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03. Oktober 2015 | Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Zeugen der Zeit

Zeugen der Zeit

Datum 03.10.2015

Haben Sie schon einmal von Dendrochronologie gehört? In der "Lehre vom Baumalter" geht es darum, dass Bäume Klimazeugen vergangener Zeiten sind. Aber warum ist das eigentlich so?

Das nette Hoch "Netti", das uns in den letzten Tagen mit landesweitem Sonnenschein verwöhnt hat, beschert uns auch am heutigen Tag der Deutschen Einheit vielerorts noch einmal wahrhaft feierliches Wetter. Was gäbe es da Besseres, als den goldenen Herbst bei einem ausgedehnten Waldspaziergang zu genießen? Die klare Luft riechen, Tannenzapfen sammeln und die sich färbenden Bäume bestaunen. Aber Bäume verschönern nicht nur unsere Umwelt, sondern sind auch Klimazeugen vergangener Zeiten - und sollen deshalb im Fokus des heutigen Thema des Tages stehen. Wer also heute (oder in ferner Zukunft) beim Waldspaziergang an einem Baumstumpf vorbeikommt, kann auf dem Querschnitt eine Vielzahl an Ringen erkennen, deren Anzahl Aufschluss über das Alter des Baumes gibt. Bei genauerer Betrachtung ist außerdem ersichtlich, dass sich ein Jahresring aus einer hellen und meist breiten Holzschicht (Frühholz) und einer dunklen, schmaleren Holzschicht (Spätholz) zusammensetzt.


Dendrochronologische Balkenprobe aus dem Rathaus von Gödenroth (Eichenholz) auf dem Roscheider Hof bei Konz
Dendrochronologische Balkenprobe aus dem Rathaus von Gödenroth (Eichenholz) auf dem Roscheider Hof bei Konz


Aus der Jahrringbreite kann nun auf die Witterungsbedingungen zur Wachstumszeit geschlossen werden: Breite Ringe weisen auf eine eher warme, feuchte Phase während der Vegetationsperiode hin, schmale Ringe auf eine eher kalte, trockene Phase.

Um einen klaren Zusammenhang zwischen Baumwachstum und Temperatur bzw. Niederschlag zu erhalten, sollten die Proben möglichst an Wachstumsgrenzen (z.B. an der nördlichen Waldgrenze) genommen werden. Die längsten aus der Dendrochronologie (von griech. dendron "Baum", chronos "Zeit", logos "Lehre"; also "Lehre vom Baumalter") gewonnenen Klimarekonstruktionen reichen etwa 10.000 Jahre zurück.

Das Wetter hinterlässt seine Spuren nicht nur in Bäumen - auch aus Eisbohrkernen, Sedimenten, Korallen, Tropfsteinen oder Pollen lässt sich das Klima (teils einige Millionen Jahre) zurück rekonstruieren. Verlässliche Wetteraufzeichnungen hinsichtlich Parameter wie Temperatur, Niederschlag und Feuchte gibt es erst seit 1881, sodass indirekte Informationen aus den oben genannten Quellen (sogenannte Proxydaten) sehr wichtig sind.

Um ein möglichst genaues Bild vom Klima vergangener Zeiten zu bekommen, werden mehrere Methoden kombiniert und die Ergebnisse verglichen. Trotzdem ist es natürlich nicht möglich, einen detaillierten Wetterablauf eines bestimmten Tages zu rekonstruieren. Langfristige Klimavariationen hinterlassen jedoch in verschiedenster Form Abdrücke in unserer Natur.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: Wikcommons