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20. November 2015 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Dauerregen lässt Jahresdefizit beim Niederschlag in Süddeutschland schwinden!

Dauerregen lässt Jahresdefizit beim Niederschlag in Süddeutschland schwinden!

Datum 20.11.2015

Nach dem Sturm kam der Regen! Vor allem in der Südhälfte regnete und regnet es an einer wellenden Luftmassengrenze länger anhaltend und ergiebig und lässt die allgemeine Trockenheit enden.

Die Mitte und der Süden von Deutschland liegen derzeit im Einflussbereich von dem Randtief "Kunibert", welches sich entlang einer wellenden Luftmassengrenze ostwärts verlagert. Die Luftmassengrenze, die sich nur langsam südlich verschiebt, trennt dabei sehr milde bis warme subtropische Luft im Südwesten des Landes von der etwas kühleren Meeresluft weiter nördlich. Am heutigen Freitagmorgen um 8 Uhr herrschten beispielsweise im Breisgau Temperaturen bis 14 Grad, während weiter nach Nordosten verbreitet nur Werte um 7 Grad gemessen wurden. Im Grenzgebiet beider, deutlich unterschiedlich temperierten Luftmassen kam bzw. kommt es zu kräftigen vertikalen Luftumwälzungen. Im Bereich der Kaltfront von Tief "Iwan", die in der Nacht auf Freitag die Mitte passierte und am Morgen den Südosten erreichte, schob sich kalte Luft unter die sehr milde Luft, hob diese und produzierte schließlich schauerartig verstärkte Regenfälle. An der von Westen nachfolgenden Warmfront von Tief "Kunibert" sorgen dagegen kräftige Aufgleitprozesse für mäßige bis starke, länger anhaltende Niederschläge.



Vor allem südlich von Mosel und Main fielen bzw. fallen ergiebige Regenmengen. Innerhalb von 24 Stunden fielen zwischen Mosel sowie Main und der Donau bis heute Morgen 7 Uhr verbreitet 15 bis 40 Liter pro Quadratmeter. Im Odenwald, dem Spessart sowie in Teilen Mittel- und Oberfrankens wurden in Staulagen lokal sogar Regenmengen bis 70 Liter erreicht. Auch im Schwarzwald wurden heute Morgen schon Dauerregenmengen über 30 Liter in 24 Stunden überschritten (vgl. Abbildung 1 im Archiv links unten auf der Homepage des Deutschen Wetterdienstes). Die größten Regensummen sind dabei direkt auf die durchziehende Kaltfront zurückzuführen. Durch die kräftigen vertikalen Umwälzungen in der Atmosphäre wurde der Dauerregen schauerartig verstärkt, sodass örtlich sogar Starkregenschwellen erreicht wurden. So fielen beispielsweise zwischen 22 und 23 Uhr in Frankfurt/Flughafen 16 Liter pro Quadratmeter. Nur eine Stunde später meldete die Station Oberaurach-Fatschenbrunn einen stündlichen Wert von 18 Litern. Die gleiche Menge registrierte die Station Neckargemünd-Kleingemünd zwischen 2 und 3 Uhr in der Nacht. Der höchste stündliche Wert wurde schließlich mit 22 Litern pro Quadratmeter zwischen 3 und 4 Uhr in Waibstadt gemessen. Derartige stündliche Regensummen erinnern mehr an ein sommerliches Gewitter als an den Durchzug einer Kaltfront im November. Verantwortlich für die hohen Stundensummen ist die sehr milde Luft subtropischen Ursprungs auf der Südseite der Luftmassengrenze, die über ein potenzielles niederschlagbares Wasser von bis zu 30 Litern pro Quadratmeter verfügt. Je stärker nun die vertikalen Umwälzungen sind, desto mehr von diesem niederschlagbaren Wasser kann ausfallen und schließlich den Weg zum Boden finden.



Mit den aufkommenden länger anhaltenden Niederschlägen von Tief "Kunibert", sind dann vorwiegend die Regionen zwischen Oberrhein und Bayerischer Wald bzw. Passauer Land betroffen. Bis Samstagmorgen sollen in dem genannten Streifen verbreitet zwischen 25 und 60 Liter pro Quadratmeter fallen. In Staulagen sind sogar 24-stündige Mengen bis 90 Liter möglich (vgl. Abbildung 2). Insgesamt sind in der Südhälfte Deutschlands über einen 48-stündigen Zeitraum Niederschlagmengen zwischen 30 und 100 Liter, exponiert auch bis 120 Liter pro Quadratmeter zu erwarten.

Mit diesen länger anhaltenden und ergiebigen Niederschlägen kann somit das Niederschlagsdefizit, das sich über das Jahr hinweg aufbaute, im Süden verringert werden. Vor dem Dauerregen fielen in Baden-Württemberg und Bayern von Januar bis Anfang November meist nur zwischen 50 und 90 Prozent des Jahresniederschlages. Nach der ersten Novemberdekade gibt es lediglich eine Station (Laupheim), die die Jahresmengen im vieljährigen Mittel schon erreicht hat (100%). Bisher fielen die Monate bis auf wenige Ausnahmen teils deutlich zu trocken aus, was sich in der Jahresstatistik entsprechend bemerkbar macht.

Sollte nun aus vieljähriger Sicht bezüglich des Niederschlags ein normaler Dezember (50 bis 140 Liter) folgen, könnte zusammen mit den derzeitigen ergiebigen Regenfällen das Jahressoll in Baden-Württemberg und Bayern jedoch vielerorts noch erreicht werden.



© Deutscher Wetterdienst