 3. Platz Lindau/Bodensee (Baden-Württemberg) 295,6 l/m² 167 Prozent

Besonders trockene Orte im Juni 2016** 1. Platz Franzburg (Mecklenburg-Vorpommern) 26,4 l/m² 37 Prozent 2. Platz Arkona (Mecklenburg-Vorpommern) 26,5 l/m² 55 Prozent 3. Platz Kleßen (Brandenburg) 30,0 l/m² 47 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Juni 2016** 1. Platz Arkona (Mecklenburg-Vorpommern) 303 Stunden 113 Prozent 2. Platz Greifswalder Oie (Mecklenburg-Vorpommern) 280 Stunden 106 Prozent 3. Platz Karlshagen (Mecklenburg-Vorpommern) 278 Stunden 111 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Juni 2016** 1. Platz Kall-Sistig (Nordrhein-Westfalen) 94 Stunden 52 Prozent 2. Platz Perl-Nennig (Saarland) 118 Stunden 57 Prozent 3. Platz Weiskirchen/Saar (Saarland) 121 Stunden 55 Prozent

Bergstationen oberhalb 920 m NN sind hierbei nicht berücksichtigt.

* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis: Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter http://www.dwd.de/presse.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: Jo Wilhelm Arts