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10. Oktober 2015 | Dipl.-Met. Christian Herold

Russlandkälte auf dem Weg nach Mitteleuropa

Russlandkälte auf dem Weg nach Mitteleuropa

Datum 10.10.2015

Ein arktischer Kaltluftausbruch beeinflusst derzeit den Westen Russlands. Nun macht sich die Kaltluft über Osteuropa auf dem Weg Richtung Deutschland und könnte eventuell den ersten Schnee in den Mittelgebirgen bringen.

Der goldene Oktober blieb zwar bisher in weiten Teilen Deutschlands aus, dennoch wurde in den letzten Tagen noch meist relativ milde Luft zu uns geführt. So war es in Deutschland in den vergangenen 7 Tagen etwa um 1 Grad zu warm. Anders sieht die Situation in Westrussland aus. Dort kam es in den letzten Tagen zu einem ersten starken Kaltlufteinbruch.



Die Ursache für diesen Kaltlufteinbruch ist eine sogenannte Blockadelage. Auf der Vorderseite von atlantischen Tiefdruckgebieten wurde mit einer südlichen Strömung sehr warme Luft ungewöhnlich weit nach Norden bis in die Arktis verfrachtet. Dabei wurde eine lang gestreckte Hochdruckzone von Skandinavien über das Nordmeer, bis zum Nordpol aufgebaut. Sie blockiert die West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete. An der Ostflanke des Hochdruckgebietes brach mit einer kräftigen nördlichen Strömung die arktische Kaltluft, die durch die Warmluft verdrängt wurde, über Westrussland weit nach Süden aus. Verbunden war dieser Kaltlufteinbruch mit einem Sturmtief, sodass die Kälte den Ural gegen Mitte der Woche mit einem Schneesturm erreichte.

Auch in Moskau fiel der erste Schnee. Zwar erscheint einem die dort gestern gemessene Höchsttemperatur von 1 Grad keineswegs besonders kalt, dennoch liegen die Temperaturen in Osteuropa je nach Region 3 bis 7 Grad unter den für die Jahreszeit üblichen Werten. An der Südflanke des Skandinavienhochs kommt nun diese arktische Luft langsam weiter westwärts voran und beeinflusst nun bereits große Teile Osteuropas. So wurden in Ostpolen heute Nacht Temperaturen bis zu -5 Grad gemessen. Doch auch in Deutschland steht die Kaltluft vor der Tür. Zwar hat sich die Luft auf ihrem Weg nach Westen schon etwas erwärmt, für Frost hat es im äußersten Osten Deutschlands dennoch gereicht.

So richtig erreicht uns die arktische Kaltluft aber erst ab Mitte der kommenden Woche. Dann zieht ein sogenannter Kaltlufttropfen über Mitteleuropa. Kaltlufttropfen sind abgeschlossene Höhentiefs, die mit hochreichender Kaltluft angereichert sind (siehe Thema des Tages vom 4.10.2015 "Die Angst des Meteorologen"). Die Zugbahn des Kaltlufttropfens ist noch relativ unsicher, dennoch ist wahrscheinlich mit einer deutlichen Abkühlung zu rechnen, sodass in der Osthälfte wahrscheinlich verbreitet nur noch einstellige Höchstwerte erreicht werden. Nachts gibt es verbreitet Frost und in den Mittelgebirgen könnte sogar der erste Schnee fallen.

Einen richtigen Wintereinbruch bis ins Flachland, wie im europäischen Russland gibt es bei uns aber aus heutiger Sicht nicht. Dafür hat sich über dem Kontinent noch nicht genügend Kaltluft gesammelt. Bekämen wir aber diese Wetterlage im Winter, so würde es jetzt bei uns mit Dauerfrost und Nachttemperaturen unter -15 Grad bitterkalt werden.



© Deutscher Wetterdienst