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14. März 2016 | Dipl.-Met. Johanna Anger

Kalter Nordostwind sorgt für gedämpftes "Frühlingsfeeling"

Kalter Nordostwind sorgt für gedämpftes "Frühlingsfeeling"

Datum 14.03.2016

Ein kräftiger Nordostwind wehte uns gestern vor allem im Südwesten um die Nase. Typisch für diese Windrichtung ist die Ausprägung der Bise, ein lokales Windsystem im Schweizer Mittelland und dem westlichen Alpenvorland.

Wer sich am gestrigen Sonntag teils bei Sonnenschein, teils bei trübem Wetter hierzulande im Freien aufhielt, dem wehte ein kalter und in einigen Regionen auch lebhafter Nordostwind um die Nase. Vor allem im Südwesten Deutschlands traten starke, teilweise sogar stürmische Böen auf. Auf dem Feldberg im Schwarzwald kam es zeitweise zu Orkanböen. Durch den kalten Wind erschien der gestrige Tag selbst bei Sonnenschein wenig frühlingshaft. Immerhin wurden im Westen in windgeschützten Lagen bis 11 Grad erreicht, wobei die gefühlte Temperatur aufgrund des starken Windes um null Grad lag. Im Osten gab es Höchsttemperaturen unter dem Hochnebel von gerade mal 1 bis 4 Grad, gefühlt deutlich unter null Grad.



Hervorgerufen wurde diese starke Nordostströmung durch große Luftdruckgegensätze zwischen einem Tiefdruckgebiet, das sich nahezu über den gesamten Mittelmeerraum erstreckte und einem kräftigen Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Norddeutschland und dem südlichen Skandinavien. Es wies einen Luftdruck von etwa 1040 hPa auf, während das Tief einen Kerndruck von 1005 hPa hatte. Das bedeutet, dass auf einer Strecke etwa zwischen Dänemark und Sizilien ein Luftdruckgefälle von 35 hPa bestand.

Die Atmosphäre versucht nun, solche Gegensätze auszugleichen, indem sie einen Luftmassentransport vom hohen zum tiefen Druck in Gang setzt. Da die Luft in diesem Fall das Hindernis der Alpen nicht überströmen kann, werden diese umströmt. Eine wichtige Rolle spielt dabei das lokale Windsystem "Bise". Dieses alemannische Wort bezeichnet einen kalten Nordostwind im Schweizer Mittelland und im westlichen Alpenvorland. Dabei wird die Luftströmung zwischen dem Alpenbogen und dem Jura kanalisiert. Da sich Alpen und Jura zum Genfer See hin annähern, entsteht ein regelrechter Düseneffekt. Das Ergebnis sind hohe Windgeschwindigkeiten, die meist schon im Bodenseeraum zu beobachten sind und sich bis zum Genfer See auswirken.

So kam es gestern an vielen Stationen des Schweizer Mittellandes zu starken bis stürmischen Böen, wie beispielsweise in Neuchâtel mit maximal 68 km/h. Auch die Wetterstationen Genf und Saint-Prex am Genfer See meldeten Böen um 55 km/h (Bft 7). Stärker war der Wind mit knapp 80 km/h (Bft 9) auf dem Juragipfel La Dôle (1669 m). Am kräftigsten war der Nordostwind allerdings gestern - abgesehen von den Berggipfeln - im Bodenseeraum zu spüren. So wurden rund um den See stürmische Böen bis 74 km/h registriert, wie beispielsweise in Friedrichshafen und in Lindau. Windgeschwindigkeiten in dieser Größenordnung sind typisch für eine mäßig ausgeprägte Bise. Bei noch stärkeren Luftdruckgegensätzen können im Schweizer Mittelland schwere Sturmböen bis 100 km/h auftreten.



Am heutigen Montag hat sich das Hochdruckgebiet etwas weiter nach Westen verlagert und liegt nun mit seinem Schwerpunkt über der Nordsee. Gleichzeitig zieht das Tief in den östlichen Mittelmeerraum. Dadurch schwächt sich der Luftdruckgegensatz im Laufe des Tages allmählich ab. Zumindest heute Vormittag werden der teils kräftige Nordostwind und damit auch die Bise zumindest noch anhalten. An den relativ niedrigen Temperaturen wird sich dadurch wenig ändern. Mit der Verlagerung des Hochs Richtung Nordsee verbleibt Deutschland heute und auch am morgigen Dienstag auf seiner Südflanke und somit bleibt es bei der nordöstlichen Strömung unter Zufuhr kalter Luftmassen subpolaren Ursprungs.

Darüber hinaus entwickelt sich schon am Mittwoch über dem westlichen beziehungsweise zentralen Mittelmeer ein neues Tief, so dass sogar mit einer erneuten Windzunahme und einem erneuten Aufleben der Bise zu rechnen ist.



© Deutscher Wetterdienst