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14. Januar 2016 | Dipl.-Met. Peggy Hofheinz, M.Sc.-Met. Anna Wieczorek

Vom Winde verweht

Vom Winde verweht

Datum 14.01.2016

Langsam kommt der Winter in allen Landesteilen in Fahrt und macht auch im Tiefland seinem Namen alle Ehre. Allerdings steigt mit auflebendem Wind die Gefahr von Schneeverwehungen. Doch was heißt das genau?

Langsam kommt der Winter in allen Landesteilen in Fahrt und macht auch im Tiefland seinem Namen alle Ehre. Mit Durchzug von "Emma" strömt mehr und mehr maritime Polarluft ein, die verbreitet Schneefälle und frostige Temperaturen bringt. Allenfalls können in den Niederungen entlang des Rheins am Wochenende noch sanfte Plusgrade erreicht werden. Soweit so gut - da vermag manch einer zu sagen "Endlich Winter!" Allerdings hat Emma noch Zusatzgepäck an Bord: den Wind. Und dort, wo Wind und Schnee zusammen kommen, insbesondere wenn dieser leicht und pulvrig ist, treten Schneeverwehungen auf.



Der Bodenwind wirbelt den Schnee auf und trägt ihn weiter in windgeschützte Gebiete wie beispielsweise Mulden und Senken. Dies geschieht besonders gut bei Pulverschnee, da dieser leicht und trocken ist. Bei Wirbelbildung an Hindernissen wird der Schnee auf deren Leeseite (der Wind abgewandten Seite, auch Windschatten genannt) abgelagert. Teilweise wird der Schnee gegen Hindernisse geweht, wodurch mitunter kompakt zusammengedrückte Schneemassen entstehen, die eine erstaunliche Festigkeit aufweisen können.

Im Gebirge kennt man noch die sogenannten Schneewechten, eine weitere Variante der Verwehung. Diese können an der windabgewandten Seite von Berggraten entstehen und teils deutlich über die darunter liegende Felsbasis herausragen, sodass beim Überqueren lediglich eine geschlossene Schneedecke zu erkennen ist und nicht die Gefahr einer nicht-tragfähigen Unterlage. Das kann für Tourengeher recht tückisch werden.

Auch im Straßen- und Schienenverkehr birgt das weiße Winterwunderland einige Gefahren. In dichtem Schneetreiben sinkt die Sichtweite stark ab und die lokal schwankenden Schneeanhäufungen, die von der Richtung des Windes und der vorhandenen Hindernisse abhängen, sind kaum zu erkennen. Aber auch bei besserer Sicht ist es oft schwer einzuschätzen, wie hoch sich der Schnee tatsächlich aufgetürmt hat. In hohen Verwehungen können Autos und sogar Züge steckenbleiben, so dass nichts mehr geht.

Ab Windstärke 6 können bei Neuschnee oder einer vorhandenen Schneedecke von 5 bis 10 cm bereits markante Verwehungen auftreten. Legt der Wind noch ein Schippchen drauf, kommt es bei stürmischen Böen (Windstarke 8) auch zu unwetterartigen Verwehungen, bei denen beispielsweise Straßen und Schienenwege stellenweise unpassierbar werden und Bäume unter der Schneelast zusammenbrechen können.

Heute und am morgigen Freitag kommt es in den Mittelgebirgen zu markanten Schneeverwehungen, die aufgrund des nachlassenden Windes am Wochenende dann nicht mehr zu befürchten sind. Im Schwarzwald und auch in den Alpen weht der Wind insbesondere oberhalb 1000 m so stark, dass dort auch unwetterartige Verwehungen möglich sind. Aber das Starkwindfeld zieht sich sukzessive nach Süden zurück und am Wochenende sind dann nur noch in den Gipfellagen der Alpen markante Schneeverwehungen möglich.



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