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05. August 2015 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Es wird wieder heiß! - oder: Auf zur Waschmaschine!

Es wird wieder heiß! - oder: Auf zur Waschmaschine!

Datum 05.08.2015

Eine neue Hitzewelle steht an und damit sehr gute Bedingungen für das Wäschetrocknen an der frischen Luft. Doch was passiert dabei eigentlich genau und würde die Wäsche auch bei Minusgraden trocknen?

Nachdem sich am gestrigen Dienstag und der vergangenen Nacht diejenigen, die mit Hitze nichts anfangen können, in einigen Teilen Deutschlands über eine Abkühlung freuen durften, steht schon wieder die nächste Hitzewelle ante portas. Doch ein Gutes dürften zumindest die Hausfrauen und -männer unter uns, denen die Hitze missfällt, dem Ganzen abgewinnen: Die Wäsche trocknet draußen ratzfatz!



Betrachten wir das Ganze einmal aus wissenschaftlicher Sicht: Hängt man seine nasse Wäsche bei zum Beispiel +25 Grad draußen auf, verdunsten die in der Wäsche enthaltenen Wassertröpfchen nach und nach. Für die Verdunstung, also für den Übergang von Wasser in Wasserdampf, wird Energie benötigt. Diese wird der Umgebungsluft entzogen, wodurch sich Letztere abkühlt. Man spricht hierbei auch von der sogenannten "Verdunstungskälte". Dieser Effekt dürfte vielen z.B. vom Duschen bekannt sein. Trocknet man sich danach nicht sofort ab, empfindet man die Luft um sich herum deutlich kühler als vor dem Betreten der Dusche. Je höher die Temperatur der Umgebungsluft ist, desto größer ist auch ihre Energie, die der nassen Wäsche hinzugefügt werden kann, wodurch Letztgenannte in der Folge umso schneller trocknet. Mit Windunterstützung wird der Verdunstungsvorgang noch zusätzlich beschleunigt, da die von der Wäsche "angefeuchtete" Luft sofort abtransportiert wird.

Ein weiterer wichtiger meteorologischer Parameter in diesem Zusammenhang ist die relative Feuchte der Luft. Sie beschreibt das prozentuale Verhältnis aus dem momentan in der Luft enthaltenen Wasserdampf und der Wasserdampfmenge, die die Luft unter den aktuellen meteorologischen Bedingungen maximal aufnehmen könnte. Bei einer relativen Luftfeuchte von 0 % befindet sich kein Wasserdampf in der Luft, bei 100 % kann die Luft dagegen keinen weiteren Wasserdampf mehr aufnehmen. In der Meteorologie spricht man in letzterem Fall auch davon, dass die Luft dann gesättigt ist. Als Konsequenz kondensiert der überschüssige Wasserdampf und es bilden sich Wolken oder Nebel. Übertragen wir das auf unsere Wäsche, so gilt: Je größer die relative Luftfeuchte, desto weniger Wasserdampf kann von der Umgebungsluft aufgenommen werden und desto langsamer trocknet die Wäsche. Anders ausgedrückt: Bei einer relativen Luftfeuchte von 100 %, also z.B. bei Regen oder Nebel, wird die Wäsche nicht trocknen, egal wie lang sie auf der Leine hängt.

Wie viel Wasserdampf die Luft beinhalten kann, hängt von ihrer Temperatur ab. Bei einer Lufttemperatur von beispielsweise 0 Grad (Celsius) ist 1 m³ Luft bei einer Wasserdampfmenge von 5 g gesättigt und kann keinen weiteren Wasserdampf aufnehmen, ohne den Kondensationsprozess einleiten zu müssen. Bei 15 Grad ist bei knapp 13 g, bei 30 Grad erst ab 30 g Schluss mit der Wasserdampfaufnahme. Etwas mehr als 1 g Wasserdampf reicht dagegen schon aus, um die Luft bei frostigen -20 Grad "satt" zu bekommen.

Aber Frost und Wäschetrocknen passt ja eh nicht zusammen, oder? Doch! Das Zauberwort hierbei lautet "Sublimation" (Erklärung folgt). Bei negativen Temperaturen passiert mit der Wäsche zunächst genau das Gegenteil wie bei Plusgraden: Das Wasser in der Wäsche gefriert. Würde man nun die gefrorene Wäsche ins Haus tragen und dort aufhängen, so würde das Eis zunächst wieder in Wasser und danach in Wasserdampf übergehen. Lässt man die "Eis-Wäsche" aber draußen bei Minustemperaturen hängen, so geht das Eis direkt in Wasserdampf über oder anders ausgedrückt: Es sublimiert. Die Wäsche ist danach natürlich kälter als bei einer "warmen" Trocknung, aber das Ergebnis ist dasselbe: Sie ist trocken. Allerdings gilt auch hier, dass die Wäsche umso schlechter trocknet, je größer die relative Luftfeuchte ist.

Über Nacht sollte man seine Wäsche aber besser im Haus aufhängen. Normalerweise sinkt nämlich nachts die Temperatur im Freien, sodass die Luft weniger Wasserdampf aufnehmen kann und somit die relative Luftfeuchte zunimmt. Damit würde die Wäsche entsprechend länger zum Trocknen brauchen.



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