Facebook Twitter
30. Mai 2016 | Dipl.-Met. Martin Jonas

Unwetternachlese

Unwetternachlese

Datum 30.05.2016

In der Nacht zum heutigen Montag wurden Teile des Südens und der Mitte von heftigen Regenfällen und Gewittern heimgesucht. Das heutige Thema des Tages wirft einen Blick auf die entsprechenden Entwicklungen, die leider vielerorts auch schwere Schäden und heftige Überflutungen hervorgerufen haben.



Auch gestrigen Sonntag (29.05.) ist es wieder zu extremen Gewittern und Niederschlägen gekommen. Insofern verlangt es die Chronistenpflicht, hier einen kurzen Abriss der Ereignisse des gestrigen Sonntags und der letzten Nacht zu geben.

Schon am Nachmittag hatten sich in einem Bereich vom westlichen Alpenrand bis nach Schwaben einige sehr kräftige Gewitter gebildet, die sich mit einer schwachen südlichen bis südwestlichen Strömung nach Norden verlagerten (in der angehängten Grafik, die den Süden Deutschlands zeigt, oben links zu sehen). Bereits zu diesem Zeitpunkt kam es in einem Streifen von Ulm bis zum Wettersteingebirge zu heftigem Starkregen, am Hohenpeissenberg wurden von 18 bis 19 Uhr (alle Zeiten in MESZ) 53 Liter pro Quadratmeter gemessen.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Im Laufe des Abends bildete sich eine Gewitterlinie aus, die von der unteren Donau bis in den Norden Baden-Württembergs reichte (in der Grafik oben rechts). Im Bereich dieser Gewitterlinie kam es zu teils extremen Unwettern, die höchste im DWD-Messnetz in einer Stunde registrierte Regenmenge wurde an der Station Hohenthann etwa 70 km nordöstlich von München gemessen. Von 20 bis 21 Uhr MESZ fielen dort 65 Liter auf den Quadratmeter, im benachbarten Landshut-Reithof waren es im gleichen Zeitraum noch 57 Liter.

Da sich zu diesem Zeitpunkt das Zentrum des für die heftigen Gewitter- und Wettererscheinungen verantwortlichen steuernden Tiefs ELVIRA über dem Südwesten Deutschlands befand, wurde die Gewitterlinie entgegen dem Uhrzeigersinn nach Nordwesten gesteuert (in der Grafik unten die Termine 00 und 03 Uhr). In den Regionen, die sehr nahe am Drehzentrum lagen, ging die Verlagerung der Regenfälle am zögerlichsten von statten (In der Grafik beim Vergleich zwischen dem 21 Uhr und dem 00 Uhr Termin gut erkennbar). Dies ist durchaus ungewöhnlich, denn in der Regel nimmt in einem Tief die Windgeschwindigkeit (vorausgesetzt, man ist nicht zu nahe am Druckzentrum) mit der Nähe zum Zentrum zu.

Wie dem auch sei - der Norden Baden-Württembergs und der Süden Hessens waren am Ende am stärksten von den Unwettern betroffen. An den Stationen Öhringen (Baden-Württemberg) und Birkenau (Hessen) wurden jeweils 78 Liter Regen in den 12 Stunden bis heute Morgen um 6 Uhr gemessen. In Kirchberg-Herboldshausen an der Jagst (Baden-Württemberg) sind im gleichen Zeitraum sogar 93 Liter Regen gefallen. Auch im Messnetz unserer ehrenamtlichen Wetterbeobachter wurden teils extreme Niederschläge registriert. So meldeten die Beobachter an den Stationen Neustadt am Kocher und Gundelsheim, beide bei Pforzheim (Baden-Württemberg) gelegen, 123,8 bzw. 122,1 Liter in 24 Stunden (!), wobei der größte Teil dieser Mengen am Abend und in der Nacht gefallen sein dürfte.

Und wie geht es weiter? Nun, überstanden haben wir die Unwetterlage noch nicht, allerdings ist heute voraussichtlich eher der Norden dran. Vom Emsland bis nach Polen und Tschechien sind wieder Unwettergewitter mit heftigem Starkregen, größerem Hagel und Sturm zu erwarten. Am Dienstag wird es dann im Südwesten und Westen wohl trocken bleiben, bevor am Mittwoch, mit Ausnahme der Küsten, wieder allgemein mit mehr Niederschlägen und auch wieder verbreiteter mit Gewittern zu rechnen ist, wobei das Unwetterpotential im Vergleich zu gestern nicht mehr ganz so hoch sein sollte.



© Deutscher Wetterdienst