Facebook Twitter
Drucken
09. Oktober 2015 | M.Sc.-Met. Sebastian Schappert

Nebel - eine unterschätzte Gefahr?

Nebel - eine unterschätzte Gefahr?

Datum 09.10.2015

Im Herbst muss wieder mit Nebel gerechnet werden. Auf den ersten Blick wirkt der dichte Schleier auch recht ungefährlich. Die Statistik spricht jedoch eine andere Sprache.

Schaut man im Oktober aus dem Fenster oder beobachtet bei einem ausgiebigen Spaziergang die Natur, sieht man den Herbst in seiner vollen Pracht. Die Blätter der Bäume verfärben sich allmählich von Grün und Goldgelb über Rot zu Braun, Hobbygärtner bringen so langsam ihre Balkonpflanzen vor nächtlichem Frost in Sicherheit und die Vögel scharen sich am Himmel und bereiten sich auf ihre lange Reise in Richtung Süden vor.



Immerhin kann das Thermometer in der Sonne des goldenen Oktobers nochmals auf Höchstwerte über 20 Grad Celsius klettern und zusammen mit der Laubfärbung für eine warme und goldene Herbstatmosphäre sorgen. Statistisch gesehen sind in Süddeutschland sogar örtlich Temperaturen um 30 Grad Celsius nicht ausgeschlossen, allerdings zeichnen sich diese hochsommerlichen Temperaturen nach den aktuellen Modellrechnungen nicht ab. Stattdessen stehen die Zeichen vielmehr auf Herbst: Mit einer nordöstlichen Strömung fließen am Wochenende zunehmend kühle und trockene Luftmassen in weite Teile Deutschlands ein. Entsprechend steigt in den kommenden Nächten wieder die Frostgefahr, aber auch tagsüber bleiben die Temperaturen teils weit unter 20 Grad Celsius.

Die Tage werden nun kürzer, die Nächte länger und somit nimmt auch die nächtliche Auskühlung zu. Gerade bei schwachen Windverhältnissen während herbstlicher Hochdrucklagen und einem meist nur locker bewölkten oder klarem Himmel kann sich die Luft in der Nacht bis zur sogenannten Taupunkttemperatur abkühlen und es bildet sich Nebel. Zugegeben ist der Gedanke an Nebel aber nicht gerade Furcht einflößend. Eigentlich hat er doch fast schon etwas Besinnliches oder Verträumtes an sich. Was ist so bedrohlich an diesem mehr oder weniger dichten Schleier, der sich über Wald und Wiesen legt und geräuschlos vor sich hin wabert?

Dass beispielsweise Gewitter gefährlich für uns Menschen sind, ist vielen von uns auch diesen Sommer wieder bewusst geworden. Statistisch gesehen sterben etwa drei bis sieben Menschen jährlich alleine an Blitzschlag. Wer allerdings davon ausgeht, dass die nun angebrochene Jahreszeit wettertechnisch ungefährlicher abläuft, täuscht sich. Die Statistik spricht hier eine eindeutige Sprache. Allein im Jahr 2014 kam es laut dem Statistischen Bundesamt zu mehr als 400 Verkehrsunfällen, die alleine durch Nebel verursacht wurden. Dabei waren vielfach Personenschäden zu verzeichnen, über 20 davon mit Todesfolge. Rund 60 Prozent aller Nebelunfälle zwischen den Jahren 2009 und 2013 ereigneten sich dabei zwischen Oktober und Dezember.

Nebel stellt somit eine deutlich unterschätzte Gefahr dar. Neben dem Flug- und Schiffsverkehr wird hauptsächlich der Straßenverkehr durch Nebel stark beeinträchtigt und erheblich gefährdet. Innerhalb nur weniger Meter kann die Sichtweite für Autofahrer im plötzlich auftauchenden, dichten Nebel nahezu auf null absinken. Wer dann mit Geschwindigkeiten von über 100 km/h unterwegs ist, kommt einem Piloten, der sein Flugzeug im Blindflug fliegt, sehr nahe. Der wesentliche Unterschied besteht nur darin, dass die Flugzeuge technisch für solche Gegebenheiten ausgerüstet sind, PKWs hingegen kaum.

Schalten Sie also selbst bei leichtem Nebel schon das Abblendlicht ein und passen Sie die Geschwindigkeit Ihres Fahrzeugs den Sichtverhältnissen an. Die Nebelschlussleuchten dürfen nach Straßenverkehrsordnung allerdings erst bei einer Sichtweite unter 50 Metern benutzt werden, da das rote Schlusslicht bis zu 30 Mal heller erstrahlt als gewöhnliche Rückleuchten und somit nachfolgende Fahrer blenden könnte. Als Orientierungshilfe können Sie die Leitpfosten am Straßenrand zu Hilfe nehmen, die in der Regel in einem Abstand von 50 Metern angeordnet sein sollten. Auf Fernlicht sollte allerdings besser verzichtet werden, da Sie sich durch das im Nebel reflektierte Licht eher selbst blenden.

Am bevorstehenden Wochenende nehmen Hoch "PETRA" über Westeuropa und Hoch "OLDENBURGIA" mit Schwerpunkt über dem Norden Skandinaviens Verbindung auf, der zunächst noch wirksame Tiefausläufer quer über Deutschland wird zunehmend aufgelöst. Entsprechend übernehmen die beiden Damen den Kochlöffel in der deutschen Wetterküche, wobei nicht allzu viel "gerührt" werden sollte, so dass sich das Wettergeschehen in Deutschland beruhigt. Mit steigendem Hochdruckeinfluss nimmt aber auch die nächtliche Nebelneigung wieder zu. Folglich muss in der Nacht zum Samstag und Samstagfrüh muss vor allem in der Südhälfte Deutschlands wieder mit Nebel gerechnet werden. Falls Sie also im Straßenverkehr unterwegs sind, fahren Sie vorsichtig!



© Deutscher Wetterdienst