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12. Juli 2015 | M.Sc.-Met. Anna Wieczorek

Waldbrandgefährdung

In der letzten Woche kam es in ganz Deutschland immer wieder zu Niederschlägen, die aber die negative klimatische Wasserbilanz (Differenz zwischen Niederschlagssumme und potentieller Verdunstung) des bisherigen meteorologischen Sommers nicht ausgleichen konnte.

Dadurch hält die verbreitete Trockenheit weiterhin an und das
Waldbrand- als auch Graslandfeuerrisiko bleibt bestehen. Im Weiteren
wird die Waldbrandthematik behandelt. Für Informationen zum
Graslandfeuerrisiko schauen Sie bitte unter http://www.dwd.de/agrarwetter
nach.


Die Waldbrandwarnungen selbst liegen nicht im Zuständigkeitsbereich
des DWD, sondern werden von den regionalen Landesforstbehörden
herausgegeben. Allerdings berechnet der DWD den sogenannten
"Waldbrandgefahrenindex" (WBI), der den einzelnen Landesforstbehörden
zur Einschätzung der Waldbrandgefahr und zur Ausgabe von evtl.
nötigen Warnungen dient. Dabei stellt ein WBI 5 eine sehr hohe
Waldbrandgefährdung und der WBI 1 eine sehr geringe Gefahr dar, wobei
letzteres nicht heißt, dass kein Brand entstehen kann - es besteht
dann immer noch eine Wahrscheinlichkeit von bis zu 20 %.

Der DWD berücksichtigt bei der Berechnung des WBI bzw. der
zugrundeliegenden Feuerintensität:

1) Bilanz des Wasserhaushaltes, also die Wasseraufnahme und
Verdunstung im Kronenbereich der Bäume, der Streuschicht (Bodenbelag
wie Nadeln, Falllaub, vergilbte Gräser) und im Boden:
Beispielsweise wird die Streuschicht als der Ort der Initialzündung
angesehen. Ist diese ausreichend feucht (min. 35 %), geht man von
einem sehr unwahrscheinlichen Zünderfolg aus. Ist die Streufeuchte
dagegen unterhalb 9 %, so wird das Material als extrem zündfähig
eingeschätzt.

2) Laufgeschwindigkeit der möglichen Feuerfront:
Je nach Windgeschwindigkeit und Wassergehalt der Streuschicht, ergibt
sich eine bestimmte Laufgeschwindigkeit der entstehenden Feuerfront,
was unter anderem die Ausbreitung des Feuers bestimmt und
dementsprechend wichtig für die Feuerwehr ist.

3) Regionale Besonderheiten in der Bodenfeuchte:
Handelt es sich hauptsächlich um einen zündanfälligen Nadelwald,
zündresistenten Laubwald oder einen Mischwald? Je nach
Wasserversorgung des jeweiligen Waldbodens wird die Menge der
zündanfälligen Vegetation in der Streuschicht angepasst. Somit dient
die Bodenfeuchte bzw. der -wassergehalt als Indikator für das zur
Verfügung stehende Brennmaterial.

Aufgrund der genannten Punkte werden folgende meteorologische
Parameter für die WBI-Berechnung benötigt: Lufttemperatur, relative
Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit, Niederschlagsrate bzw. Schneemenge
sowie kurz- und langwellige Strahlung der Atmosphäre. Dabei wird am
Ende der Berechnung das Maximum des Zeitraums zwischen 12 und 18 UTC
(14 - 20 MESZ) bestimmt und als WBI vom DWD veröffentlicht.

Die unterschiedlichen Parameter und Einflussfaktoren, die bei weitem
nicht alle aufgezählt werden konnten, zeigen, wie komplex eine
Abschätzung des WBI sein kann. Heranströmende feuchte Luftmassen
können beispielweise den WBI absenken, da sie weniger
zündunterstützend wirken als trockene, während zunehmende
Windgeschwindigkeiten wiederum zu einer raschen Feuerausbreitung
führen und somit den WBI erhöhen.
Verallgemeinernd lässt sich allerdings sagen, dass für eine hohe
Waldbrandgefahr auf jeden Fall zwei Bedingungen erfüllt sein müssen:
Trockenheit des potentiellen Brennmaterials und starker, böiger Wind.


Zum Vergrößern bitte klicken
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Nebenstehend ist der WBI vom heutigen Sonntag sowie
der nächsten vier Tage dargestellt. Vor allem im Süden besteht eine
hohe bis sehr hohe Gefahr vor Waldbrand. An den Folgetagen nimmt der
WBI geringere Werte an, da wieder feuchtere Luftmassen nach
Deutschland transportiert werden, die vor allem in der Nordhälfte
Deutschlands Niederschlag mit sich bringen. Daher wird sich die Lage
wohl nur dort weitestgehend entspannen.
Falls Sie sich auch die kommenden Tage über den aktuellen
Waldbrandgefahrenindex informieren möchten, schauen Sie einfach unter
http://www.dwd.de/waldbrand nach.


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