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19. Januar 2016 | M.Sc. Met. Stefan Bach

Die Feinde des Schnees

Die Feinde des Schnees

Datum 19.01.2016

Spätestens im Frühjahr verschwindet der Schnee in unseren Gefilden aus dem Landschaftsbild. Wie das funktioniert und warum selbst bei knackigen Minusgraden die Schneedecke kleiner werden kann, soll im Folgenden erklärt werden.

Vielerorts liegt in Deutschland derzeit Schnee. Mit Ausnahme der Stationen von mehr als 750 Metern Ortshöhe über Normalnull lauten die derzeitigen Spitzenreiter (Stand 19.01.2016, 7 Uhr MEZ):

Baiersbronn-Mitteltal (Schwarzwald, 596 m) 76 cm Reit im Winkl (Alpen, 685 m) 60 cm Loßburg (Schwarzwald, 662 m) 54 cm


Aktuelle Schneebedeckung in Europa
Aktuelle Schneebedeckung in Europa


Doch früher oder später - spätestens im Frühjahr - geht es dem Schnee an den Kragen. Aber auf welche Weise verschwindet Schnee eigentlich? Nun, zum einen enthält eine frische Decke aus recht trockenem Schnee sehr viel Luft. Im Laufe der Zeit sackt diese einst lockere Schneedecke unter ihrem eigenen Gewicht mehr oder minder zusammen - die Gesamtschneehöhe reduziert sich, selbst wenn die ganze Zeit über Dauerfrost herrschte.

Aber bevor wir zum ersten eigentlichen "Schneekiller" kommen, müssen wir noch einen kleinen theoretischen Ausflug machen:

Anhand der sogenannten Feuchttemperatur und Taupunkttemperatur unterscheidet man verschiedene Stufen des Schneeabbauprozesses. Die Feuchttemperatur ist dabei die Temperatur, die von der feuchten Seite eines Psychrometers (siehe dazu unser Lexikon unter http://www.dwd.de/lexikon) gemessen wird und stets kleiner (bzw. bei 100 % Luftfeuchtigkeit gleich) der Lufttemperatur ist. Die Taupunkttemperatur ist diejenige Temperatur, bei der die feuchte Luft wasserdampfgesättigt wäre. Sie ist kleiner als die Feuchttemperatur (bzw. bei tatsächlicher Sättigung gleich groß).

Liegt die Feuchttemperatur - und damit auch die Taupunkttemperatur - unter 0 Grad, sublimiert der Schnee. Zur Sublimation kommt es, wenn Schnee oder Eis direkt von der festen in die gasförmige Phase übergehen. Das geschieht, weil die den Schnee umgebende Luft meist noch mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, als sie aktuell beinhaltet. Wenn die Luft also nicht wasserdampfgesättigt ist, kann der Schnee unabhängig von der Temperatur ohne zu schmelzen direkt zu Wasserdampf sublimieren. Dieses Phänomen kann man besonders an sonnenreichen Eistagen beobachten. Da dabei aber Energie aufgebracht werden muss, kühlt der übrige Schnee ab - die Sublimation ist also nicht gerade der effektivste Prozess.

Effektiver ist es da schon, wenn die Feuchttemperatur schon über 0 Grad liegt, die Taupunkttemperatur aber noch darunter. Dann schmilzt der Schnee - das heißt, er geht sowohl in die gasförmige und in die flüssige Phase über.

Liegt auch der Taupunkt über 0 Grad, taut der Schnee - ein noch effektiverer Vorgang als das Schmelzen. Der Schnee geht dann nur noch in die flüssige Phase über.

Legt man eine mittlere relative Luftfeuchtigkeit von 50 % zugrunde, so sublimiert Schnee unterhalb einer Temperatur von +3,5 Grad, schmilzt bei 3,5 bis 10 Grad und taut oberhalb von 10 Grad.

Die Wirksamkeit hoher Temperaturen wird nur noch von Regen übertroffen, der in den Schnee fällt. Solange der Regen nicht in Form von unterkühlten Tropfen (d.h. Wassertemperatur unter 0 Grad) fällt, ist dies aufgrund der hohen Wärmekapazität von Wasser ein unglaublich effektiver Prozess um Schnee abzubauen.

Der gnadenloseste "Schneekiller" überhaupt ist aber der Mensch, der den Schnee entweder per Hand oder maschinell aus dem Weg räumt, Schneemänner baut usw. ;-) Indem Salz oder Salzlösungen auf Straßen und Wege ausgebracht werden, wird der Gefrierpunkt von Wasser herabgesetzt und Schnee kann sich nicht mehr in fester Form halten.



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