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08. September 2015 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

"Antizyklonale Nordlage"

"Antizyklonale Nordlage"

Datum 07.09.2015

Antizyklonale Nordlagen gehören zu den meridionalen Zirkulationsformen. An der Ostflanke eines Hochs über dem östlichen Nordatlantik bzw. den Britischen Inseln gelangt mit nördlicher Strömung Polarluft nach Mitteleuropa. Sie bringen stets "für die Jahreszeit zu kalte" Witterung.

Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese ergeben sich aus weiträumigen Luftdruckverteilungen und den daraus resultierenden Strömungsmustern in Bodennähe, sowie auch in den darüber liegenden Luftschichten. Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.


Derzeit herrscht eine
Derzeit herrscht eine "Antizyklonale Nordlage" - Nordlagen bringen stets eine für die Jahreszeit zu kalte Witterung.


Schon seit Tagen befindet sich Zentraleuropa an der Ostflanke des Hochdruckgebietes LAJANA, das seinen Schwerpunkt vom Nordatlantik zu den Britischen Inseln verlagerte. In Hochdruckgebieten (Antizyklonen) herrscht absinkende Luftbewegung vor. Durch Reibungskräfte bedingt, fließt die Luft in den unteren Schichten der Atmosphäre vom hohen zum tiefen Druck und wird dabei von der Coriolis-Kraft auf der Nordhalbkugel nach rechts abgelenkt. Folglich entsteht um den Kern des Hochdruckgebietes ein im Uhrzeigersinn rotierender Luftwirbel, was in Mitteleuropa und damit auch in Deutschland zu einer nördlichen Strömung führt.

Im Zusammenspiel mit tiefem Luftdruck über Osteuropa wird auf diese Art und Weise, gleichkommend einer riesigen Umwälzpumpe, polare Meeresluft nach Deutschland geführt. In die Strömung eingelagerte Tiefausläufer sorgen mit ihren Wolkenfeldern und zeitweiligen Niederschlägen zunächst noch für wechselhaftes Wetter. Jedoch steigt der Luftdruck in Mitteleuropa, der antizyklonale Charakter der Wetterlage setzt sich durch, so dass man die derzeitige Situation als "Antizyklonale Nordlage" klassifizieren kann (wissenschaftliche Abkürzung Na).

Nordlagen sind Großwetterlagen der meridionalen Zirkulationsform, d.h. die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Strömungskomponente ist weitaus größer als die West-Ost-Komponente. Sie treten im Mai und Juni am häufigsten auf und bringen mit ihren Polarluftvorstößen stets eine für die Jahreszeit zu kalte Witterung. Tatsächlich fiel in den vergangenen Tagen in den Hochlagen der Alpen bereits Schnee und letzte Nacht wurde es bei klarem Himmel in Süddeutschland empfindlich kalt, wobei man auf der Schwäbischen Alb vielerorts leichten Bodenfrost, z.T. bis etwa -3 °C registrierte.

Zur visuellen Unterstützung des eben Erläuterten sei auf die im Internetangebot des Deutschen Wetterdienstes unter der Rubrik "Spezielle Nutzer/Hobbymeteorologen" angebotenen Boden- und Höhenwetterkarten verwiesen.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD