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01. April 2016 | Dipl.-Met. Robert Hausen

Gegensätze über Deutschland: Biergartenwetter im Süden - Regen und Schnee in der Mitte - Nachtfrost im Norden

Gegensätze über Deutschland: Biergartenwetter im Süden - Regen und Schnee in der Mitte - Nachtfrost im Norden

Datum 01.04.2016

Während in Süddeutschland nur knapp ein Sommertag verpasst wurde, herrscht in der Mitte des Landes tristes Dauergrau mit Schnee teils bis in tiefere Lagen, weiter nördlich gab es verbreitet leichten Nachtfrost. Wie kommen diese Unterschiede zu Stande und bleibt es auch in den kommenden Tagen bei den krassen Gegensätzen?



Die aktuelle Wetterlage hält große regionale Unterschiede auf teils engstem Raum bereit. Grund hierfür ist eine nahezu stationäre Luftmassengrenze, die kühle Meeresluft im Norden von warmer Subtropikluft im Süden trennt. Ausschlaggebend für die Ausbildung der scharfen Temperaturgegensätze war die Druckkonstellation der vergangenen Tage, bei der sich über der Iberischen Halbinsel ein bis in höhere Luftschichten ausgeprägtes Tief bildete. Auf dessen Vorderseite (Drehbewegung auf der Nordhalbkugel entgegen des Uhrzeigersinns) konnten mit einer südlichen Strömung warme Luftmassen aus dem westlichen Mittelmeerraum nach Süddeutschland gelangen. Unterstützend für die zusätzliche Erwärmung nördlich der Alpen wirkte der Föhn (Spitzenböe auf der Zugspitze am gestrigen Donnerstagabend von 176 km/h). Dank der südlichen Anströmung muss die Luft die Alpen als natürliche Barriere überströmen, trocknet dabei ab und erwärmt sich. Das hatte zur Folge, dass gestern in weiten Teilen Bayerns und Baden-Württembergs bei längerem Sonnenschein verbreitet Höchstwerte um 20 Grad gemessen wurden. In München kletterte das Thermometer auf 23,7 Grad, in Weilenbach westlich des Starnberger Sees wurde ein Sommertag (Höchstwerte über 25 Grad) mit einem Maximum von 24,7 Grad nur knapp verpasst.

Den "Gegenpol" stellte der sich verstärkende Hochdruckeinfluss über den Britischen Inseln dar. Daraus entwickelt sich in den nächsten Stunden über Norddeutschland ein eigenständiges Hoch, das den Namen LEO erhalten wird. In dessen Nähe gab es bei gering bewölktem Himmel in weiten Teilen Norddeutschlands leichten Nachtfrost (z.B. Hamburg-Fuhlsbüttel -2,1 Grad, Hohn in Schleswig-Holstein -3,6 Grad). Auf der Vorderseite des Hochs (Drehbewegung auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn) drehte der Wind auf Nord, womit sich genau über der Mitte des Landes eine Zone zusammenströmender Winde (Konvergenz) entwickelte.



In diesem Bereich wird die Luft zum Aufsteigen gezwungen, was Wolken- und Niederschlagsbildung zur Folge hat. Bedingt durch die Stationarität kam es vor allem in einem Streifen vom Saarland über das Thüringer Becken bis in die Lausitz zu länger anhaltenden Regenfällen (um 20 Liter pro Quadratmeter in den vergangenen 24 Stunden). Dabei lag die Schneefallgrenze in den gestrigen Nachmittagsstunden auf der (kalten) Nordflanke im Rothaargebirge und Harz zunächst bei rund 800 Metern. Infolge der fortwährenden Kaltluftzufuhr aus Norden, der nächtlichen Abkühlung sowie Verstärkung der Niederschläge (Niederschlagsabkühlung) sank die Schneefallgrenze in den Frühstunden über der Mitte des Landes teils bis in tiefe Lagen ab. Dies führte insbesondere auf den Autobahnen A4, A5 und A7 zu zahlreichen Unfällen und kilometerlangen Staus. In Erfurt wurde um 08 Uhr MESZ gar eine Schneedecke von 13 cm gemessen - eine Höhe, die dort während des gesamten letzten Winters nicht erreicht wurde. Bis zum Rekordwert von 24 cm, der dort am 03. April 1984 gemeldet wurde, fehlt allerdings noch ein gutes Stück.

Doch wie geht es nun weiter? Hoch LEO wandert unter Verstärkung nach Osteuropa, womit die bodennahe Strömung über Deutschland auf südliche Richtungen dreht. Dadurch macht die warme Mittelmeerluft nach einem kurzen Dämpfer wieder Boden nach Norden gut. Kurzum, pünktlich zum Wochenende stellt sich verbreitet freundliches Wetter ein und die Temperaturen steigen bis zum Sonntag selbst an der See auf Werte um 15, sonst vielerorts auf 20, in Süddeutschland örtlich bis 25 Grad. Der Schnee von heute wird also rasch Schnee von gestern sein.



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