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14. Dezember 2015 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz

WERNER II - (Nicht ganz) "Volles Rooäää!!!"

WERNER II - (Nicht ganz) "Volles Rooäää!!!"

Datum 14.12.2015

Sturmtief WERNER II sorgte am vergangenen Wochenende in der Nordhälfte Deutschlands für viel Wind. Einen Blick auf die Lebensgeschichte dieses Schnellläufers und auf den Nordpazifik werfen wir im heutigen Tagesthema.

Okay, zugegeben: Die Überschrift ist nicht ganz astrein. Zum einen heißt der zweite Film der von Rötger Feldmann alias "Brösel" erschaffenen Comicfigur "Werner" nicht "Volles Rooäää!!!", sondern "Das muss kesseln!!!", zum anderen gab Sturmtief WERNER II nicht einmal "nicht ganz volles Rohr", verglichen mit dem, was sich am gestrigen Sonntag über dem Nordpazifik abgespielt hat. Dazu später mehr.


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Verstecken muss sich der Schnellläufer WERNER II aber nicht, sorgte er doch unter anderem in Potsdam und Berlin für schwere Sturmböen. Warum Schnellläufer? Werfen wir doch einmal einen kurzen Blick auf WERNERS Lebensgeschichte.

In der Nacht zum vergangenen Samstag entstand im Bereich des großräumigen Tiefs WERNER westlich der Britischen Inseln ein zweites Luftdruckminimum, ein sogenanntes Randtief. Bis Samstagmittag vertiefte sich der Kerndruck des Randtiefs, nun bereits mit dem Namen WERNER II versehen, von knapp unter 1010 hPa auf 1003 hPa und lag - jetzt als eigenständiges Tief - direkt über den Britischen Inseln. Verantwortlich für diese Entwicklung war ein Tiefausläufer in der oberen Troposphäre, also etwa zwischen 5 und 10 km Höhe.

Infolge komplexer dynamischer Vorgänge ging dieser "Höhen-Tiefausläufer" eine "Verbindung" mit WERNER II am Boden ein (wie bereits im Thema des Tages vom letzten Samstag, dem 12.12.2015, anschaulich beschrieben wurde). Dadurch konnte sich dieses weiter vertiefen und erreichte in der Nacht zum gestrigen Sonntag mit einem Kerndruck von 1000 hPa Schleswig-Holstein. Doch genauso schnell wie WERNER II kam, so schnell verschwand es auch wieder. Sonntagfrüh lag es mit 999 hPa bereits über Usedom und zog danach ostwärts ab. Dessen Sturmfeld dagegen, das Samstagabend auf Deutschland übergriff und sich weitestgehend auf die Nordhälfte beschränkte, hielt sich im Osten noch bis in die Mittagsstunden, ehe sich der Wind auch dort wieder deutlich abschwächte.

Vielfach sorgte WERNER II in der Nordhälfte für stürmische bzw. Sturmböen zwischen 65 und 85 km/h (Bft 8-9). Die stärksten Böen traten dabei mit Durchgang der Kaltfront von WERNER II auf, da durch die damit verbundenen vertikalen Umlagerungen Wind aus etwas höheren Luftschichten bis in Bodennähe heruntergemischt wurde. Auch schwere Sturmböen (Bft 10) wurden gemessen und zwar nicht nur an der Nordseeküste, sondern auch in Potsdam (90 km/h), Berlin-Schönefeld (90 km/h) sowie im niedersächsischen Süpplingen (94 km/h). Die Station auf dem Fichtelberg konnte orkanartige Böen (112 km/h, Bft 11), auf dem Brocken sogar extreme Orkanböen (144 km/h, Bft 12+) verzeichnet werden. Das Sturmfeld von WERNER II war aber nur ein laues Lüftchen im Vergleich zu dem des Tiefs über dem Nordpazifik, genauer gesagt über der Beringsee. Mit einem minimalen Kerndruck von 924 hPa (analysiert vom amerikanischen Wetterdienst NOAA am gestrigen Sonntagmorgen) kam es auf der zu Alaska gehörenden Insel St. George gestern Früh zu mehreren Böen über 200 km/h. In der Spitze wurden dort knapp 250 km/h gemessen!

Das ist dann wirklich "volles Rooäää".



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD