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13. Dezember 2015 | MSc.-Met. Sebastian Schappert

Vorweihnachtliches Wunschkonzert

Vorweihnachtliches Wunschkonzert

Datum 13.12.2015

Bereits in den vergangenen Tagen konnte man in der Nacht, sofern es die Bewölkung über Deutschland zuließ, einige Sternschnuppen beobachten. Das heutige Thema des Tages dreht sich um die Ursache dieses spektakulären Himmelsphänomens in der Vorweihnachtszeit.

In den vergangenen Nächten konnte vielerorts in Deutschland bereits fleißig gewünscht werden. Dabei handelt es sich allerdings nicht um die Einsendung von Wünschen bezüglich des diesjährigen Weihnachtswetters. Nein! Die Rede ist von einem Phänomen, das sich jedes Jahr aufs Neue im Dezember ankündigt: die Geminiden. Für alle, die sich nicht mit dem nächtlichen Sternenhimmel beschäftigen: Es geht um Sternschnuppen! Und volkstümlichem Aberglauben nach hat der Beobachter bei Sichtung einer solchen einen Wunsch frei.



Die Erde durchquert im Laufe des Jahres auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne verschiedene Meteorströme (auch Meteorschauer genannt), die aus Auflösungsprodukten wie Staub oder Gesteinsresten von Kometen bestehen. Die Geminiden sind dabei wohl neben den Perseiden einer der bekanntesten Meteorströme (man erinnere sich an den Juli und August) und bestehen nach neusten Theorien aus den flüchtigen Bestandteilen des als Asteroiden 1983 TB klassifizierten Himmelskörper, der später auch den Namen Phaeton erhielt. Jedes Jahr um den 14. Dezember kreuzt die Erde den Meteorschauer auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne. Die damit einhergehenden Leuchterscheinungen werden von den Teilchen dieses Stroms (Staub oder Gesteinsreste) erzeugt, die beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen. Es leuchten jedoch nicht nur die Teilchen selbst. Durch die starke Hitzeentwicklung werden Luftmoleküle in der Umgebung ionisiert, was den hellen Leuchtstreifen verursacht.

Den Namen bekommen die Meteorströme meist von den Sternbildern, aus denen sie für den Beobachter auf der Erde aufzutreten scheinen. Im Fall der Geminiden nimmt der Beobachter den Ursprung der Schnuppen (auch Radiant genannt) im Sternbild Zwillinge (lateinisch gemini) wahr. Am Abendhimmel ist das Sternbild dann wie folgt zu finden: Beim Blick Richtung Osten fallen zwei nebeneinanderstehende, helle Sterne namens Kastor und Pollux auf, die die beiden östlichen Eckpunkte des Sternbildes markieren. Von jedem dieser Sterne scheint eine Art Sternenlinie auszugehen, die von schwächeren Sternen abgebildet wird. So entsteht der Eindruck von zwei Brüdern, die als Zwillinge eng nebeneinander am Himmel stehen.

Der gesamte Aktivitätszeitraum der Geminiden liegt jedes Jahr zwischen dem 4. und 17. Dezember, ihr diesjähriges Aktivitätsmaximum erreichen sie voraussichtlich am Abend des morgigen Montags, dem 14. Dezember gegen 19 Uhr MEZ. Dann sind voraussichtlich über 100 Sternschnuppen pro Stunde zu sehen, 2013 waren es sogar 140 pro Stunde. Da die Sonne zu dieser Zeit bereits vollständig am Horizont verschwunden ist, sollten also gute Beobachtungsbedingungen herrschen. Aber auch in den folgenden Nächten wird man einige Sternschnuppen am Nachthimmel beobachten können, vorausgesetzt natürlich, dieser ist wolkenfrei. Der Mond beeinträchtigt die Sichtbedingungen dabei nicht: Er ist nur tagsüber als sehr schmale, zurzeit zunehmende Sichel am Himmel zu finden und geht am heutigen Sonntag gegen 18:50 Uhr (in Frankfurt am Main) unter.

Betrachtet man sich die Modellprognose für den Bedeckungsgrad heute Abend, können sich vor allem die Menschen in einem Streifen vom Bayerischen Wald bis zum Niederrhein getrost für den Ludwigshafener Tatort auf die Couch zurückziehen, ohne das Gefühl haben zu müssen, etwas zu verpassen. Der Ausläufer von Tief Werner I im Ostatlantik, der quer über Deutschland liegt, sorgt in diesen Teilen nämlich für dichte Bewölkung. Im äußersten Süden und Südwesten darf man dagegen zeitweise mit Auflockerungen rechnen. Allerdings kann dort Nebel das Beobachten des Himmelsfeuers unmöglich machen. Am besten sucht man sich deshalb einen höher gelegenen Standpunkt. Auch in der Nordhälfte sind anfangs noch stellenweise Lücken in der Wolkendecke zu finden, allerdings macht die Luftmassengrenze im Laufe der Nacht etwas Boden nach Nordosten hin gut und sorgt, zusammen mit teils dichten Nebel- oder Hochnebelfeldern entsprechend auch dort für schlechte Sicht.

Auf die Geminiden folgt übrigens um die Weihnachtsfeiertage bereits der Ursidenstrom und sorgt mit seinem Maximum in der Nacht auf den 23. Dezember für weihnachtliche Stimmung am Himmel. Verpassen sie das Himmelsspektakel also nicht. Vielleicht geht der eine oder andere Wunsch - zum Beispiel nach Schnee zu Weihnachten - ja in Erfüllung.



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