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20. Oktober 2015 | Dipl.-Met. Simon Trippler

Das Dauergrau zerrt an den Nerven

Das Dauergrau zerrt an den Nerven

Datum 20.10.2015

Viele Wolken, kaum Sonnenschein, das war das Wetterbild der vergangenen Tagen. Schuld daran war ein Höhentief, das nun aber nach Osten abzieht. Gibt es dadurch jetzt wieder mehr Sonnenschein?

Seit mehreren Tagen, für einige sicher schon gefühlt eine Ewigkeit, sieht man am Himmel in Deutschland meist nichts anderes außer einem trüben, grauen Wolken-Einheitsbrei. Dabei regnete es zum Teil auch noch und für die Jahreszeit war es zeitweise ganz schön kühl. Das Dauergrau macht vielen zu schaffen, die meisten sehnen sich daher nach Sonne und möchten gerne den gelben Ball mal wieder leuchten sehen. Gibt es dafür nun Hoffnung?



Fehlender Sonnenschein wirkt sich negativ auf das menschliche Wohlbefinden aus. Bei Sonnenschein schüttet der menschliche Körper nämlich Endorphine aus, die als sogenannte Glückshormone bekannt sind. Ein solches Endorphin ist z.B. Serotonin, das appetitfördernd wirkt, das Herz-Kreislauf-System positiv beeinflusst und die Stimmung steigert. Zudem macht die Sonne auch munter, da die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin gebremst wird, wenn Sonnenstrahlen auf die Netzhaut des Auges treffen. Darüber hinaus werden der Knochenaufbau und das Immunsystem gestärkt, wenn durch die UVB-Strahlung der Sonne auf der Haut vermehrt Vitamin D gebildet wird.

Seit vergangenem Dienstag jedoch, also seit fast einer Woche, sind alle diese positiven Eigenschaften der Sonne bzw. ihrer Strahlung in Deutschland kaum zum Tragen gekommen. So gab es seitdem mancherorts keine Minute Sonnenschein, beispielsweise in Gardelegen (Sachsen-Anhalt), Erfurt (Thüringen) und Göttingen (Niedersachsen). Aber auch sonst schien die Sonne, abgesehen von ein paar Lichtblicken wie am gestrigen Montag im Südwesten, oft nur für wenige Minuten oder Stunden (siehe dazu die Grafik der Sonnenscheindauer der letzten Tage). Kein Wunder also, wenn jetzt einige diesbezüglich "Trübsal" blasen.


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Schuld an dem geringen Sonnenschein war ein seit Tagen über uns liegendes Höhentief. Ein solches Tief ist in höheren Atmosphärenschichten gut ausgebildet, während es am Boden kaum auszumachen ist (siehe dazu auch die Themen des Tages vom 04.10.2015 und vom 14.10.2015). Dieses Höhentief drehte von der Nordsee kommend seit dem 12.10.2015 fleißig Pirouetten über Benelux, Deutschland, Ost-Frankreich und den Alpen. Dadurch wurde permanent Hebung von Luft ausgelöst, die die Bildung von Wolken und Regenfälle begünstigte.

Am heutigen Dienstag zieht das Höhentief nach Osten weiter und kommt mittags etwa über der Slowakei an. Damit behält es aber noch seinen Einfluss auf unser Wetter, womit auch heute viele Wolken und gebietsweise Regen garantiert sind. Erst am morgigen Mittwoch verlagert sich das Höhentief so weit nach nach Osten weiter, dass die Wolken bei uns weniger werden und die Sonne sich etwas vermehrt zeigen kann.

Am Donnerstag stört ein zu einem Tief bei Norwegen gehörendes Frontensystem mit seinen Wolken den Sonnenschein aber neuerlich. Bis zum Freitag sollen diese Ausläufer jedoch bereits nach Osten durchgezogen sein, dann kann sich Hochdruckeinfluss bei uns breitmachen. Vor allem am Samstag steht damit in vielen Regionen Deutschlands endlich wieder längerer Sonnenschein auf dem Zettel. Nebel oder Hochnebel könnten wie üblich im Herbst (und im Winter) bei Hochdruckeinfluss zwar stören, bei der zu erwartenden südlichen Strömung am Wochenende sollte dieser Aspekt jedoch nicht vordergründig sein. Ab Sonntag gewinnt ein Tief, das über den Britischen Inseln zu finden sein wird, von Nordwesten her wieder an Raum bei uns. Damit dürften sich die Sonnenscheinzeiten zwar erneut reduzieren, aber nicht so mager ausfallen wie derzeit unter dem Einfluss des Höhentiefs. Die Meteorologen freut's - endlich keine Dauer-Grau-Vorhersage-Langeweile mehr - die Sonnenhungrigen natürlich auch. Bye, Bye, Höhentief.



© Deutscher Wetterdienst