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28. Juni 2015 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Was uns im Juli so blühen kann.

In Bezug auf die Flora können wir uns im Sommer eine Aufzählung sparen, es blüht allerorten.


Aus meteorologischer Sicht sieht es wie folgt aus:
Im Juli, dem in Deutschland fast überall wärmsten Monat, erwarten wir
alle hohe Temperaturen. In der Tat, die 40-Grad-Marke wurde auch
tatsächlich bereits erreicht. Während der Hundstage am 27.Juli 1983
berichten uns die Klimatabellen von mehreren Stationen im Südosten
Deutschlands, die 40 Grad erreichten. Dazu gehörten u.a. Ingolstadt
und Neuburg an der Donau.
Noch niemals 30 Grad gab es im Juli auf einigen Berggipfeln und
Helgoland, das mit seiner Insellage "mitten" in der Nordsee sowieso
einen besonderen
jährlichen Temperaturverlauf hat.
Höchstwerte unter 10 Grad hat es an immerhin 20% unserer Messstellen
auch schon gegeben, größtenteils lagen diese oberhalb 300 m
Meereshöhe.
Wer glaubt, der Juli sei in den Niederungen garantiert frostfrei,
der irrt. In den allseits bekannten Kältelöchern, wie z.B. Fassberg
in der Lüneburger Heide, gab es auch schon leichten Luftfrost.
Bodenfrost hat es an 20% der Stationen schon gegeben, auch in den
Niederungen teilweise unter -2 Grad.

Die Sonnenscheinrekorde findet man logischerweise dort, wo die Sonne
am längsten scheinen kann (im Norden) und gleichzeitig die
Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Konvektionsbewölkung, also
Haufenwolken, am geringsten ist. (Im Frühjahr und im Sommer in
Seenähe).
Die ersten drei Plätze belegen daher Arkona, die Greifswalder Oje
und Putbus. Und auch die folgenden Stationen liegen im
Einflussbereich der Ostsee.
Auf Arkona schien, und das ist der deutsche Allzeitrekord, mit 402.5
Stunden im Juli 1994 im Mittel 13 Stunden am Tag die Sonne. Bei einer
im Julimittel astronomisch maximalen Dauer von 16,5 h am Tag ist das
schon recht ordentlich und beglückt Urlauber und die
Tourismusindustrie.
Im Jahr 2000 allerdings hatten 10% unserer Stationen nur 2-3 Stunden
Sonnenschein pro Tag, in Nordhessen ließ sich örtlich die Sonne nicht
mal 2 Stunden am Tag sehen (insgesamt 48,4 Stunden).
Die Spanne zwischen knapp 2 und 13 Stunden pro Tag ist also enorm.

Regnen kann es natürlich auch im Juli, schließlich sind die
Sommermonate in Deutschland die regenreichsten.
Als Rekord finden wir 578 mm im Juli 1954 in Siegsdorf, südöstlich
des Chiemsees. Das entspricht im Schnitt 19 mm am Tag. Das Mittel
dort liegt allerdings bei 188 mm, damit relativiert sich dieser hohe
Wert mit 307% des Normalwertes.
Bei Stationen mit normalen 80 mm im Juli haben aber auch schon im
Tagesdurchschnitt mehr als 10 mm erreicht. Pommelsbrunn (40 km
östlich von Nürnberg) ist bei diesen Stationen mit 396 mm (495%) im
Juli 1954 der Rekordhalter. Dass diese Extreme durch
Unwetterereignisse und nicht durch Dauerregen entstanden, versteht
sich von selbst.
Einen niederschlagsfreien Juli gab es auch schon an einigen Orten
(u.a. Frankfurt a.M.(2008), Schwerin (1949)), unter 10 mm fielen in
20% der Niederschlagsmesstöpfe.


© Deutscher Wetterdienst