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01. Juni 2016 | Dipl.-Met. Simon Trippler

Gewitter ohne Ende?

Gewitter ohne Ende?

Datum 01.06.2016

Jeden Tag gibt es derzeit Gewitter in Deutschland, teilweise bis in den Unwetterbereich hinein. Eine Änderung ist zunĂ€chst nicht in Sicht, bleibt das jetzt also den ganzen Sommer so?

Seit mittlerweile 7 Tagen dominieren in Deutschland die Gewitter. Auch am heutigen Mittwoch wird das nicht anders sein, und selbst in den nĂ€chsten Tagen ist vorerst kein Ende der Gewitterserie in Sicht. Ziemlich hĂ€ufig kam es dabei nach den Kriterien des Deutschen Wetterdienstes auch zu Unwettern, sodass bereits seit 6 Tagen seitens des DWD im Rahmen von Youtube Unwetterclips fĂŒr die Öffentlichkeit produziert und verbreitet werden. Unwetter gab es insbesondere wegen Starkregen, Hagel und Hagelansammlungen, mit teilweise drastischen Auswirkungen bis hin zu leider zu beklagenden Todesopfern.



FĂŒr den ersten Teil der Gewitterserie bis zum gestrigen Dienstag zeichnete sich Tief "Elvira" verantwortlich, das sich, begĂŒnstigt durch ein auch in mittleren und höheren AtmosphĂ€renschichten vorhandenes, fast stationĂ€res Tief, seit Tagen kaum fortbewegt und uns damit in Deutschland jeden Tag immer wieder mit Blitz und Donner samt unerwĂŒnschten Begleiterscheinungen behelligt hat.

Endlich zieht "Elvira" nun aber mit westlicher Verlagerung nach Frankreich weiter und löst sich dort allmĂ€hlich auf. Ein Grund zum Aufatmen ist das fĂŒr uns aber nicht. In ihre Fußstapfen tritt nĂ€mlich Tief "Friederike", das heute von Polen her nach Deutschland wandert und die zuvor etwas nach Nordosten abgedrĂ€ngten feuchtwarmen Luftmassen wieder vermehrt nach Deutschland zurĂŒckbringt. Gleichzeitig wird die derzeit sehr bestĂ€ndige Großwetterlage "Tief Mitteleuropa" (TM), die fĂŒr den Gewittersumpf mit nur schwachen LuftdruckgegensĂ€tzen sorgte und weiterhin sorgt, weiter aufrechterhalten. Da die Luftmassen immer noch Ă€hnlich konfiguriert sind wie in den letzten Tagen, muss man erneut mit teils krĂ€ftigen Schauern und Gewittern rechnen, die bei langsamer Verlagerung insbesondere bezĂŒglich Starkregen, Hagel und Hagelansammlungen zum Teil auch wieder lokal eng begrenzt unwetterartig ausfallen dĂŒrften (siehe dazu die Grafik der Gewittergefahren in den nĂ€chsten Tagen).


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Das neue Tief erfĂ€hrt wie auch schon "Elvira" UnterstĂŒtzung durch das Höhentief, das mindestens bis Sonntag weiter ĂŒber Mitteleuropa bzw. Teilen Westeuropas liegenbleiben wird. "Friederike" (bzw. ein noch namenloses Nachfolgetief) erhĂ€lt damit bis mindestens Sonntag die Gewitterluft bei uns. Nach einigen Modelllösungen kann es sogar in der ganzen nĂ€chsten Woche mit den Gewittern weitergehen, andere setzen jedoch eher auf das Prinzip Hoffnung, verstĂ€rken den Hochdruckeinfluss und beenden somit mehr oder weniger die GewittertĂ€tigkeit.

Nun erreichen uns Meteorologen natĂŒrlich wieder Fragen, ob das der Klimawandel sei? Dazu ist zu sagen, dass man an solchen Einzelereignissen den Klimawandel nicht festmachen kann. Bei Aussagen zum Klimawandel werden lĂ€ngere ZeitrĂ€ume analysiert, hĂ€ufig z.B. 10-Jahres- oder 30-Jahres-ZeitrĂ€ume. Allerdings gibt es auch Studien, die besagen, dass die Großwetterlage "Tief Mitteleuropa", mit der wir es aktuell ja zu tun haben, mit dem Klimawandel 15 bis 20 % hĂ€ufiger als frĂŒher auftreten soll und es damit zu einer Zunahme von Starkregenereignissen kommen könnte. Insofern kann diese gerade auftretende Großwetterlage durchaus ein Hinweis (aber kein Beweis!) fĂŒr den Klimawandel sein.

Stellt sich noch die Frage, ob nun der ganze Sommer so wird? Die aktuelle Großwetterlage lĂ€sst leider keine direkten RĂŒckschlĂŒsse auf das Wetter der nĂ€chsten Wochen oder gar Monate zu. Genauso gut, wie die aktuelle Wetterlage sich z.B. in der kommenden Woche Ă€ndern kann, ist es auch möglich, dass sie in dem heute beginnenden meteorologischen Sommer immer wieder zurĂŒckkehrt und tatsĂ€chlich einen "Gewittersommer" verursacht.

Der amerikanische Wetterdienst National Weather Service (NWS) der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) geht in seiner Langzeitvorhersage fĂŒr den Juni von nasseren, im Juli und August jedoch von trockeneren VerhĂ€ltnissen in Deutschland relativ zu dem 30-Jahres-Zeitraum 1981-2010 aus. WĂŒrde diese Vorhersage eintreffen, könnte es einen "Gewitter-Juni" geben, wĂ€hrend der Restsommer eher vom Hochdruckeinfluss dominiert wird und die Gewitter nicht so zahlreich auftreten. Wichtig hierbei zu wissen ist, dass Langzeitvorhersage keine Wettervorhersagen sind, sondern nur Wahrscheinlichkeiten z.B. fĂŒr trockenere oder nasserer VerhĂ€ltnisse angeben, so dass hier sicherlich noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.



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