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23. September 2015 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Die Zeichen stehen auf Hochdruck

Die Zeichen stehen auf Hochdruck

Datum 23.09.2015

Das Wetter hält sich an den kalendarischen Herbstanfang. Kühl und wechselhaft ist es. Doch die Wettermodelle stellen uns Hochdruck in Aussicht. Einzig die genauen Auswirkungen auf Deutschland sind noch unklar.

Der Herbst zeigt sich in diesem September wahrlich nicht von seiner goldenen Seite. Häufig überwog wechselhaftes, kühles und zumindest in weiten Teilen des Nordens und Westens auch niederschlagsreiches Wetter. Ein besonders in hohen Luftschichten ausgeprägtes und mit reichlich Kaltluft ausgefülltes Tief sorgte auch am gestrigen Dienstag vielfach für kühles Schauerwetter und einen insgesamt tief herbstlichen Eindruck. Am heutigen Mittwoch ändert sich an der Situation wenig. In der kühlen Atlantikluft entwickeln sich wiederholt Regenschauer, insbesondere in der Westhälfte Deutschlands. An den Alpen muss sogar mit länger andauernden Niederschlägen gerechnet werden. Doch ab der zweiten Wochenhälfte tut sich etwas, insbesondere Richtung Wochenende.


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Zum Donnerstag schiebt sich nämlich ein Keil des Azorenhochs von Westeuropa her bis nach Deutschland, der den tiefen Luftdruck nach Norden und Süden verdrängt. Mit Ausnahme der Ost- und Nordfriesischen Inseln sowie Südostbayerns, wo es weiterhin zu Niederschlägen kommen kann, beruhigt sich das Wetter und sogar die Sonne zeigt sich zwischen dichten Wolken wieder etwas häufiger. Am Freitag greift die Kaltfront eines Tiefs bei Island von Nordwesten her bis zur Mitte Deutschlands über. Das klingt aber "schlimmer", als es tatsächlich ist. Denn die Kaltfront gelangt über Deutschland schnell unter den Einfluss des Azorenhochkeils, der die Wetterwirksamkeit an der Front spürbar limitiert. Nun gut, mit dichten Wolken muss am Freitag bis in die mittleren Landesteile schon gerechnet werden, ohne dass dabei signifikante Niederschläge auftreten. Ansonsten darf man sich über einen recht freundlichen Sonne-Wolken-Mix freuen. Ein leicht erhöhtes Regenrisiko besteht nur noch in Schleswig-Holstein und im äußersten Südosten.

Soweit so gut. Doch wie geht es am Wochenende weiter? Die Mehrheit der Wettermodelle prognostiziert die Ausbildung einer eigenständigen Hochdruckzelle irgendwo im Bereich der Britischen Inseln oder der Nordsee. Über Deutschland würde sich an dessen Ostflanke zwar eine nördliche Strömung einstellen, mit der kühle Nordseeluft herangeführt wird, jedoch sollten die Sonnenanteile auf Kosten der Wolkenanteile insgesamt zunehmen. Vor allen Dingen der Südwesten befindet sich spätestens am Sonntag auf der "Sonnenseite". Die östlichen und südöstlichen Regionen sind dagegen vor Streifschüssen nord- und osteuropäischer Tiefdruckgebiete nicht gänzlich gefeit. Ob dort tatsächlich Tiefdruckeinfluss mit Schauern und Gewittern gegenüber dem Hochdruckeinfluss überwiegt, bleibt abzuwarten.

Hoch- und Tiefdruckeinfluss hin oder her, in den immer länger werdenden Nächten kann sich die Luft besonders bei windschwachen Bedingungen und längerem Aufklaren stark abkühlen. Einstellige Tiefstwerte sind daher am Wochenende genauso an der Tagesordnung wie gebietsweise auftretender Nebel oder Hochnebel.

Für den Beginn der kommenden Woche deutet das Gros der Wettermodelle eine tendenziell progressive, sprich ostwärtige Verlagerung der Hochdruckzelle in Richtung Skandinavien an (siehe auch Skizze). Das bedeutet für Deutschland zweierlei: Fortsetzung der meist ruhigen, hochdruckdominierten Wetterlage sowie das Heranführen allmählich wieder etwas wärmerer Luftmassen in einer über Ost auf Süd drehenden Strömung zumindest in die südwestlichen Teile Deutschlands. Mit jedem Kilometer weiter nach Nordosten steigt im Gegensatz dazu aber die Gefahr weiterer Kaltluftvorstöße.

Sie sehen, bezüglich der weiteren Wetterentwicklung über das Wochenende hinaus bestehen noch signifikante Unsicherheiten. Entscheidend sind eben die genaue Position des Hochdruckgebietes und die daraus resultierenden Strömungsverhältnisse. Doch ganz offensichtlich schickt sich der September an, noch etwas "Schadensbegrenzung" betreiben zu wollen.



© Deutscher Wetterdienst