Facebook Twitter
Drucken
23. Oktober 2015 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Gefährlicher Hurrikan PATRICIA trifft als "Spätzünder" auf Mexiko

Gefährlicher Hurrikan PATRICIA trifft als "Spätzünder" auf Mexiko

Datum 23.10.2015

Die Hurrikan-Saison des Pazifiks liegt in den letzten Zügen. Doch mit PATRICIA kommt es noch einmal ganz dick. PATRICIA trifft zum Samstag als überaus gefährlicher Hurrikan der fünften Kategorie auf Mexiko.

Die in diesem Jahr ganz besonders aktive Hurrikan-Saison im Zentral- und Ostpazifik neigt sich langsam dem Ende zu. Sage und schreibe 23 tropische Stürme wurden bis dato registriert. Auf Grundlage des vieljährigen Mittels 1981-2010 sind dort allerdings nur rund 15 Stürme zu erwarten. Damit brachte die diesjährige pazifische Hurrikan-Saison nach 1992 die bisher meisten tropischen Stürme seit Aufzeichnungsbeginn hervor.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Mit OLAF und PATRICIA sind gerade zwei Hurrikane aktiv. OLAF, immerhin mit gemittelten Windgeschwindigkeiten um 175 km/h noch ein Hurrikan der zweiten Kategorie, befindet sich zurzeit rund 1500 Kilometer südwestlich von Hilo/Hawaii und wird wohl nicht mehr über den Status eines sog. "Fischsturmes" hinwegkommen. So werden auf eine etwas despektierliche Art und Weise tropische Stürme bezeichnet, die nicht auf bewohntes Gebiet treffen, sondern nur über den Weiten des Ozeans "ihre Runden drehen". PATRICIA dagegen nähert sich als potenziell gefährlicher Hurrikan unaufhaltsam der mexikanischen Pazifikküste.

In den vergangenen gut 24 Stunden durchlief PATRICIA eine bemerkenswerte Entwicklung von einem tropischen Sturm zu einem Hurrikan der höchsten, also fünften Kategorie, mit geschätzten mittleren Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h. Diese regelrechte Wachstumsexplosion überraschte selbst die erfahrenen Meteorologen, die PATRICIA in ihren Vorhersagen nur Kategorie Drei zutrauten. Dabei muss an dieser Stelle betont werden, dass die Vorhersagen von Zugbahn und Intensität der tropischen Wirbelstürme grundsätzlich mit vielen Unsicherheiten behaftet sind. Immerhin gibt es dort, wo tropische Tiefdrucksysteme zu Wirbelstürmen heranreifen, nämlich mitten über der weiten See, sehr wenige Informationen über die verschiedenen meteorologischen Größen (Luftdruck, Temperatur, Wind etc.). Messungen durch Bojen und auf Schiffen sowie einige Beobachtungsflüge durch den Wirbelsturm und auch Satellitendaten reichen eigentlich nicht aus, um die Wettermodelle ausreichend mit Daten zu füttern. Häufig sind die "Forecaster" mit ihrer Erfahrung und einer Intuition für die Dinge, mit denen sie sich täglich beschäftigen, den Simulationen der Computermodelle überlegen. Natürlich sind auch sie als Menschen nicht gänzlich davor gefeit, durch die Intuition auch mal "fehlgeleitet" zu werden.

Im Falle von PATRICIA werden insbesondere die sehr hohen Wasseroberflächentemperaturen (teils über 30 Grad Celsius), das große Feuchteangebot in der Atmosphäre und die geringe Windscherung (Änderung von Richtung und Geschwindigkeit des Windes mit der Höhe) als günstige Entwicklungsfaktoren angeführt. Der Hurrikan wird in der Nacht von Freitag auf Samstag (UTC) nach wahrscheinlich nur geringen Intensitätsänderungen knapp nordwestlich der Hafenstadt Manzanillo im mexikanischen Bundesstaat Colima mit seinem Kern an Land gehen, um sich nachfolgend dann rasch abzuschwächen (siehe Skizze der Zugbahn). Vor allem in Küstennähe werden schadensträchtige Windgeschwindigkeiten erwartet. Hohes Schadenspotenzial bergen darüber hinaus aber auch der hohe Wellenschlag an der Küste und zum Teil heftige Regenfälle, die zu großflächigen Überschwemmungen führen können.

Wenn sich die Vorhersagen bestätigen und PATRICIA als Hurrikan an Land geht, dann ist es der fünftspäteste Landfall eines Hurrikans in Mexiko während einer Saison seit Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen. Die einzigen Hurrikane, die noch später auf Mexiko trafen, sind KENNA (25.10.2002), OLIVIA (25.10.1975), RICK (10.11.1997) und TARA (11.11.1961). Dass ein Hurrikan noch Ende Oktober oder Anfang November auf Mexiko stößt, ist also durchaus ungewöhnlich, gerade mit solch einer Wucht. PATRICIA ist eben ein echter "Spätzünder".



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD