Facebook Twitter
Drucken
17. August 2015 | MSc.-Met. Sebastian Schappert

Ein neuer Temperaturrekord in Deutschland, doch wie wurde er

Ein neuer Temperaturrekord in Deutschland, doch wie wurde er gemessen?

Datum 17.08.2015

In diesem Jahr erlebte Deutschland einen neuen Temperaturrekord. Manch einer zeigte sich verwundert, weil das Thermometer an der Hauswand oft höhere Werte aufwies. Wie misst man also einen solchen Temperaturrekord?

In diesem Jahr wurde an einigen Messstationen des Deutschen Wetterdienstes eine neue Höchsttemperatur seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1881 registriert. Spitzenreiter war dabei Kitzingen in Bayern. Mit 40,3 Grad Celsius wurde am 05.07.2015 ein neuer deutschlandweiter Temperaturrekord aufgestellt, der dort am 07.08.2015 bei einer weiteren Hitzewelle erneut erreicht wurde.


Messfeld einer Wetterstation
Messfeld einer Wetterstation


Auf die Veröffentlichung dieser Höchstwerte gab es jedoch nicht nur rekordbegeisterte, sondern auch verwunderte Reaktionen aus der Öffentlichkeit, vor allem, weil diese Temperaturen oft von jenen - meist noch deutlich höheren - abweichen, die manche Bürger an ihren Thermometern im Garten oder an der Hauswand ablesen.

Aber wie kommt es zu solchen Unterschieden?

Offiziell bestätigte Temperaturwerte in den Datenbanken der internationalen Wetterdienste müssen an Wetterstationen gemessen worden sein, die international festgelegten Standards entsprechen, um weltweit aktuell wie auch in der Vergangenheit vergleichbar zu sein.

Zunächst braucht man einen geeigneten Standort für die Messung. Dabei sollten die Wetterdaten repräsentativ für die Umgebung sein und die Station beispielsweise nicht in einem lokalen "Kälteloch" liegen. Am besten eignet sich hierfür ein relativ freier Platz mit genügend Abstand zu Gebäuden oder hohem Bewuchs auf einem für die Region natürlichem Untergrund (in der Regel eine Rasenfläche).

Eine der größten Herausforderungen bei der Temperaturmessung besteht sicherlich für die Stationsorte in der Einhaltung der Richtlinien über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten hinweg. Denn ein Höchstwert kann nur als solcher anerkannt werden, wenn vergleichbare Temperaturwerte an einem bestimmten Standort aus der Vergangenheit vorliegen.

Gemessen wird die Lufttemperatur immer in zwei Metern Höhe über Grund. Die Messung erfolgt jedoch nicht in der prallen Sonne, sondern abgeschattet in einer Lamellen-Strahlungsschutzhütte. Dieser moderne aus Kunststoff gefertigte Strahlungsschutz hat an den automatisierten Standorten die sogenannte "Englische Hütte" ersetzt. Letztere ist eine weiß gestrichene Holzhütte mit Außenwänden aus Lamellen und kommt nur noch an wenigen mit Personal besetzten Referenzstationen zum Einsatz.

Zur Messung der Temperatur werden verschiedene Thermometer verwendet, wobei diese selbstverständlich auch strengen Richtlinien unterliegen und regelmäßig gewartet werden müssen. Die "Englischen Hütten" sind meist mit Flüssigkeitsthermometern ausgestattet, die allerdings regelmäßig (mindestens stündlich) von Fachpersonal abgelesen werden müssen. Für die Fernmessung oder den Einsatz in automatischen Messdatenerfassungsanlagen eignen sich die Flüssigkeitsthermometer jedoch nicht. Automatisierte Wetterstationen besitzen daher elektronische Sensoren, die kontinuierlich die Lufttemperatur aufzeichnen.

Wird nun an einer Station ein neuer Temperaturrekordwert gemessen wie beispielsweise der in Kitzingen in diesem Sommer, so wird die Anlage vor der offiziellen Bestätigung des Temperaturrekordes noch einmal genau auf ihre korrekte Funktionsweise und die Wahrung der örtlichen Umgebungsbedingungen geprüft.

Anschließend geht der Temperaturwert in die global vernetzten Datenbanken ein und kann wie auch alle anderen Messdaten von den Wetterdiensten weltweit abgerufen werden. So lassen sich dann z. B. auch die absoluten Temperaturhöchstwerte der einzelnen Bundesländer in Deutschland auswerten, die in der Grafik unter http://www.dwd.de/tagesthema zu finden sind. Am heutigen Montag liegen die Höchstwerte jedoch fernab der 40-Grad-Rekordmarke. Im Nordosten kann die Temperatur auf Werte bis 29 Grad steigen, in den sonstigen Teilen Deutschlands bleibt sie zum Teil deutlich unter 25 Grad. Die weiteren Aussichten versprechen auch weiterhin sommerliche Temperaturen im Nordosten, sonst bleibt es zunächst bei Werten zwischen 17 und 24 Grad kühler. Ab Donnerstag geht es dann temperaturtechnisch langsam wieder bergauf.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD