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24. Mai 2016 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Starkregen und Verkehrsbehinderungen

Starkregen und Verkehrsbehinderungen

Datum 24.05.2016

In diesen Tagen liest und hört man in den Wetterberichten im Zusammenhang mit frühsommerlichen Gewittern immer wieder das Wort "Starkregen". Darunter versteht man in der Meteorologie große Mengen flüssigen Niederschlages, die in relativ kurzer Zeit fallen. Am gestrigen Montag verursachten Starkregenfälle in Sachsen einen Erdrutsch auf die Schienen einer Eisenbahnstrecke.

Starkregenfälle kommen in den Tropen, Subtropen sowie in den gemäßigten Breiten vor und haben regional bedingt und konkret vor Ort unterschiedliche Auswirkungen. Eine Starkregendefinition sollte daher eine geeignete Relation zwischen Regenmenge und Andauer des Niederschlagsereignisses beinhalten, die in Abhängigkeit vom klimatischen Hintergrund variabel sein kann und ggf. aus praktischen Gründen die möglichen Folgen von Starkregenereignissen berücksichtigt.



Im deutschen Sprachraum wird bisweilen ab einer Menge von 5 Litern auf den Quadratmeter in 5 Minuten, mehr als 10 Liter auf den Quadratmeter in 10 Minuten oder mehr als 17 Liter pro Quadratmeter und Stunde von Starkregen gesprochen. Dagegen sind die Warnkriterien des Deutschen Wetterdienstes sensitiver: Hier stellen Niederschlagsintensitäten von 15 mm (= 15 L/m²) pro Stunde oder 20 mm innerhalb von sechs Stunden markante Warnschwellen dar (Warnfarbe "Ocker" auf der Warnkarte), 25 mm pro Stunde oder 35 mm in sechs Stunden sind Warnschwellen für Unwetter (Warnfarbe "Rot") und 40 mm pro Stunde oder 60 mm in sechs Stunden signalisieren extreme Unwetter (Warnfarbe "Violett").

Starkniederschlagsereignisse sind meist lokal begrenzt. Kurze Starkregen fließen zwar schnell ab, können aber ein plötzliches Anschwellen von Flüssen und Kanälen, vollgelaufene Keller sowie Bodenerosionen verursachen. Angaben über maximale Niederschlagsintensitäten sind außerdem von bautechnischem Interesse, z.B. für die Dimensionierung wasserbaulicher Anlagen. Vor allem aber stellen plötzlich auftretende "Wolkenbrüche" ein Verkehrssicherheitsproblem dar und so mancher Autofahrer hat bereits unangenehme Bekanntschaft mit "Aquaplaning" gemacht.

Seltener wird der Eisenbahnverkehr in Mitteleuropa durch Starkregenfälle gestört. Jedoch am gestrigen Montagabend gegen 20:00 Uhr ereignete sich nahe der sächsischen Kleinstadt Schmilka am Elbsandsteingebirge ein mächtiger Erdrutsch. Auf ca. 150 m Breite sackte Geröll hangabwärts auf die Schienen der Bahnstrecke zwischen Dresden und Prag. Ein Güterzug rollte in die Geröllmassen, woraufhin die Lokomotive entgleiste. Gott sei Dank gab es keine Verletzten, allerdings ist die Fernverkehrsstrecke Dresden - Prag vorerst gesperrt.

Wie kam es dazu? Am Montagabend gab es im Zusammenhang mit einer Luftmassengrenze, die kühle Meeresluft im größten Teil Deutschlands von feuchter und deutlich wärmerer Luft im Nordosten und Osten des Landes trennte, unwetterartige Gewitter mit heftigem Starkregen und Hagel. Dabei fielen beispielsweise im unweit von Schmilka gelegenen Lichtenhain-Mittelndorf innerhalb von zwei Stunden von 19:00 bis 21:00 Uhr 42,1 Liter Regen pro Quadratmeter.

Erdrutsche verortet man gewöhnlich eher als Folge von intensivem Dauerregen. Offensichtlich war in diesem Falle aber die Regenmenge trotz der relativ kurzen Andauer des Ereignisses groß genug, um den Hang aufzuweichen und abrutschen zu lassen. Unten finden Sie eine Karte der einstündigen Niederschlagsmengen in Sachsen und Umgebung vom Montag, den 23.05.2016, um 19:00 Uhr UTC (entspricht 20:00 Uhr Sommerzeit), die mit einem Radarbild inkl. Gewitterzellendetektion unterlegt ist. Die kräftigsten Gewitter sind zu diesem Zeitpunkt bereits nordwärts abgezogen.


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